Erdbeben in Afghanistan: Mindestens 2.400 Tote

    Erdbeben in Afghanistan :Über 2.400 Tote - ganze Dörfer zerstört

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    Gleich mehrere starke Erdstöße haben den Westen Afghanistans erschüttert und viele Dörfer zerstört. Laut Behörden sind dabei mehr als 2.400 Menschen gestorben.

    EIn Haufen mit Taschen dahinter stehen Menschen auf Trümmern.
    In Afghanistan schwindet nach den Erdbeben die Hoffnung, Überlebende in den Trümmern zu finden. Bislang starben rund 2.000 Menschen, Hunderte sollen noch eingeschlossen sein.09.10.2023 | 0:26 min
    Dort, wo einst ganze Dörfer standen, liegt das Leben Hunderter Familien in Trümmern. Begraben unter Ruinen suchten am Sonntag Rettungskräfte in Afghanistan verzweifelt nach Überlebenden. Nach mehreren starken Erdbeben in Afghanistan sind laut dem Ministerium für Katastrophenhilfe der Taliban-Regierung rund 2.400 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 1.200 Menschen sollen bei den Beben laut Behördenangaben verletzt worden sein.
    Nach den schweren Beben am Samstag hat ein weiteres Beben der Stärke 4,9 den Nordwesten Afghanistans erschüttert. Vorher hatte innerhalb von nur wenigen Stunden die Erde neunmal gezittert, mehr als 13 Dörfer wurden weitgehend zerstört.
    TOPSHOT - Afghan residents clear debris from a damaged house after earthquake in Sarbuland village of Zendeh Jan district of Herat province on October 7,2023
    In Afghanistan ist die Zahl der Toten nach den Erdbeben auf über 2.000 gestiegen. Mehr als 9.000 Menschen wurden verletzt. Unter den Trümmern werden weitere Verschüttete vermutet.08.10.2023 | 0:24 min

    Afghanistan: Suche nach Vermissten mit bloßen Händen

    Am stärksten betroffen war der Bezirk Sindadschan, nordwestlich von Herat. Militär und Rettungsdienste eilten in die Katastrophengebiete, um zu helfen. "Man kann den Unterschied zwischen einem Haus und einer Straße nicht mehr sehen", erzählt der erfahrene Mediziner Mohammed Rafik Schirsai. Er ist Teil eines Rettungsteams in Westafghanistan, aus der Provinzhauptstadt Herat.

    Unter jedem Stück Erde könnte ein Mensch sein, der sein Leben verloren hat und den niemand mehr retten kann.

    Mohammed Rafik Schirsai, Arzt

    Leider seien er und sein Team nicht mehr in der Lage gewesen, zu helfen, beschreibt der Arzt die bedrückenden Szenen. Videos in den sozialen Medien zeigten Rettungskräfte mit Bulldozern vor Ort und Helfer, die teils nur mit ihren Händen nach Vermissten gruben.

    Sorge um Mädchen und Frauen im Land

    Derweil geht die verzweifelte Suche nach Überlebenden weiter. Das UN-Nothilfebüro OCHA ging davon aus, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird, da zahlreiche Menschen unter eingestürzten Gebäuden eingeschlossen sind. Die Hoffnung, Überlebende zu finden, schwindet mit jeder Stunde.
    Die Hilfsorganisation Care zeigt sich besorgt über die Situation der Frauen und Mädchen. "Ihre Freiheit war bereits vorher erheblich eingeschränkt und sie haben daher nur einen erschwerten Zugang zu wichtigen lebensrettenden Diensten", teilte Reshma Azmi, stellvertretende Länderdirektorin von Care Afghanistan, am Montag mit. Die Menschen benötigten dringend Unterstützung.
    Besonders betroffen war der Bezirk Sindadschan. Laut einem Sprecher der in Afghanistan herrschenden Taliban, Sabiullah Mudschahid, wurden Militär- und Rettungsorganisationen angewiesen, zur Hilfe in die betroffene Erdbebenregion zu eilen.
    Karte, Afghanistan
    Quelle: ZDF

    WHO: Etwa 4.200 Menschen betroffen

    Laut der WHO waren von der Erdbeben-Katastrophe insgesamt rund 4.200 Menschen betroffen, mindestens 600 Häuser wurden zerstört. Ein Bewohner der afghanischen Provinz berichtete von der Wucht der starken Beben:

    Wir sind aus den Gebäuden geflohen. Alle sind auf freiem Feld und niemand weiß, was mit ihren Häusern passiert ist.

    Bewohner Provinz Herat

    Die Momenten-Magnituden-Skala gibt an, wie stark ein Erdbeben war. Ab 4 ist es deutlich wahrnehmbar, ab 6 sind größere Schäden zu erwarten.

    Im Vorjahr bereits über 1.000 Erdbebenopfer in Afghanistan

    Mehr als zwei Millionen Menschen sind in der afghanischen Grenzprovinz zu Hause. Der Leiter der staatlichen Nachrichtenagentur im von den Taliban regierten Afghanistan schrieb in einer Journalistengruppe:

    Leider hat das Erdbeben bei den Bewohnern von Herat viele Schäden hinterlassen. Genaue Details werden später bekannt gegeben.

    Leiter staatliche Nachrichtenagentur Afghanistan

    Immer wieder kommt es zu schweren Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. Bei einem verheerenden Erdbeben im Jahr 2022 kamen in Afghanistan mehr als 1.000 Menschen ums Leben.
    Die Weltkarte zeichnet die Erdbebengebiete der Erde aus. Besonders die amerikanische Pazifikküste sowie Japan, Neuseeland, Neuguinea und Zentralasien sind gefährdet.
    Quelle: dpa, Reuters, AP

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