Nach Hundekot-Attacke: Oper Hannover entlässt Ballettchef

    Folgen für Marco Goecke:Kot-Eklat: Oper Hannover entlässt Ballettchef

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    Tagelang diskutiert die Kulturwelt nur ein Thema: Der Hundekot-Eklat um Ballettchef Goecke. Nun hat die Oper Hannover ihn entlassen. Seine Werke bleiben im Repertoire.

    Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover (Archiv 2019)
    Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover (Archiv 2019)
    Quelle: dpa

    Nach der Attacke mit Hundekot auf eine bekannte Zeitungskritikerin hat die Staatsoper Hannover den bereits suspendierten Ballettdirektor Marco Goecke entlassen. Beide Seiten hätten sich "im gegenseitigen Einverständnis" voneinander getrennt, teilte das Staatstheater Hannover mit.

    Intendantin: Vorfall hat Publikum verunsichert

    Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Goecke sei nach dem Angriff nicht mehr vorstellbar, erklärte Intendantin Laura Berman. Der Vorfall habe das Publikum verunsichert, die Öffentlichkeit irritiert und gegen alle Grundsätze des Hauses verstoßen. Dies habe Goecke der Leitung des Niedersächsischen Staatstheaters gegenüber auch eingestanden.
    FAZ-Kritikerin Wiebke Hüster über die Hundekot-Attacke - 3sat-Kulturzeit vom 14. Februar (Ganze Sendung):
    Sein Vertrag sei mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden. Als Choreograf werde er am Staatstheater weiterhin künstlerisch geschätzt, hieß es zugleich: "Seine Werke stehen in keinem Zusammenhang mit den Geschehnissen und bleiben im Repertoire des Staatsballetts", erklärte Berman. Und weiter:

    Wir glauben nicht, dass das Werk eines Künstlers aufgrund einer einzelnen unüberlegten Tat - so widerlich sie auch sein mag - komplett verdammt werden sollte.

    Laura Berman, Intendantin

    Der bisherige stellvertretende Ballettdirektor Christian Blossfeld soll die Leitung der Compagnie zunächst übernehmen, bis über eine längerfristige Nachfolge entschieden ist.
    Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover (Archiv 2019)
    14.02.2023 | 0:41 min
    Marco Goecke nimmt Stellung zu seinen Beweggründen:
    Goecke war am Montag von der Staatsoper Hannover mit sofortiger Wirkung suspendiert und mit einem Hausverbot belegt worden, nachdem er am Samstagabend bei einer Ballettpremiere die Journalistin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) im Foyer konfrontiert und ihr bei einer Auseinandersetzung Hundekot ins Gesicht geschmiert hatte. Sie erstattete Anzeige, die Polizei ermittelt daher unter anderem wegen Körperverletzung.

    Staatsoper fordert zusätzlich Entschuldigung von Goecke

    Parallel zur Suspendierung forderte die Staatsoper von Goecke am Montag eine Entschuldigung und stellte zudem "weitere Schritte" in Aussicht. Der Chefchoreograf und Ballettdirektor habe durch seine "impulsive Reaktion" gegenüber der Journalistin "gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper Hannover verstoßen" und die Betroffene "persönlich zutiefst beleidigt", hieß es in einer Mitteilung.
    Opernhaus Hannover bei Nacht beleuchtet.
    14.02.2023 | 10:49 min
    Wiebke Hüster selbst zum Eklat in Hannover:
    Hintergrund für Goeckes Übergriff war eine erst wenige Tage zuvor erschienene Kritik der "FAZ"-Journalistin Wiebke Hüster über eine seiner Choreografien, die derzeit vom renommierten Nederlandse Dans Theater aufgeführt wird. In dem Artikel, der auch im Internet nachzulesen ist, nannte die Kritikerin die Inszenierung eine "Blamage und eine Frechheit" und schrieb, die Zuschauer würden dabei "abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht".

    Goecke ist preisgekrönter Choreograf

    Goecke ist ein preisgekrönter Choreograf, der an vielen Ballettbühnen im In- und Ausland arbeitet. Seit 2019 ist der 50-Jährige Ballettdirektor des Staatsballetts Hannover, das zur dortigen Staatsoper gehört. Im Lauf seiner Karriere entwickelte er nach Angaben des Theaters bereits mehr als 60 Choreografien, die zum Repertoire von Ensembles von Paris über Berlin bis Zürich gehören. Im vergangenen Jahr erhielt er den Deutschen Tanzpreis.
    Hier eine der Inszenierungen von Marco Goecke:
    Quelle: AFP