Das Gute zum Wochenende: Bezahlbarer bauen leichter gemacht

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    Das Gute zum Wochenende:Bezahlbarer bauen leichter gemacht

    Christian Dezer
    von Christian Dezer
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    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    ein "Bau-Turbo-Pakt" soll es jetzt also richten. Schneller bauen, leichter genehmigen, Vorgaben vereinheitlichen. Bund und Länder haben das gerade beschlossen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Klingt erstmal gut. Doch so manche konstruktive Lösung, längst erfolgreich, bleibt unbeachtet.
    Da wäre die Aufstockung von Bestandshäusern. Damit könnten bei uns bis zu 2,7 Millionen neue Wohnungen entstehen, hat die Technische Universität Darmstadt errechnet. Das geht schneller als ein Neubau, ist günstiger, denn es muss kein Grundstück erworben werden, und es spart Baukosten.
    Mietwohnungen werden im Stadtteil Ehrenfeld gebaut. Die Auftragslage im deutschen Wohnungsbau wird immer schlechter.
    E wie Einfach: Gebäudetyp für schnelleres Bauen17.11.2023 | 1:30 min
    Und baurechtliche Anpassungen ließen sich leicht ändern. Die Niederländer haben es vorgemacht: In den vergangenen Jahren durchforsteten sie ihre Bauvorschriften und warfen 25 Prozent einfach in den Papierkorb. Die so entstandene Bauordnung schreibt weniger vor und setzt stärker auf Ziele. Das heißt, die Bauherren entscheiden selbst, wie sie zum Beispiel Wohnungen gegen Lärm schützen und Energie einsparen, solange sie die vorgegebenen Richtwerte einhalten. Auch das vereinfachte Bauen macht es günstiger. In den Niederlanden sind die Baukosten deutlich niedriger als bei uns.
    Die Unterstützung für genossenschaftliches Bauen stärker fördern: Eine Idee, günstiger Wohnraum zu schaffen, trägt in den USA, Belgien, der Schweiz und Großbritannien längst Früchte. Bei den sogenannten "Community Land Trusts" kaufen Stiftungen Grundstücke, stellen den Boden zur Verfügung, trennen diesen aber mit Erbbaurecht vom Eigentum am Haus.
    Die Grundstücke können Genossenschaften, Träger oder Organisationen bebauen. Sie alle müssen sich aber an soziale Kriterien halten und dürfen mit dem Haus nicht spekulieren. Das Ergebnis: bezahlbare Mieten mitten in Metropolen.
    Überhaupt ist und bleibt das A und O beim bezahlbaren Wohnraum der Boden. Ein Paradebeispiel dafür, wie vorausschauend gehandelt werden kann, ist die Stadt Ulm. Hier achteten die Verantwortlichen stets darauf, möglichst viele Grundstücke im städtischen Besitz zu halten und regelmäßig weiter dazuzukaufen. Außerdem legt die Stadt fest, zu welchem Preis gebaut wird, nicht, wer am meisten bietet. Das beendet Grundstücksspekulationen, sorgt für bezahlbare Grundstücke und fördert günstigeres Bauen.
    Nach Meinung vieler Experten geht preiswertes Wohnen nur, wenn die Spekulation um den Boden eingedämmt wird. Ein uralter Gedanke und schon 1911 unter Kaiser-Wilhelm II. im "Zuwachssteuergesetz" festgehalten. Damals wurde eine Steuer erhoben, wenn sich der Wert eines Grundstücks ohne Zutun des Eigentümers erhöhte, beispielsweise durch bessere Infrastruktur in der Umgebung.
    Mehr als 80 Prozent des Anstiegs bei Hauspreisen geht auf steigende Bodenpreise zurück, zeigt eine Analyse der Hauspreise seit 1870. Je urbaner eine Gegend, umso mehr klettern die Preise und steigen die Renditen. Höchste Zeit also für eine neue Steuer, ähnlich der des deutschen Kaisers? Seit den 70er Jahren streitet die Politik darüber. Bis zu seinem Tod 2020 machte sich SPD-Urgestein Hans-Jochen Vogel für eine Bodenwertsteuer stark. Für ihn waren Grund und Boden vergleichbar mit Luft und Wasser und seien somit den sozialen Regeln des Allgemeinwohls zu unterstellen. Dabei wusste er das Bundesverfassungsgericht auf seiner Seite, dass sich mehrfach für die "Interessen der Allgemeinheit beim Boden" starkmachte. Und auch ein anderer großer Deutscher erkannte bereits die Kraft einer Bodenreform. Konrad Adenauer erklärte vor mehr als 100 Jahren: "Die bodenreformerischen Fragen sind nach meiner Überzeugung Fragen der höchsten Sittlichkeit."
    Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende
    Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b

    Was noch gut war diese Woche

    Bessere Wettervorhersagen: Eine künstliche Intelligenz unter dem Namen "Graphcast" sagt das Wetter genauer voraus, als die aktuell besten Systeme. Die zehn-Tage-Prognosen sollen dabei 90 Prozent bessere Resultate liefern. Außerdem braucht das KI-System nur einen Bruchteil der Rechenleistung und somit auch deutlich weniger Strom.
    Alkoholtest per Smartphone: Forschende der US-Universität Stanford haben eine Technik entwickelt, wie die Alkoholkonzentration per Smartphone gemessen werden könnte. Probanden mussten Texte vorlesen, vor dem Alkoholkonsum und in Intervallen nach dem Genuss von Alkohol. Zudem wurde der Atem gemessen. Eine besondere Software analysierte danach die Sprachaufnahmen. Das Ergebnis wurde mit der Atemluft verglichen. Die Software erkannte den Alkoholisierungsgrad mit einer Genauigkeit von 98 Prozent. Nach weiteren Studien will das Team eine App entwickeln, damit Autofahrer künftig das Auto lieber stehen lassen.
    Kampf gegen Schottergärten: NRW geht künftig strenger gegen Schottergärten vor. In dem Bundesland gibt es ein präzisiertes Begrünungsgebot. Demnach haben Kommunen das Recht, den Rückbau für alle seit 2019 errichtete Steinwüsten zu fordern. Die Stadt Herford setzt zur Überwachung sogar auf Luftbilder.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    Die Weltgesundheitsorganisation hat eine Kommission gegründet, um Maßnahmen gegen die Einsamkeit zu entwickeln. Denn Einsamkeit birgt enorme Gesundheitsrisiken. In unserer aktuellen plan b-Dokumentation geht es heute darum, wie man die Gemeinschaft stärken, und das Wohl aller über das Einzelner stellen kann.
    plan b: Gemeinschaft statt Profit
    plan b: Gemeinschaft statt Profit23.11.2023 | 29:45 min
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    Zusammengestellt von Christian Dezer und Rebecca Pawolka.
    Quelle: DPA