Newsletter ZDF-Fernsehrat:Lohnende Themen in und über Europa
"Die europäische Idee ist mehr als ein politisches System", sagt ZDF-Fernsehrätin Anna-Nicole Heinrich. Zum Thema kennt die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland gute Beispiele beim ZDF – und hat noch Wünsche.
ZDF-Fernsehratsmitglied Anna-Nicole Heinrich über die Europa-Berichterstattung des ZDF.
Quelle: ZDF/Andreas Reeg#Fernsehrat: Europapolitik ist häufig von komplexen Prozessen geprägt - wie gelingt es dem ZDF aus Ihrer Sicht grundsätzlich, diese zu vermitteln?
Anna-Nicole Heinrich: Zu einer überzeugenden journalistischen Vermittlung der komplexen EU-Politik tragen in meinen Augen vor allem das Studio Brüssel und das starke Korrespondentennetz des ZDF bei: Durch die Nähe zu den Akteur*innen vor Ort können die komplizierten Gesetzgebungsprozesse mit ihren zahlreichen Etappen und Verästelungen anschaulich und mit nützlichen Hintergrundinformationen erklärt werden. So lässt sich auch das komplizierte Zusammenspiel zwischen den EU-Institutionen in Brüssel und den europäischen Hauptstädten durchweg verständlich darstellen.
#Fernsehrat: Im Europawahl-Jahr 2024 hat das ZDF besonders viel über Europa-Politik berichtet - wie bewerten Sie die Wahlbegleitung beim ZDF?
Heinrich: Europäische Politik darf nicht abstrakt bleiben, sondern muss greifbar und alltagsbezogen aufbereitet werden – das gilt gerade für die Wahlberichterstattung. Nur so lässt sich überzeugend vermitteln, dass die EU uns alle angeht. Wahlberichterstattung ist dann gelungen, wenn sie Interesse weckt für die Fragen, die sich allein im europäischen Verbund effektiv beantworten lassen. Das gilt gleichermaßen für die Themen Klima, Migration, Verteidigung oder digitaler Verbraucherschutz. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass Wahlergebnisse nicht nur in Bezug auf ihre parteipolitischen Auswirkungen auf die Bundespolitik diskutiert werden und mehr Stimmen aus der europäischen Zivilgesellschaft – jenseits der politischen Mandatsträger – zu Wort kommen.
#Fernsehrat: Das ZDF begreift das Thema Europa als Querschnittsaufgabe über alle Sparten und Formate - wie sehen Sie Europa etwa in Unterhaltung und Fiktion beim ZDF dargestellt?
Heinrich: Die europäische Idee ist mehr als ein politisches System. Deshalb finde ich es besonders wichtig, dass auch in Unterhaltungsformaten das Leben in der EU sichtbar wird. In der Spielfilmreihe "Made in Europe" begeistert mich immer wieder das facettenreiche europäische Kino, das mir Biografien, Konflikte und den Alltag der Menschen in Europa näherbringt.
Fernsehratsvorlage
#Fernsehrat: Das ZDF nutzt sein Portfolio, um werktäglich auch über den europäischen Alltag und Probleme wie Lösungsideen unserer Nachbarn zu berichten – etwa bei "heute – in Europa" oder "ARTE Re:". Was würden Sie sich zum Thema Europa inhaltlich beim ZDF noch wünschen?
Heinrich: Ich würde mir im Sinne der europäischen Zusammenarbeit noch mehr Perspektivwechsel in der aktuellen Berichterstattung und den politischen Magazinen wünschen: Nicht nur unser Blick auf Polen, Frankreich oder Griechenland, sondern auch umgekehrt der unserer Nachbarn auf uns: Wie schauen sie auf Entwicklungen in Deutschland oder auf gemeinsame europäische Herausforderungen? Einfach mal ein paar mehr Schritte in den Schuhen der anderen gehen, das fände ich gut. Und als Christin interessiert mich natürlich auch: Welche Rolle spielen Religion und Glaube in der europäischen Zusammenarbeit? In der weltweiten Kirche – auch in Europa - gibt es viele gute Beispiele für gelingende Kooperation über Grenzen hinweg – auch das wäre ein lohnendes journalistisches Thema.
Zur Person: Anna-Nicole Heinrich wurde im Mai 2021 mit 25 Jahren zur bisher jüngsten Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt. Sie vertritt die Evangelische Kirche in Deutschland im ZDF-Fernsehrat und ist Mitglied im Programmausschuss Programmdirektion. Die studierte Philosophin macht sich stark für eine mutige Kirche, die unverzagt in die Zukunft blickt. In ihrem öffentlichen Wirken ist ihr der Einsatz für Menschenrechte und gesellschaftliche Verständigung besonders wichtig.
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