Zinsentscheid: EZB lässt Leitzins im Euroraum unverändert

    Europäische Zentralbank:EZB lässt Leitzins unverändert

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    Nach zehn Zinserhöhungen in Serie hat die EZB nun den Leitzins im Euroraum unverändert gelassen. Die Entscheidung wurde angesichts einer schwächelnder Konjunktur getroffen.

    Valerie Haller
    Zum ersten Mal nach zehn Erhöhungen in Folge lässt die Europäische Zentralbank den Leitzins unverändert. Er bleibt bei 4,5 Prozent. Was bedeutet das? Valerie Haller berichtet.26.10.2023 | 1:04 min
    Nach zehn Zinserhöhungen in Folge lässt die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im Euroraum vorerst unverändert. Der Leitzins bleibt nach einer Entscheidung des EZB-Rates bei 4,5 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt nach einer auswärtigen Sitzung in Athen am Donnerstag mitteilte.
    Die Inflation im Euroraum war zuletzt gesunken. Zugleich wachsen die Sorgen um die Konjunktur. "Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befinden, das - wenn es lange genug aufrechterhalten wird - einen erheblichen Beitrag zu diesem Ziel leisten wird", teilte die EZB mit. Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus werde der EZB-Rat auch künftig einen "datengestützten Ansatz" verfolgen.

    EZB strebt mittelfristig Inflationsrate von zwei Prozent an

    Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zeitweise zweistellig gewesen. Die EZB stemmt sich seit Juli 2022 mit einer beispiellosen Serie von Zinsanhebungen gegen diese Entwicklung. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann.
    Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank verkündet die erneute Erhöhung des Leitzins
    Um die weiterhin hohe Inflation zu bekämpfen, hat die EZB vor der heutigen Entscheidung zur Zinsanhebungspause den Leitzins zehnmal in Folge erhöht.14.09.2023 | 2:32 min
    Teurere Kredite sind zugleich eine Last für die Wirtschaft, weil sich kreditfinanzierte Investitionen verteuern. Die EZB strebt mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Im September schwächte sich die Teuerung im gemeinsamen Währungsraum deutlich ab. Die Jahresinflationsrate fiel von 5,2 Prozent im August auf 4,3 Prozent.
    Zugleich haben sich die Konjunkturaussichten für den Euroraum eingetrübt. Die EZB rechnete zuletzt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,7 Prozent in diesem Jahr. Im Juli war noch ein Plus von 0,9 Prozent vorhergesagt worden. Europas größte Volkswirtschaft Deutschland wird nach Einschätzung der Bundesregierung und vieler Ökonomen in diesem Jahr sogar leicht schrumpfen.

    Eurokurs gerät im Vergleich um US-Dollar unter Druck

    Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, liegt nach der jüngsten Entscheidung des EZB-Rates weiter bei 4,5 Prozent. Der Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, verharrt bei 4,0 Prozent. Dies ist das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion 1999.
    Zuletzt wurde immer deutlicher, dass die Wirtschaft in der Eurozone an Fahrt verliert, während die Konjunktur in den USA trotz Zinserhöhungen auf Wachstumskurs bleibt. Dies sorgte tendenziell für eine Kursstärke des Dollar, während der Eurokurs im Gegenzug unter Druck geriet. Am Nachmittag werden zudem Daten zum Wirtschaftswachstum in den USA erwartet. Analysten gehen davon aus, dass die US-Wirtschaft in den Sommermonaten an Kraft gewonnen hat.
    Quelle: Reuters, dpa
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