Das Gute zum Wochenende: Gutes Garn zu neuen Fäden spinnen

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    Das Gute zum Wochenende:Gutes Garn zu neuen Fäden spinnen

    Christian Dezer
    von Christian Dezer
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    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    es klingt unglaublich, aber Ananas- und Kakteenblätter können zu Leder verarbeitet werden. Das Material ist weich, atmungsaktiv und sieht edel aus - perfekt für Schuhe und Handtaschen. Das Beste daran: die Blätter, sind ein natürliches Produkt, werden von Abfall zu wertvollem Rohstoff und verschaffen den Landwirten eine zusätzliche Einnahmequelle.
    Auf Sizilien hatten zwei Italienerinnen eine ebenso gute Idee zur Müllverwertung: Sie produzieren biologisch abbaubare Fasern aus den Resten von Orangenschalen - der sogenannten "Pastazzo", auf Deutsch Restepampe. Inzwischen stellt das Unternehmen 30 verschiedene Garnvarianten her. Das "Orange Fiber" aus Catania reduziert Abfallberge und benötigt keinerlei Anbaufläche. Nicht nur Luxusmarken, sondern auch normale Modelabels machen daraus schon erste Kollektionen.
    Wer Schafe und Seidenraupen schützen möchte, der kann auf Sojaseide setzen. Sojafasern sind ein Nebenprodukt der Sojabohnenverarbeitung. Der Stoff ist weich, glänzt wie Seide, ist haltbar wie Baumwolle und warm wie Kaschmirwolle. Keine Seidenraupe muss dafür ins siedend heiße Wasser getaucht, kein Schaf beim Scheren im Akkord verletzt werden. Sojaseide kann überdies in der Waschmaschine gewaschen werden, ohne einzulaufen.
    Die Liste der neuen Stoffe in der Mode ließe sich beliebig verlängern, Unterwäsche aus Algen, Schals aus Kokosfasern, Schlafanzüge aus Milch, Kleider aus Bananenschalen oder Hemden aus Holzfasern, wie Lycell oder Tencel. Diese Stoffe stammen aus zertifizierten, nachhaltig hergestellten Hölzern.
    Innovationen gibt es auch beim Färben. Weinblätter, Algen und Bakterienkulturen sorgen für natürliche und umweltschonende Farben. Nach Schätzungen des europäischen Parlaments verursacht allein das konventionelle Färben und Veredeln von Textilien rund 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung. Erste Firmen setzen jetzt auch auf "undyed Fashion", also ungefärbte oder unbehandelte Mode.
    Noch sind es vor allem kleine Labels und Start Ups, die bei ihren Kollektionen den Schutz der Umwelt im Blick haben. Bei aller Innovation gehört die Textilbranche aber immer noch zu den Top-Ten der Umweltverschmutzer auf der Erde. Und wir alle haben Anteil daran.
    Im Durchschnitt kauft heute jeder Mensch in Deutschland 60 Prozent mehr Kleidung als noch vor 15 Jahren, trägt sie aber nur noch halb so lange. Im Umkehrschluss bedeutet das: Eigentlich brauchen wir sehr viel weniger und müssen das, was wir haben, mehr schätzen, also länger tragen und nutzen. Oder dem Mantel und dem Blazer auch im "second life" eine Überlebenschance geben. Alternativ gibt es - ähnlich wie beim Auto - auch erste Leasing-Modelle bei der Mode.
    Ein anderer gangbarer Weg ist die Wiederverwertung, das Re- oder Upcycling. Die Möglichkeiten sind vielfältig: so nimmt ein schwedischer Jeanshersteller gebrauchte Hosen zurück, und ein Berliner Produzent stellt aus alten Wollpullovern neue warme Kleidungstücke her.
    Sammeln, raffen und horten liegt zwar evolutionsbedingt in den Genen und diente mal zum Überleben. Aber in Sachen Kleidung wäre es für den Homo sapiens höchste Zeit, sich weiterzuentwickeln.
    Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende,
    Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b

    Was noch gut war diese Woche

    Elektro-Containerschiff auf großer Fahrt: In China ist jetzt das erste vollelektrische Containerschiff der Welt in See gestochen. Die Energieversorgung ist in 36 Akkucontainern untergebracht. Sie nehmen rund fünf Prozent der Ladefläche in Anspruch. Das Schiff hat ein Fassungsvermögen von insgesamt 700 Containern und befährt den Fluss Jangtse und das ostchinesische Meer. Der Akkuwechsel erfolgt entlang der Strecke, bei ohnehin geplanten Be- und Entladungen.
    Kühlende Farben: Dass Innenräume von schwarzen Autos in der Regel wärmer sind als von weißen, ist hinlänglich bekannt. Forschende haben jetzt eine spezielle Schicht entwickelt, die Licht zu 100 Prozent reflektiert und trotzdem stark leuchtende Farben aufweist. Dabei wurden sie bei der Entwicklung dieses neuartigen Materials von der Struktur von Schmetterlingsflügeln inspiriert. Die Schicht könnte zur Kühlung von Gebäuden und Fahrzeugen genutzt werden.
    E-Autos auf dem Vormarsch: Die Zahl der weltweit neu zugelassenen E-Fahrzeuge ist weltweit und in Deutschland erneut gestiegen. Während die Zunahme international um 60 Prozent zunahm, meldete Deutschland ein Plus von 24 Prozent. Die mit Abstand meisten E-Autos wurden in China verkauft. Die Zahl der Fahrzeuge reicht aber nicht aus, um international und national die Klimaziele im Verkehr zu erreichen.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    Was kann man besser machen? Wer hält Lösungen für Probleme bereit? Die beiden plan b-Reporterinnen Antonia Lilly Schanze und Refiye Ellek stellen in ihren Dokumentationen "Gamechanger" vor und zeigen Lösungsansätze, die verblüffen und überraschen. In dieser Woche geht es um Menschen, die uns in eine digitale Zukunft bringen.
     Refiye Ellek (l.) und Antonia Lilly Schanze (r.) testen einen Roboterarm.
    plan b: Wer bringt uns digital voran?07.12.2023 | 29:45 min
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    Zusammengestellt von Christian Dezer und Greta-Carlotta Lenhartz.