Studie: 17 Prozent weniger Gehalt in sozialen Berufen

    Studie zu Lohngerechtigkeit:Lohnlücke in sozialen Berufen bei 17 Prozent

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    Wer in Deutschland im sozialen Sektor tätig ist, verdient durchschnittlich 17 Prozent weniger als Beschäftigte in anderen Sektoren. Das geht aus einer neuen IAB-Studie hervor.

    Pflegekräfte und Ärzte bei einem Patiententransport in einer Klinik
    Einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge werden sozial Beschäftigte "monetär geringer wertgeschätzt".
    Quelle: ClipDealer

    Beschäftigte im sozialen Sektor in Deutschland verdienen laut einer neuen Studie durchschnittlich 17 Prozent weniger als Beschäftigte in anderen Sektoren. Das geht aus der Erhebung "Vor dem Kollaps? Beschäftigung im sozialen Sektor" des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Deutschen Roten Kreuzes hervor, die an diesem Montag vorgestellt werden soll.

    Neben Nachteilen bei den Arbeitszeiten zeigen sich im sozialen Sektor nach wie vor deutliche Unterschiede in der durchschnittlichen Bezahlung gegenüber der übrigen Wirtschaft.

    Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

    Die meisten Beschäftigten des sozialen Sektors arbeiten in der Kinderbetreuung und -erziehung, gefolgt von der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege und der Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sonderpädagogik.
    Daniela Diaz, Krankenschwester aus Argentinien
    In Deutschland fehlen Pflegekräfte. Immer mehr Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen setzen daher auf Fachkräfte aus dem Ausland. Viele von ihnen werden über private Personalvermittlungsagenturen aus einkommensschwächeren Ländern angeworben.31.05.2022 | 8:00 min

    Studie: "Beschäftigte monetär geringer wertgeschätzt"

    Die unbereinigte Lohnlücke zwischen dem sozialen Sektor und den übrigen Sektoren habe in den vergangenen Jahren zwar abgenommen, heißt es in der Studie unter Berufung auf umfassende IAB-Daten unter anderem zum Entgelt aller Betriebe mit Beschäftigten in Deutschland.
    Dennoch habe die Lohnlücke 2021 bei den Vollzeitbeschäftigten noch 17 Prozent betragen. Die Forscherinnen und Forscher nennen diese Lohnlücke "Care Pay Gap".

    Plakativ formuliert werden Vollzeittätigkeiten im sozialen Sektor monetär geringer wertgeschätzt als in anderen Branchen.

    Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

    Pflegekräfte bei der Arbeit
    Viele Zeitarbeitsfirmen locken Pflegekräfte mit höheren Gehältern. Für die Krankenhäuser wird das teuer - sie zahlen einen Aufpreis.09.06.2022 | 1:48 min

    Lohnlücke zwischen Frauen und Männern 2023 bei 18 Prozent

    Bekannt ist bisher vor allem der Gender Pay Gap, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Laut Statistischem Bundesamt lag der Bruttostundenlohn der Frauen im vergangenen Jahr unverändert 18 Prozent unter dem der Männer.
    Knapp zwei Drittel der Lohnlücke erklärt das Statistikamt mit höheren Teilzeitquoten bei den Frauen und geringeren Gehältern in frauentypischen Berufen. Der um diese Faktoren bereinigte Gender Pay Gap beträgt noch rund 6 Prozent des Brutto-Stundenlohns.
    Die Lohnlücke unterscheidet sich nach Altersklassen: Ab 30, wenn Frauen im Schnitt ihr erstes Kind bekommen, wird der Gender Pay Gap größer und steigt dann bis Ende 50 an:
    Stundenlöhne von Frauen und Männern
    ZDFheute Infografik
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    Hoher Frauenanteil in sozialen Berufen

    Auch beim "Care Pay Gap" würde sich der Lohnunterschied durch Bereinigung zusätzlicher Faktoren verringern, so die IAB- und DRK-Studie. "Auflösen wird er sich nicht vollständig." Angesichts des hohen Frauenanteils in den sozialen Berufen lasse sich der "Care Pay Gap" teils auch mit Lohnlücke zwischen Männern und Frauen erklären.
    Das Deutsche Rote Kreuz sieht die Politik gefordert, mehr Mittel für den sozialen Sektor vorzusehen.

    Am Ende sind es politische Entscheidungen und Akteure wie Kommunen, Kassen, Länder und der Bund, die eine entscheidende Rolle spielen.

    Joß Steinke, DRK-Bereichsleiter und Mitautor der Studie

    "Die zentrale Frage ist: Wie viel ist der soziale Sektor der Gesellschaft wert? Oder anders gefragt: Was darf er kosten?", sagte der DRK-Bereichsleiter und Mitautor der Studie, Joß Steinke.
    Quelle: dpa

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