De Niros Firma muss Ex-Angestellte entschädigen

    Geschlechterdiskriminierung:De Niros Firma muss Entschädigung zahlen

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    De Niro soll seiner Ex-Assistentin "stereotypisch weibliche" Aufgaben übertragen haben, obwohl sie in anderer Position arbeitete. Sie erhält nun mehr als eine Million Dollar.

    Schauspieler Robert De Niro kommt an einem Gericht in New York an
    De Niro räumte einige Vorwürfe seiner Ex-Assistentin indirekt ein.
    Quelle: dpa

    Die Produktionsfirma von Robert De Niro muss seiner Ex-Assistentin mehr als 1,2 Millionen Dollar (rund 1,1 Millionen Euro) Entschädigung zahlen. Die Summe sprach eine Jury in New York am Donnerstag (Ortszeit) Graham Chase Robinson zu, die elf Jahre für den Hollywoodstar gearbeitet hatte. Sie hatte geklagt, der Schauspieler habe ihr "stereotypisch weibliche" Aufgaben wie das Waschen seiner Bettwäsche und andere Hausarbeiten übertragen, während sie in anderer Position in dem Produktionsunternehmen arbeitete.
    Seine Firma Canal Productions habe die heute 41-Jährige einem toxischen Arbeitsklima ausgesetzt, sie aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt und schikaniert, befanden die Geschworenen. De Niro selbst machten sie nicht persönlich für die Vorwürfe haftbar.
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    De Niro verklagte Assistentin zuerst

    Im Frühling 2019 hatte Robinson ihren Job bei dem Oscarpreisträger gekündigt. Kurz darauf verklagte er sie wegen Vertrauensbruchs und Verletzung von Treuhandpflichten auf sechs Millionen Dollar. Zudem verlangte er eine Rückgabe von Flugmeilen im Wert von 85.000 Dollar, die sie ihm gestohlen habe.
    Robinson reagierte damals mit einer Gegenklage. Ihr Ex-Chef habe sie aufgrund ihres Geschlechts attackiert, sie nicht angemessen bezahlt und sie mit herabwürdigenden Schimpfkanonaden überzogen. Sie forderte unter anderem wegen angeblich erlittener seelischer Belastungen zwölf Millionen Dollar Schadenersatz von De Niro.

    De Niros Assistentin: Erfahrungen haben sie in Depression gestürzt

    Der Schauspieler und seine Lebensgefährtin Tiffany Chen hätten sich gegen sie verschworen, um ihr den einstigen Traumjob zur Hölle zu machen, sagte Robinson im Zivilprozess aus. Ihre Erfahrungen als De Niros Assistentin hätten sie in eine Depression gestürzt und es ihr unmöglich gemacht, nach ihrer Kündigung einen neuen Job anzutreten. Sie habe zudem ihr Sozialleben und ihre finanzielle Unabhängigkeit verloren.

    Ich hatte einen emotionalen und psychischen Zusammenbruch. Ich aß nicht. Ich schlief nicht. Konnte nicht joggen. Ich war überfordert.

    Graham Chase Robinson

    De Niro trat an zwei Tagen des rund zweiwöchigen Zivilprozesses in den Zeugenstand. Er warf Robinson vor, zu einem Problemfall geworden zu sein, als sie immer höhere Forderungen an ihn gestellt habe. Er habe ihr Jahresgehalt von weniger als 100.000 Dollar auf 300.000 Dollar angehoben und sie auf ihren Wunsch hin zur Vizepräsidentin für Produktion und Finanzen befördert. Dabei habe sich an ihren Aufgaben nichts geändert.
    Sie habe sein Vertrauen missbraucht und gegen seine ungeschriebenen Regeln verstoßen, stets Menschenverstand walten zu lassen und stets das Richtige zu tun, erklärte er.
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    Schauspieler räumt Vorwürfe teils ein - und verliert Beherrschung

    Zugleich räumte er einige der Vorwürfe seiner Ex-Assistentin indirekt ein. Es könne schon sein, dass er ihr einmal gesagt habe, dass sein Privattrainer mehr verdiene als sie, teils weil er eine Familie zu versorgen habe. De Niro gab zudem zu, dass er mindestens zwei Mal von Robinson verlangt habe, ihm den Rücken zu kratzen, was diese im Zeugenstand als "eklig" beschrieben hatte. Er möge zwar zudem seine Stimme in ihrer Gegenwart erhoben haben, habe sich ihr gegenüber aber nie respektlos verhalten und sie nie angebrüllt.
    Im Gerichtssaal verlor De Niro indes stellenweise die Beherrschung. "Schäm' dich, Chase Robinson", rief er ihr zu und erklärte, ihre Vorwürfe seien "Blödsinn". Er warf ihr vor, fünf Millionen Flugmeilen von seiner Firma gestohlen zu haben. Zugleich räumte er ein, dass er ihr gesagt habe, dass sie sich zwei Millionen Flugmeilen nehmen könne und es da keine strikten Regeln gebe.

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    De Niros Anwalt wertet Urteil als "großartigen Sieg"

    Als Beweismittel wurden auch E-Mails herangezogen, die seine Freundin Chen ihm über Robinson geschrieben habe. Darin hieß es, die damalige Assistentin bilde sich ein, eine Beziehung mit De Niro zu führen und wünschte sich, seine Frau zu sein. Robinson sagte aus, dass sie nie romantische Gefühle für den heute 80-Jährigen gehegt habe.
    Als die Jury-Entscheidung verlesen wurde, war De Niro nicht im Saal. Seine Firma Canal Productions muss Robinson zwei Summen in Höhe von jeweils 632.142 Dollar auszahlen. Das Urteil wertete De Niros Anwalt Richard Schoenstein als "großartigen Sieg" für seinen Mandanten:

    Er ist vollkommen freigesprochen. Er wurde für überhaupt nichts haftbar gemacht, was ihm vorgeworfen wurde.

    De Niros Anwalt Richard Schoenstein

    Zwar sei der Klägerin zulasten der Firma eine "bescheidene" Summe zugesprochen worden. "Aber, wissen Sie, die hatten zwölf Millionen gewollt", sagte er. Auch Robinsons Anwälte sprachen von einem Sieg. "Wir sind hocherfreut über das Urteil", sagte ihr Verteidiger Brent Hannafan, der das Verfahren in seinem Schlussplädoyer als Bürgerrechtsprozess bezeichnet hatte. "Könnten nicht glücklicher sein."

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    Robert De Niro
    Quelle: AP, dpa

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