Eisschmelze in der Antarktis macht Robben zu schaffen

    Antarktis:Eisschmelze macht Robben zu schaffen

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    Das Meereis der Antarktis wird immer weniger. Das könnte der Robben-Population dort gefährlich werden: Sie brauchen das Meereis, um Ihre Jungen zu gebären und großzuziehen.

    Robben am Portal Point, Antarktis
    Robben am Portal Point, Antarktis
    Quelle: imago

    Normalerweise sind Robben ausgesprochen kommunikative Tiere - und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. Unter Wasser sind ihre Rufe weit zu hören, wenn beispielsweise die Männchen ihr Territorium abstecken und Artgenossen abschrecken.
    Aber auch während der Paarungszeit und schlicht im "Gespräch" in der Gruppe kann es laut zugehen, etwa, um Weibchen anzulocken oder um die Position im Rudel zu markieren.

    Rückgang des Meereises beeinflusst Verhalten von Robben

    Doch nun haben Wissenschaftler in der Antarktis festgestellt: Wenn das Meereis verschwindet, verstummen die Robben. Mehrere Jahre lang hat ein Forschungsteam des Bremerhavener Alfred-Wegener-Institutes (AWI) für Polar- und Meeresforschung am Rande der Antarktis mit Unterwassermikrofonen nach Robben gelauscht.
    Zwei Kegelrobben im Sand, Elterntier und Jungtier
    Kegelrobben im Sand: In der Antarktis könnte Robben mangels Eis bald die Lebensgrundlage fehlen.
    Quelle: dpa

    Da Geräusche im Wasser weiter wandern als in der Luft, können Meerestiere je nach Lautstärke ihrer Rufe noch aus vielen Kilometern Entfernung wahrgenommen werden. Auf ihrem Horchposten haben die Forschenden herausgefunden, dass der klimabedingte Rückgang des Meereises offenbar starke Auswirkungen auf das Verhalten der Tiere hat.
    Fehlt das Eis, ist es leise, wo das Meer sonst voller Rufe ist. Gelauscht hat eine Gruppe um die Biologin Ilse van Opzeeland, die am AWI und am Helmholtz-Institut für Funktionelle Marine Biodiversität an der Universität Oldenburg forscht.

    Bereits 2010/2011 war das Meer in der Antarktis völlig eisfrei

    Für die Studie hat sie mit ihrem Team Tonaufnahmen aus einem Unterwassermikrofon untersucht, das automatisch die Rufe von Meeressäugern wie Robben und Walen aufzeichnet. Zu den Arten gehören Krabbenfresserrobben, Weddellrobben, Seeleoparden und Rossrobben.
    Durch die Untersuchungen über längere Zeit unweit der deutschen Antarktis-Station Neumayer III wurde es möglich, ihr Verhalten für einzelne Jahre miteinander zu vergleichen.
    Aus den Daten zwischen 2007 bis 2014 sticht der Jahreswechsel 2010/2011 hervor, denn damals war das Meer fast völlig eisfrei: Weniger als zehn Prozent der üblichen Wasserfläche waren zugefroren.
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    Forscher warnen, dass der Thwaites-Gletscher in der Antarktis schneller schmelzen könnte, als bislang angenommen. ZDF-Meteorologe Özden Terli erklärt die möglichen Folgen.12.01.2022 | 0:56 min

    Die Antarktis könnte bald unattraktiver für Robben werden

    Wie die Aufnahmen aus den Unterwassermikrofonen zeigen, schwammen in diesem Zeitraum deutlich weniger Robben in den Gewässern als in den übrigen sieben Jahren.

    Die antarktischen Robben benötigen Meereis, um darauf die Jungtiere zu gebären und zu säugen.

    Ilse van Opzeeland, Biologin vom Alfred-Wegener-Institut

    Geburt und Aufzucht geschehen ihren Angaben zufolge im Frühling und Sommer der Südhalbkugel zwischen Oktober und Januar.

    Geringere Ausdehnung
    :Eisfläche in Antarktis mit Negativrekorden

    Die Antarktis ist mit so wenig Eis bedeckt wie nie seit Messbeginn - das zeigen Satelliten-Aufnahmen. Das Eis in der Antarktis beeinflusst das globale Klima.
    Meereis im Rossmeer
    Sollte die Meereisbedeckung mit dem Klimawandel künftig häufiger so extrem schwanken, wie unlängst geschehen, wäre diese Region für die Robben ein weniger zuverlässiges Fortpflanzungsgebiet.
    Das AWI-Meereisportal hat erst kürzlich bekannt gegeben, dass die vergangenen acht Jahre alle eine unterdurchschnittliche Meereisausdehnung in der Antarktis aufwiesen und im Februar 2023 sogar ein Allzeit-Tief erreicht wurde.
    Drei Kehlstreifpinguine (Pygoscelis Antarctica) stehen auf einer Eisscholle in der Antarktis (undatiertes Aufnahme)
    Drei Kehlstreifpinguine stehen auf einer Eisscholle in der Antarktis (undatierte Aufnahme)
    Quelle: dpa

    "Ich vermute, dass die eisarmen Jahre bei den antarktischen Robben die Fortpflanzung beeinflussen - nicht nur, was das Überleben der Jungtiere angeht, sondern eventuell auch das Paarungsverhalten der Robben oder ganz andere Aspekte", sagt Projektkoordinatorin Ilse van Opzeeland. Kann also sein, dass es mit fortschreitender Erderwärmung immer stiller wird im antarktischen Meer - ohne die Rufe der Robben.
    Quelle: EPD

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