Das Gute zum Wochenende: Wunder an der Vjosa

    Update

    Das Gute zum Wochenende:Wunder an der Vjosa

    Christian Dezer
    von Christian Dezer
    |
    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    ein Wunder ist ein Ereignis in Raum und Zeit, das menschlicher Vernunft und Erfahrung sowie den Gesetzmäßigkeiten von Natur und Geschichte scheinbar oder wirklich widerspricht. Nach dieser Definition ist vor drei Tagen in Albanien tatsächlich ein Wunder geschehen. Denn dort wurde die Vjosa, ein einmaliges, wildes Flusssystem offiziell zum Nationalpark erklärt.
    Lebensader für über 1000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten
    Quelle: Patagonia

    Die Entscheidung der albanischen Regierung fiel gegen wirtschaftliche Interessen internationaler Investoren und trotz weitreichender Pläne, den Fluss durch zahlreiche Staudämme zu zähmen und die Wasserkraft als Energiequelle zu nutzen.
    Europas letzter Wildfluss nun ein Nationalpark
    Quelle: Jannis Bierschenk

    Von ihrem Ursprung bis zur Mündung in die Adria fließt die Vjosa die meisten ihrer 272 Kilometer durch Albanien. Ungestört von menschlichen Einflüssen und unreguliert entwickelte sich an Europas letztem Wildfluss ein einzigartiges Ökosystem, eine Lebensader für über 1.000 unterschiedliche Arten.
    Als Nationalpark erhält die Vjosa nun einen internationalen Schutzstandard, der den Fluss vor Zerstörung durch Firmen oder künftige Regierungen bewahrt. Über zehn Jahre hatten Umweltschützer und Wissenschaftler, zum Teil gegen große Widerstände, für diesen Nationalpark gekämpft. Der österreichische Biologe, Professor Christian Griebler, sieht den Fluss als ein lebendiges Museum:

    In vielen Ländern haben wir die Flüsse sehr verbaut, von der Vjosa können wir lernen, was ein ursprünglicher Fluss ist, welche Organismen ein Fluss braucht und was wir in unseren anderen Gewässern wiederherstellen müssen, um sie in einen guten Zustand zu versetzen.

    Christian Griebler, Biologe

    Albanien setzt jetzt vermehrt auf Windkraft und baut mit dem Fluss-Nationalpark auf "sanften" Tourismus. Und vielleicht ist das Vjosa-Wunder auch ein Signal, um andere außergewöhnliche Flüsse Europas, wie die Neretva in Bosnien-Herzegowina oder die Moraca in Montenegro unter den gleichen Schutzstatus zu stellen. Darauf hoffen jetzt die Flussretter von der Vjosa.
    Erfreulicherweise entsteht auch in Deutschland ein größeres Bewusstsein für unsere Flüsse und Flusslandschaften. Gerade erst wurden Fördermittel in Höhe von 29 Millionen Euro für die Untere Havel zur Verfügung gestellt, um den Fluss in einer Länge von 90 Kilometern in einen möglichst naturnahen Zustand zurückzuversetzen.
    Weitere Renaturierungsmaßnahmen sind in diesem Jahr unter anderem auch an der Jagst, der Ems und dem Neckar geplant. An der Isar in München wurde ein "Re-Wilding"-Programm bereits erfolgreich umgesetzt.
    "plan b: Zurück zur Wildnis - Mensch und Natur im Einklang": Iwona Krepic sitzt in einem Boot auf dem Stettiner Haff.
    Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht – und als Folge davon auch unsere Ernährung, sauberes Wasser und der Sauerstoff zum Atmen. Was tun, damit die biologische Vielfalt neu auflebt?07.10.2021 | 29:49 min
    Vielleicht schaffen wir es, diesen wichtigen Lebensadern, die uns Menschen schon seit Jahrtausenden faszinieren und anziehen, künftig wieder mit mehr Respekt und Achtung zu begegnen. Denn Flüsse sind wahre Wunderwelten, und Wunder haben einen besonderen Schutz verdient.
    Ich wünsche Ihnen ein wundervolles Wochenende
    Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b

    Was noch gut war diese Woche

    Bäume und Palmen gegen Klimawandel: Der Irak, eines der trockensten Länder der Welt, will fünf Millionen Bäume und Palmen pflanzen. Steigende Temperaturen und zunehmende Sandstürme bedrohen die Ernährungs-, Umwelt- und Gesundheitssicherheit des Landes. Die Pflanzaktion ist nur ein Teil im Kampf gegen den Klimawandel, der Irak plant darüber hinaus neue Bewässerungs- und nachhaltige Energieprojekte.
    Ein Segen für Plastik: Buddhistische Mönche recyceln in ihrem Tempel im Süden Bangkoks tausende Plastikflaschen und machen daraus orangefarbene Gewänder für Mönche. In den letzten zwei Jahren haben sie so schon 40 Tonnen Plastik zerkleinert. Damit wollen sie die Bevölkerung sensibilisieren, sorgsamer mit Plastik umzugehen. Inzwischen tauschen die Gläubigen Plastikflaschen gegen den Segen der Mönche.    
    KI gegen Waldbrände: Ein weiteres heißes Jahr droht und damit die nächsten Waldbrände. Um solche Feuer künftig früher erkennen und effektiver bekämpfen zu können, wird an der Universität Bayreuth an einem KI-basierten Früh-Erkennungssystem geforscht. Das System zielt darauf ab, Technologien wie Künstliche Intelligenz, Drohnen und Satellitenbilder gezielt einzusetzen und auszuwerten, damit Feuerwehren und Katastrophenschützer schnellere Einsatzplanungen machen können. 

    Ihre Portion Konstruktives:

    Wir machen die Welt zu hell. Lichtverschmutzung ist ein zunehmendes Problem für die Natur, für Tiere und Menschen. Was Städte, Wissenschaft dagegen tun, sehen Sie in unserer aktuellen plan b-Dokumentation.
    Sternenhimmel über Lochow
    23.03.2023 | 29:47 min