Nach der Flucht : Chancen für junge Geflüchtete

    Nach der Flucht :Chancen für junge Geflüchtete

    von Julia Ludolf, Arta Ramadani
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    Jährlich kommen tausende junge Flüchtlinge nach Deutschland. Sie haben oft einen steinigen Weg zum Arbeitsmarkt, obwohl viele hochmotiviert sind. Welche Chancen haben sie hier?

    Sidney - ein junges Mädchen, die alleine nach Deutschland flüchtete
    Geflüchtete Kinder und Jugendliche alleine in einem fremden Land30.11.2022 | 8:33 min
    Geflüchtete Jugendliche sind oft auf sich allein gestellt, werden zum Teil nur geduldet und haben Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden. Damit diese Jugendlichen in Deutschland integriert werden, sind sie unter anderem auf die Hilfe der Zivilgesellschaft angewiesen. Britta Einecke vom Kinderschutzbund betreut viele junge Flüchtlinge.

    Vormund für junge Geflüchtete

    "Wir brauchen Menschen, die diese Kinder an die Hand nehmen und ihnen Deutschland erklären. Viele wissen nicht einmal, wie man U-Bahn fährt." Ihr Appell an die Zivilgesellschaft:

    Sie kommen, um zu bleiben. Sie möchten Deutsch lernen, eine Ausbildung beginnen, eine eigene Wohnung beziehen. Es sind die 'Fitten', die zu uns kommen.

    Britta Einecke, Kinderschutzbund

    Der Kinderschutzbund hat daher das Vormundschafts-Projekt initiiert. Der gemeinnützige Verein sucht bundesweit Personen, die jungen Geflüchteten mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. Aufgaben eines Vormuts sind zum Beispiel:
    • Unterstützung bei Fragen zum Aufenthaltsstatus
    • Unterstützung bei schulischen Belangen
    • Unterstützung bei der Berufswahl
    • Lotsenfunktion bei allen Herausforderungen des Lebens

    Junge Mädchen sollen ein besseres Leben haben

    Auf diesem Wege hat die 18-jährige Sidney Unterstützung gefunden. Sie floh vor zwei Jahren aus Äthiopien nach Deutschland - ihre Familie engagierte einen Fluchthelfer, der sie gegen Bezahlung nach Deutschland brachte. Denn junge Frauen wie Sidney leben in ihren Heimatländern gefährlich. Die Familien ziehen es vor, sie wegzuschicken: Nach Westeuropa, in der Hoffnung, dass sie hier ein besseres Leben erwartet. In Äthiopien drohen ihnen Gefahren wie Zwangsverheiratung, Beschneidung oder Entführung.
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    Sidney kommt aus der Stadt Addis Abeba. "Sie ist schön, aber auch sehr hektisch. Man steht sehr lange im Stau", erzählt sie. "In Frankfurt steht man zwar auch im Stau, aber er löst sich schneller auf", sagt sie über ihre neue Heimat. Trotz der neu gewonnenen Sicherheit vermisst Sidney ihr Zuhause, vor allem die religiösen Feste. "Wir haben in der Kirche gesungen und uns hübsch angezogen. Danach gab es viel zu essen." Sie seien auf die Straßen gegangen, um die religiösen Lieder gemeinsam zu singen.

    Das vermisse ich in Frankfurt. Ich gehe hier zwar auch jeden Sonntag in die Kirche, es ist aber eine andere Atmosphäre.

    Sidney, geflüchtet aus Äthiopien

    Sidney will eine Ausbildung machen

    Ein Stück Heimat und ihr Lieblingsbrot "Injera" findet sie in afrikanischen Supermärkten. Sie schaut sich gerne Fotos von ihren Freunden und ihrer Familie auf dem Handy an, telefoniert regelmäßig mit ihren Verwandten. "Sie verstehen gar nicht, wie das Leben in Deutschland funktioniert. Ich muss ihnen zum Beispiel erklären, wie die Schule funktioniert, wie ich wohne und wie es um meinen Aufenthaltsstatus steht. Sie wissen nicht viel von Deutschland", berichtet Sidney.
    Vor ihrem Aufenthalt in Deutschland hätte Sidney nicht geglaubt, dass sie die deutsche Sprache lernen kann. Inzwischen macht sie ihren Realschulabschluss, danach möchte sie eine Ausbildung beginnen.

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