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Interview

Erdbeben in Syrien und Türkei : Experte: Rechnen mit etwa 35.000 Todesopfern

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Risikoanalysen gehen davon aus, dass noch mehr Menschen nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien ums Leben gekommen sind. Und dass es nicht die letzten Beben der Region waren.

Gebäude im Zentrum von Hatay liegen in Trümmern, aufgenommen am 07.02.2023 in Hatay (Türkei)
Kollabierte Gebäude in der türkischen Stadt Hatay
Quelle: dpa

Zwei Tage nach den schweren Erdbeben im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien steigt die Zahl der geborgenen Todesopfer rasant an. Nach Angaben von Behörden und Rettungskräften sollen mittlerweile bereits mehr als 11.700 Tote gezählt worden sein.

Doch diese Zahl wird noch dramatisch steigen, befürchten Experten. Einer von ihnen ist der Geophysiker Jens Skapski vom Karlsruher Unternehmen Risklayer, das sich auf die Analyse und Modellierung von Naturkatastrophen konzentriert.

Die Suche nach Überlebenden ist ein Wettlauf gegen die Zeit:

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1 min
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ZDFheute: Was machte das Beben in der Türkei und Syrien so zerstörerisch?

Jens Skapski: Es ist ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren. Geologisch: Die Stärke und Ausdehnung des Erdbebens. Übertragen auf Deutschland würde ein Großteil der Städte des Landes in Trümmern liegen.

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Hinzu kommen eine hohe Bevölkerungsdichte und oft ignorierte Bauvorschriften. Es waren also extrem starke Erschütterungen in einem großen Gebiet mit hoher Bevölkerungsdichte und eher unsicheren Gebäuden. Zur Opferzahl beitragend ist außerdem auch die Uhrzeit: Das Beben ereignete sich nachts, wenn die meisten Menschen zu Hause sind. Die aktuelle Kälte erschwert zudem das Überleben unter Trümmern.

ZDFheute: Mit wie vielen Opfern rechnen Sie und wie macht man solche Berechnungen?

Skapski: Wir rechnen im Moment mit etwa 35.000 Todesopfern. Dies basiert auf Modellierungen und Messungen der Erschütterungsstärke, der Bevölkerungsdichte, den Gebäudetypen und den Schäden durch frühere Erdbeben in der Region. Dazu haben wir eine sehr umfangreiche Datenbank von Auswirkungen historischer Katastrophen.

In Syrien kommt die Hilfe sehr zögerlich an:

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2 min
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ZDFheute: Welche Folgen kann das Beben noch nach sich ziehen? Wie stark können die Nachbeben werden?

Skapski: Nachbeben mit Magnituden bis 6, vielleicht 7 wird es auf jeden Fall geben. Diese Aktivität kann Monate, vielleicht Jahre andauern. Zudem haben wir schon gesehen, dass das erste Hauptbeben an einer angrenzenden geologischen Störung ein weiteres Erdbeben ausgelöst hat.

Oliver Hochedez von der Malteser-Nothilfe berichtet von der Lage an der syrischen Grenze:

Besonders dramatisch ist die Lage in Syrien. Hilfslieferungen sind nur im begrenztem Umfang möglich, sagt Oliver Hochedez von Maltesern in der Stadt Kilis an der syrischen Grenze.

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ZDFheute: Seit längerem wird immer wieder vor einem großen Beben in Istanbul gewarnt, ist das Risiko für Erdbeben nun auch in anderen Teilen der Region erhöht?

Skapski: In angrenzenden Gebieten mit aktiven geologischen Störungen ist das Risiko für neue starke Erdbeben in den nächsten Jahren erhöht. Im Jahr 2020 gab es östlich in Malatya bereits ein Erdbeben mit Stärke 6,8, nun daran angrenzend 7,8 und 7,6.

Es ist nicht auszuschließen, dass sich diese "Serie" fortsetzt.

Richtung Süden von Syrien bis nach Israel befindet sich ein Gebiet, wo es historisch viele schwere Erdbeben gegeben hat, in neuerer Zeit aber seit langem nicht mehr. Auch Richtung Zypern sowie von Malatya nach Osten bis in den Iran verlaufen große Störungen. Ob und was wirklich in nächster Zeit passieren wird, ist wie alle Erdbeben nicht vorhersehbar. Dafür sind Erdbeben zu komplex. Aber das Potenzial ist da, dies zeigen auch lang anhaltende Erdbebenserien dort im Mittelalter und der Antike.

Serhiban Duezce aus Wesel reiste am Sonntag zur Familie ins Dorf Ördekdede. Wenige Stunden später kam das Beben:

Serhiban Duezce lebt eigentlich in Wesel. Am Sonntag ist sie zur Familie gereist in das Dorf Ördekdede. Wenige Stunden später kam das Beben.

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Istanbul befindet sich im Nordwesten der Türkei an einer anderen Plattengrenze. Entlang dieser gibt es seit 80 Jahren eine ähnliche Serie schwerer Erdbeben, wo die Region bei Istanbul mutmaßlich in naher Zukunft der letzte fallende Dominostein sein wird. Auch dort ist eine Katastrophe möglich, aber die aktuellen Ereignisse im Südosten der Türkei werden sehr wahrscheinlich keinen Einfluss darauf haben.

Die Grafik zeigt, was in den Erdbebengebieten gebraucht wird: Geld- statt Sachspenden und keine Hilfseinsätze auf eigene Faust.
Erdbebenspenden: Was gebraucht wird
Quelle: ZDF

Das Interview führte Jan Schneider.

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