Sprengungen: Was hinter Angriffen auf Geldautomaten steckt

    FAQ

    Immer mehr Angriffe:Geldautomaten: Wie Sprenger-Banden vorgehen

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    Geldautomaten werden hierzulande immer öfter gesprengt - die Täter nutzen neue Explosionstaktiken. Wie oft sind die Attacken erfolgreich und wie gefährlich sind sie für Anwohner?

    Das Bild zeigt einen gesprengten Geldautomaten. (Archivbild)
    Sprengungen von Geldautomaten haben in Deutschland stark zugenommen. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Wenn Geldautomaten in die Luft gesprengt werden, entsteht oftmals ein Bild der Verwüstung. Fälle dieser Art kommen in Deutschland hundertfach vor - und sie werden tendenziell mehr. Welchen Gefahren Anwohner dadurch ausgesetzt sind, wie häufig die Täter davonkommen und ob Banken ihre Automaten genug schützen - ein Überblick.

    Wie gefährlich sind Sprengungen von Geldautomaten für Anwohner?

    Bei den Sprengungen werden laut Bundeskriminalamt mittlerweile überwiegend Explosivstoffe statt Gasgemische verwendet. Damit seien Täter erfolgreicher, heißt es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Durch die Taten entsteht somit noch höherer Sachschaden und mehr Gefährdung für Menschen.
    Noch immer sind viele Geldautomaten in Wohnhäusern aufgestellt. Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter sagt:

    Wir können wirklich froh sein, dass in Deutschland bislang kein Mensch dabei ums Leben kam.

    Oliver Huth, Bund Deutscher Kriminalbeamter

    "Mittlerweile nehmen die Sprenger Schwarzpulver aus Silvesterknallern und bauen sich damit etwas zusammen. Das kann richtig gefährlich sein", sagt er.
    Huth zufolge versuchen die Täter mit einem ersten Sprengsatz das Gehäuse des Automaten zu zerstören, der zweite Satz wird dann auf den Tresor gelegt, um den Automaten zu öffnen.

    Lohnt sich das Vorgehen für die Täter wirklich?

    Das Bundeskriminalamt (BKA) geht für das vergangene Jahr von einem Höchstwert an gesprengten Geldautomaten aus. Man rechne 2022 nach vorläufigen Zahlen mit rund 500 versuchten und vollendeten Geldautomatensprengungen in Deutschland.
    • der bisherige Höchstwert lag 2020 bei 414 Fällen
    • 2021 waren es demnach 392 Taten
    • 2022 sind diese Taten in vielen Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr sprunghaft gestiegen: In Rheinland-Pfalz waren es zum Beispiel laut Landeskriminalamt mit 56 statt 23 Fällen mehr als doppelt so viele
    Rund 40 Prozent der Fälle endeten nach vorläufigen Zahlen erfolglos - also ohne Bargeld. In den fünf Jahren zuvor war dieser Anteil mit jeweils mehr als 50 Prozent noch höher. Für 2022 lagen dem BKA noch keine Zahlen zur erbeuteten Summe vor, man rechne mit einer mittleren zweistelligen Millionensumme.

    Wo finden die meisten Sprengungen statt?

    Viele der mutmaßlichen Täter kommen aus den Niederlanden - laut BKA waren es 2021 etwas mehr als die Hälfte der rund 120 Tatverdächtigen. Im Februar haben niederländische Ermittler gemeinsam mit deutschen Behörden eine Automatensprenger-Bande ausgehoben, die für 50 Überfälle - vor allem in Bayern und Baden Württemberg - verantwortlich gewesen sein sollen.
    Trotzdem braucht es bei der Bekämpfung der Kriminalität laut Huth noch mehr Unterstützung der Niederlande, da die Tatvorbereitung häufig dort stattfinde. In den zu den Niederlanden angrenzenden Bundesländern NRW und Niedersachsen gab es nach Angaben der beiden Landeskriminalämter 2022 zusammen 250 Taten und damit etwa die Hälfte der bundesweiten Fälle.
    Während die Zahl der Sprengungen in Deutschland anstieg, ging sie in den Niederlanden deutlich zurück. 2019 waren noch 71 Fälle registriert worden, im vergangenen Jahr waren es nur noch neun. Die Zahl der Automaten wurde im Nachbarland deutlich reduziert.
    Eine Filiale der Volksbank ist nach der Sprengung eines Geldautomaten schwer beschädigt
    "frontal" berichtete über rücksichtslose EC-Bomber, die in der Nacht Geldautomaten in die Luft sprengen und Anwohner in Gefahr bringen. Inzwischen wurden Tatverdächtige festgenommen.07.02.2023 | 1:25 min

    Schützen Banken ihre Automaten gut genug?

    Innen- und Justizpolitiker fordern immer wieder verstärkte Schutzvorkehrungen von den Banken. Dabei geht es etwa um mehr Videoüberwachung oder Systeme, womit das Bargeld durch eine Sprengung eingefärbt oder verklebt wird und somit unbrauchbar ist. Huth fordert die Politik und Banken zu einem entschiedeneren Eingreifen auf.

    Man kann Banken nicht vorwerfen, sie hätten nichts gemacht, aber sie machen nicht genug.

    Oliver Huth, Bund Deutscher Kriminalbeamter

    "Wie viele Geldautomaten haben wir noch in Wohnhäusern stehen? Das kann ich nicht nachvollziehen", kritisiert Huth. Ein Sprecher der Deutschen Kreditwirtschaft weist die Kritik zurück. So würden Banken für ihre Geldautomaten Sicherungskonzepte einsetzen, die durch verschiedene Maßnahmen auf eine höchstmögliche Prävention abzielten.
    Quelle: dpa

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