Belgien: Milde Strafen nach tödlicher "Studententaufe"

    Belgien:Milde Strafen nach tödlicher "Studententaufe"

    |

    Ein 20-Jähriger musste Unmengen Alkohol und Fischöl trinken und in einem eisigen Erdloch ausharren. Für dieses Aufnahmeritual bekamen Studenten der Universät Löwen milde Strafen.

    Der Anwalt der Familie Dia, Sven Marie (l.), spricht neben Sandas Vater, Ousmane Dia (r.), zu den Medien nach dem Urteil eines Gerichts im Prozess um den Tod der Studentin Sanda Dia am Berufungsgericht in Antwerpen , Belgien
    Der Anwalt der Familie Dia, Sven Marie (l.), spricht neben Sandas Vater, Ousmane Dia (r.), zu den Medien nach dem Urteil
    Quelle: epa

    Der Berufungsprozess um ein tödlich verlaufenes Aufnahmeritual einer belgischen Studentenverbindung ist für die Angeklagten glimpflich ausgegangen. Das Gericht in Antwerpen verurteilte die 18 Beschuldigten am Freitag zu Sozialarbeit und Geldstrafen von mehreren hundert Euro.
    Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu fünfjährige Haftstrafen wegen Misshandlung gefordert, weil ein 20-Jähriger nach der sogenannen Studententaufe gestorben war. Die Familie des toten Bauingenieur-Studenten Sanda Dia reagierte "frustriert" auf das Urteil, wie der Anwalt des Vaters mitteilte.

    Schläge, Fischöl und ein eisiges Erdloch: Sanda Dia starb nach seiner "Studententaufe"

    Dia musste bei dem Aufnahmeritual der Studentenverbindung an der Katholischen Universität Löwen im Dezember 2018 große Mengen Alkohol und Substanzen wie Fischöl trinken.
    Zudem musste er bei eisigen Temperaturen in einem gefrorenen Erdloch ausharren und wurde laut Anklage auch geschlagen. Zwei Tage nach dem Ritual starb er an einem Hirnödem.
    "Sinn und Zweck von Verbindungskneipen - Stephan Peters erklärt": Dr. Stephan Peters
    Stephan Peters, Politikwissenschaftler und ehemaliges Verbindungsmitglied, forscht über Studentenverbindungen und erklärt hier, was es mit dem "Besäufnis auf Befehl" auf sich hat.27.09.2018 | 2:01 min

    Den Studenten wurde nach der Tat Rassismus vorgeworfen

    Dies sei jedoch nicht klar auf die verabreichten Substanzen zurückzuführen, hielt das Berufungsgericht fest. Insofern seien die 18 Mitglieder der Studentenverbindung nicht direkt für den Tod ihres Kommilitonen verantwortlich zu machen.
    Sanda Dias Vater war in den 90er Jahren aus dem Senegal nach Belgien gekommen. Aktivisten warfen den flämischen Studenten daher Rassismus vor. Dieser Vorwurf wurde jedoch von der Anklage im Prozess nicht aufgegriffen.