"Bananenrepublik":Mailands Berlusconi-Flughafen sorgt für Zoff
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Trotz breitem Protest hat die italienische Regierung den Mailänder Flughafen Malpenso umbenannt - in "Aeroporto Silvio Berlusconi", nach dem rechtspopulistischen Ex-Regierungschef.
Dieser Flughafen trägt künftig den Namen Aeroporto Silvio Berlusconi.
Quelle: picture alliance / Markus Mainka
Der wichtigste Flughafen der italienischen Millionenstadt Mailand trägt ab sofort den Namen des verstorbenen früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi. Der Flughafen Mailand-Malpensa - auch ein Drehkreuz im internationalen Luftverkehr - heißt nun offiziell Aeroporto Silvio Berlusconi. Der Rechtspopulist war erst vor 13 Monaten im Alter von 86 Jahren gestorben.
Die Entscheidung wurde im Schnellverfahren von der Rechtsregierung in Rom vollzogen, zu deren tragenden Säulen die von Berlusconi gegründete Partei Forza Italia gehört. Der für Flughäfen zuständige Verkehrsminister Matteo Salvini ließ sich dabei auch nicht durch viel Kritik aus dem gegnerischen Lager aufhalten. Anschließend äußerte er seine "große Zufriedenheit". Aus der Opposition kam der Vorwurf an Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, Italien zu einer "Bananenrepublik" zu machen.
Petition gegen Umbenennung
Der Chef der rechten Lega-Partei setzte nach Angaben seines Ministeriums wie angekündigt seine Unterschrift unter den Beschluss - nur wenige Tage, nachdem das italienische Luftfahrtamt Enac die Pläne gutgeheißen hatte. Auch in Berlusconis Heimatstadt Mailand sind viele gegen den neuen Namen für Italiens zweitgrößten Flughafen. Mehr als 100.000 Menschen setzten bei einer Aktion ihre Unterschrift dagegen.
Der Bürgermeister der 1,3-Millionen-Metropole, der Mitte-Links-Politiker Beppe Sala, versuchte noch, das Vorhaben mit einer Regelung zu verhindern, wonach öffentliche Gebäude und Plätze erst zehn Jahre nach dem Tod einer bekannten Persönlichkeit deren Namen bekommen dürfen - ohne Erfolg. Die Opposition erwägt jetzt aber juristische Schritte, um die Umbenennung rückgängig machen zu lassen.
Berlusconi war schon zu Lebzeiten umstritten
Berlusconi starb im Juni vergangenen Jahres an den Folgen einer Krebserkrankung. Seither gibt es zwischen den verschiedenen politischen Lagern Streit, wie an ihn erinnert werden soll. Der Bau- und Medienunternehmer war schon zu Lebenszeiten eine der umstrittensten Figuren der italienischen Politik.
Berlusconi wurde 1936 in Mailand geboren. In den 1990er Jahren gründete er seine eigene Partei Forza Italia und wechselte in die Politik. Trotz einer Serie von Affären und Skandalen war der Rechtspopulist viermal Ministerpräsident, zuletzt bis 2011. Zudem stand er viele Jahre an der Spitze des Fußballvereins AC Mailand.
Unterschriftenaktion gegen Umbenennung
Im internationalen Flugverkehr firmieren gleich drei Flughäfen unter dem Namen Mailand: Malpensa, der kleinere Flughafen Linate und der Provinzflughafen Mailand-Bergamo. Zwischenzeitlich hatte es auch Überlegungen gegeben, Linate nach Berlusconi zu benennen. Erst im vergangenen Monat hatte der Stadtrat Pläne für einen Silvio-Berlusconi-Platz blockiert. Bürgermeister Sala sagte:
Regeln sind dazu da, eingehalten zu werden.
Beppe Sala, Bürgermeister von Mailand
An einer Unterschriftenaktion beteiligten sich innerhalb weniger Tage mehr als 100.000 Menschen. Aus den Reihen der Berlusconi-Verächter kamen auch verschiedene Gegenvorschläge - von der Umbenennung des Mailänder Justizpalastes, wo der Rechtspopulist oft vor Gericht stand und auch verurteilt wurde, bis hin zum Namen Berlusconi für kleine Nebenstraßen in weniger freundlichen Ecken oder Massagesalons.
Quelle: dpa
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