Berufungsprozess: Boateng wegen Körperverletzung verurteilt

    Berufungsprozess in München:Boateng wegen Körperverletzung verurteilt

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    Das Landgericht München I hat Jérôme Boateng in seinem Berufungsprozess wegen Körperverletzung verurteilt. Der Weltmeister von 2014 gilt nun als vorbestraft.

    Jerome Boateng am 02.11.2022 im Gerichtssaal des Landgerichts München I.
    Gericht verurteilt Boateng wegen Körperverletzung
    Quelle: Reuters

    Das Landgericht München I verhängte eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Damit ist Boateng - anders als nach dem erstinstanzlichen Urteil - vorbestraft.
    Das Amtsgericht hatte im vergangenen Jahr zwar in der Summe eine höhere Geldstrafe verhängt, jedoch war die Zahl der Tagessätze nur halb so hoch - konkret: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, insgesamt 1,8 Millionen Euro.

    Richter: "Sachverhalt mehr als nachgewiesen"

    Der frühere National- und Bayern-Spieler, der aktuell bei Olympique Lyon unter Vertrag steht, war vom Amtsgericht schuldig gesprochen worden, seine ehemalige Lebensgefährtin und Mutter seiner Zwillingstöchter während eines Karibikurlaubs vor drei Jahren vorsätzlich verletzt und beleidigt zu haben. Boateng bestritt die Vorwürfe.
    "Für uns ist der Sachverhalt mehr als nachgewiesen," sagte Richter Andreas Forstner. Das Landgericht Gericht sah es als erwiesen an, dass Boateng seine damalige Partnerin in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub 2018 geschlagen, verletzt und beleidigt hat. Verurteilt wurde Boateng nun in zwei Fällen wegen Körperverletzung, in erster Instanz nur einem Fall.

    Boatengs Verteidiger wollten Freispruch

    Boatengs Verteidiger hatten einen Freispruch beantragt. Sie gingen davon aus, dass seine Ex-Freundin die Vorwürfe "im Kampf um die Kinder" erfunden und "instrumentalisiert" hat, und beklagten eine Vorverurteilung ihres Mandanten.
    Boateng sei jemand, "der eigentlich schon verurteilt war, bevor er morgens aufgestanden ist", weinte sein Anwalt Peter Zuriel. "Eine prominente Person kann sich nicht in derselben Weise verteidigen, wie es ein 0815-Mensch tun würde."

    "Nur Spitze des Eisbergs"

    Sein Kollege Norman Nathan Gelbart sprach von mutmaßlichen Widersprüchen in der Aussage von Boatengs Ex-Freundin: "In dubio pro reo." [Im Zweifel für den Angeklagten] Richter Forstner erwiderte:

    Für uns gibt es keine dubios und darum gibt es auch nichts pro reo.

    Richter Andreas Forstner

    Die Staatsanwaltschaft hatte eine Bewährungsstrafe von anderthalb Jahren und zusätzlich eine Geldauflage von 1,5 Millionen Euro gefordert. Der Vorfall sei wohl "nur die Spitze des Eisberges", erklärte Staatsanwältin Stefanie Eckert und sprach von einer von Gewalt geprägten Beziehung zwischen Boateng und seiner Ex-Partnerin.

    Staatsanwältin kritisiert Verteidiger

    Eckert kritisierte auch die Verteidigung des Fußballers. Seine Anwälte hätten im Verfahren "Dreck über die Geschädigte geworfen."
    Boatengs Verteidiger hatten vor den Plädoyers betont, dass sich die finanziellen Verhältnisse ihres Mandanten geändert hätten. Werbepartner hätten Verträge mit Boateng gekündigt. Darum habe er derzeit nur das Einkommen von Olympique Lyon. Das seien etwas mehr als 240.000 Euro netto im Monat, davon gingen aber noch Unterhaltskosten für seine drei Kinder ab.
    Boateng hat noch die Möglichkeit, das Urteil mit einer Revision zum Bayerischen Obersten Gericht anzufechten, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Richter Forstner sagt dem Angeklagten, er solle sich das gut überlegen. Schon im Laufe des langen Gerichtstages hatte er gesagt:

    Irgendwann ist halt auch die Verteidigung mal am Ende. Das weiß der Herr Boateng als Verteidiger wahrscheinlich auch ganz gut.

    Richter Andreas Forstner

    Quelle: dpa, sid
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