Triathlon: Jan Frodeno vor der Ironman-WM in Nizza

    Triathlon - Ironman-WM in Nizza:Frodeno: Zum letzten Mal geht's um alles

    von Susanne Rohlfing
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    Jan Frodeno hat alles gewonnen. Nun will er sich mit einem letzten Sieg bei der Ironman-WM in Nizza von der Triathlon-Bühne verabschieden. Dafür hat er hart trainiert.

    Jan Frodeno
    Jan Frodeno: Zum Abschluss der Karriere noch mal Weltmeister?
    Quelle: dpa

    Es wird kein halbherziges Schaulaufen werden zum Abschluss einer großen Karriere, so viel steht fest. Es wird ein knallharter Kampf.
    Jan Frodeno wird in seinem letzten Rennen am Sonntag in Nizza noch einmal alles geben, um nach 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen zum vierten Mal nach 2015, 2016 und 2019 als Ironman-Weltmeister dazustehen. "Ich habe noch einmal alles in die Waagschale geworfen", sagt der 42-Jährige im Vorfeld im ZDF-Interview.

    Frodeno seit 2019 ohne Highlight

    Seit dem Sieg 2019 habe er "sportlich kein großes Highlight mehr" erlebt. Erst bremste Corona ihn aus, dann ließen Verletzungen Zweifel aufkommen, ob der Olympiasieger von 2008 überhaupt nochmal in die Weltspitze zurückkehren würde.
    Als nach zwei Jahren Pandemiepause im Mai 2022 wieder eine Ironman-WM ausgetragen wurde, - nicht auf Hawaii, sondern in St. George in Utah - fehlte Frodeno mit Achillessehnenproblemen. Im Herbst 2022, als der Mythos Hawaii wieder aufleben durfte, musste der gebürtige Kölner wegen einer entzündeten Hüfte passen.
    Jan Frodeno auf der Ziellinie beim Ironman Hawaii 2019
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    Keine gute Zeit für einen, der über sich selbst sagt, süchtig nach dem Gewinnen zu sein. Und wenn Jan Frodeno nun erklärt, er habe "alles in die Waagschale geworfen", um noch einmal in die Weltspitze vorzudringen, ist das keine Plattitüde.

    Umzug nach Andorra

    Mit seiner Frau Emma, selbst Triathlon-Olympiasiegerin von 2008, und den beiden Kindern ist Frodeno von Girona nach Andorra gezogen. "Zurück zur Einfachheit, zum simple life", so beschreibt er diesen Schritt.

    Ich musste mich auf die grundsätzlichen Dinge konzentrieren: schlafen, essen, trainieren. Den Luxus wollte ich mir einfach noch mal erlauben.

    Jan Frodeno

    Er nennt es Luxus, andere würden von der Hölle sprechen. Aber genau das gehört zu Frodenos Erfolgsrezept: "Die Selbstkasteiung ist für mich ein Element, das zum Spitzensport dazugehört, dieses Credo zu leben, dass Perfektion dann erreicht ist, wenn man nichts mehr entfernen kann."

    Vorbereitung in den Pyrenäen

    In den Pyrenäen hat Frodeno vor allem an seinen Bergfahr-Qualitäten auf dem Rad gearbeitet. Das ist nötig für Nizza und die hügelige Radstrecke dort. Ein großer Unterschied zu Hawaii, wo Frodeno seinen letzten großen Auftritt am liebsten zelebriert hätte. Aber jetzt nimmt er es, wie es vom Veranstalter entschieden wurde. Der Hunger auf diesen letzten großen Triumph steht über allem.
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    "Hier ist keiner, um mit einer Radtour seinen Vanilla Latte und das Bananenbrot danach zu rechtfertigen. Hier sind Menschen, die ihr Leben danach ausrichten, Weltklasseleistungen zu bringen." So wie er selbst.



    Zunächst kein Fan der Langdistanz

    Nach dem Olympiasieg 2008, als Jan Frodeno mit 27 Jahren zum Star geworden war, tat er sich lange schwer, seinen Weg zu finden. Über die olympische Distanz konnte er nicht noch einmal brillieren, und die Langdistanz interessierte ihn zunächst nicht.
    Als er es dann doch versuchte, fand er seine Passion. "Ich bin sicherlich die Generation, die man heute als 'old school' bezeichnen würde."

    Ich habe immer gedacht, viel bringt viel und mehr bringt mehr. Dass das nicht der Fall ist, weiß ich inzwischen.

    Jan Frodeno

    Aber man müsse "seine Grenzen erstmal entdecken und die Messlatte hoch genug legen", sagt er. "Daran scheitern kann man immer noch. Aber darüber stolpern, weil sie zu tief liegt, sollte man nicht."
    Jan Frodeno mit der Goldmedaille 2008 in Peking.
    Frodenos größter Triumph: Olympia-Gold 2008 in Peking.
    Quelle: imago

    Jan Frodeno hat diese Messlatte immer wieder übersprungen. Einmal will er das noch schaffen. Und weil es das letzte Mal sein wird, sei der Reiz für ihn besonders groß: "Nach den vielen Jahren der Wiederholung ist das nochmal etwas Neues, das mir Schmetterlinge in den Bauch zaubert." Und wenn es vorbei ist? "Eine Menge Muskelkater und eine Menge Emotionen."

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