Luise aus Freudenberg getötet: Zwei Mädchen gestehen die Tat

    Zwei Mädchen gestehen Tat:Getötete Luise: Motivlage "sehr komplex"

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    von Ralph Goldmann
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    Die zwölfjährige Luise aus Freudenberg im Siegerland wurde mit mehreren Messerstichen getötet. Die Motivlage sei "sehr komplex", so die Ermittler.

    Es liegt eine Schockstarre an diesem verregneten Tag über Freudenberg. An der Esther-Bejarano-Gesamtschule in der 18.000-Einwohner-Stadt im Siegerland (NRW) hängen die Flaggen auf Halbmast. Nicht nur das Siegerland trauert um das getötete zwölfjährige Mädchen Luise. Notfallseelsorger kümmern sich um die Angehörigen, um Schülerinnen und Schüler, um Eltern und um Lehrerinnen und Lehrer. Die Homepage der Schule ist abgeschaltet. "Wir trauern um Luise. Viel zu früh wurde sie gewaltsam aus unserer Mitte und aus ihrer Familie entrissen", ist stattdessen zu lesen.

    Zwei Mädchen gestehen die Tat

    Währenddessen treten 100 Kilometer weiter südlich die Ermittler vor die Presse und versuchen zu erklären, was kaum zu erklären ist: "Wir müssen davon ausgehen, dass die Tat von zwei Kindern begangen worden ist", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler in Koblenz. Zwei Mädchen im Alter von zwölf und 13 Jahren stehen im Verdacht, Luise erstochen zu haben. Betroffenheit und Entsetzen sind deutlich spürbar. Mannweiler, der wie alle anderen auf dem Podium um jeden Satz ringt, sagt:

    Der Fall ist erschütternd. Das ist kein Alltag.

    Mario Mannweiler, leitender Oberstaatsanwalt

    Er mache "auch nach über 40 Dienstjahren noch sprachlos", so Polizeivize Jürgen Süs.
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    Am vergangenen Samstag hatten die Eltern Luise als vermisst gemeldet, weil sie am Vortag nach dem Besuch bei einer Freundin nicht nach Hause gekommen ist. Ob es sich dabei um eines der tatverdächtigen Mädchen handelte, wollten die Ermittler nicht sagen.

    Tatwaffe noch nicht gefunden

    Am Sonntagmorgen entdeckte ein Polizeihundeführer die Leiche der Zwölfjährigen in einem Waldstück. Die Obduktion habe ergeben, dass sie "mit zahlreichen Messerstichen und dem darauf folgenden Blutverlust" getötet wurde, so Mannweiler.
    Die Ermittler waren bereits früh auf die Spur der mutmaßlichen Täterinnen gekommen. Die Schülerinnen hätten sich zunächst in Widersprüche verstrickt und die Tat in einer weiteren Vernehmung am Montag im Beisein von Erziehungsberechtigten und Psychologen eingeräumt. Allerdings fehle noch immer die Tatwaffe. Hinweise darauf, dass es weitere Beteiligte gebe, habe man nicht. Die Motivlage sei "äußerst komplex", so die Ermittler, die mit Rücksicht auf das Alter der Beteiligten keine weiteren Details zum unmittelbaren Tatgeschehen preisgeben wollten.

    Beide Mädchen sind nicht strafmündig

    Weil sie noch nicht 14 sind, gelten die beiden Tatverdächtigen als strafunmündig. Das bedeutet, "dass keine strafrechtlichen Sanktionen erfolgen können, weil das Gesetz es verbietet", so Staatsanwalt Mannweiler. Beide wurden in die Obhut des Jugendamtes übergeben. Das sei jetzt für alle weiteren Maßnahmen zuständig. Sie seien "an einem geschützten Ort".
    Die Suche nach der Tatwaffe ging auch am Dienstag weiter. Polizisten durchkämmten das Waldgebiet in der Nähe des Stadtteils Hohenhain und eines alten Eisenbahntunnels, der zu einem Rad- und Wanderweg ausgebaut wurde. Dort, auf rheinland-pfälzischem Gebiet, wurde Luise gefunden und offenbar auch getötet. Trauernde haben hier Tulpen und Rosen niedergelegt und Kerzen aufgestellt.
    In der evangelischen Kirche liegt ein Kondolenzbuch aus. "Wir trauern um Luise" steht auf einer Karte daneben. Freudenbergs Bürgermeisterin Nicole Reschke und ihre Stellvertreter haben sich bereits eingetragen. "Warum?", fragen sie. Und weiter: "Wir drücken unsere Ohnmacht aus und spenden Trost im gemeinsamen Schweigen." In der katholischen Kirche St. Marien brennt eine Kerze für das getötete Mädchen und ihre Angehörigen.
    Luise war auf dem Nachhauseweg verschwunden und erst am Sonntagmittag tot entdeckt worden: