Erste private Mondlandung "Weißer Hase" wohl gescheitert

    "Weißer Hase" aus Japan:Erste private Mondlandung wohl gescheitert

    |

    Ispace aus Japan wollte als weltweit erstes Privatunternehmen eine Sonde auf den Mond bringen. Offenbar scheiterte die Mission. Der Firmengründer hat jedoch noch größere Pläne.

    Die Mondoberfläche in großer Aufnahme.
    Die erste private Mondmission ist wohl gescheitert. Ein japanisches Unternehmen hatte versucht, mit einer SpaceX-Rakete eine Sonde auf dem Mond landen zu lassen.26.04.2023 | 0:20 min
    Das japanische Unternehmen ispace hat bisher weiterhin keinen Kontakt zu seiner Mondsonde "Hakuto-R". Es habe keine Kommunikation mehr zu dem Mondlander aufgebaut werden können, hieß es von ispace schon etwa eine halbe Stunde nach dem Landezeitpunkt. Damit bleibt weiterhin unklar, ob "Hakuto-R" weitgehend intakt aufsetzte oder schwere Schäden erlitt. Ispace-Gründer Takeshi Hakamada erklärte:

    Wir müssen daher annehmen, dass wir die Landung auf der Mondoberfläche nicht beenden konnten.

    Ispace-Gründer Takeshi Hakamada

    Hakuto-R ist eine zwei mal 2,50 Meter große Sonde und hatte mehrere Mondfahrzeuge an Bord, darunter auch ein nur acht Zentimeter großes Modell. Die Sonde sollte auch einen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate auf den Mond bringen.
    Bislang ist es nur den USA, Russland und China gelungen, Roboter auf den rund 400.000 Kilometer entfernten Erdtrabanten zu bringen.

    Deutsche Experten bezweifeln erfolgreiche Mission

    Der deutsche Raumfahrer Reinhold Ewald reagierte skeptisch. "Eigentlich müsste längst Kommunikation da sein", sagte er der dpa.

    Ich will die Sonde nicht abschreiben, aber die schauten im Kontrollraum schon sehr betroffen.

    Reinhold Ewald, deutscher Raumfahrer

    Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner sagte, es zeige sich immer wieder, dass Raumfahrt schwierig sei und sich Erfolg häufig erst nach Misserfolgen einstelle. "Man muss nur den langen Atem dazu haben - und bei kommerziellen Missionen die erforderliche finanzielle Unterstützung", meinte der ehemalige Generaldirektor der europäischen Raumfahrtagentur Esa. Japans private Mondmission zeige, dass die Kommerzialisierung der Raumfahrt voranschreite.

    Bisher nur staatliche Raumfahrtprogramme auf dem Mond

    Die Erforschung des Mondes begann in den 1950-er Jahren während des Kalten Krieges als hitziger Wettbewerb zwischen den USA und der ehemaligen Sowjetunion. Bisher war es ausschließlich staatlichen Raumfahrtprogrammen gelungen, auf dem Erdtrabanten zu landen. So ließen die Sowjets 1959 eine unbemannte Sonde auf der Mondoberfläche aufsetzen. Zehn Jahre später gelang den USA mit der Mission "Apollo 11" die erste bemannte Mission. Vor zwei Jahren schickte China eine Kapsel zum Mond und brachte Gesteinsproben zurück. Mit ihrem "Artemis"-Programm peilt die Nasa derzeit die erste bemannte Mondlandung seit mehr als einem halben Jahrhundert an.
    Drotschmann und die Mondlandung
    "50/50" war die geschätzte Überlebenschance. Dass es am 21. Juli 1969 den ersten Menschen gelang, den Mond zu betreten, war ein riskantes Unternehmen und ein epochaler Umbruch.08.05.2022 | 43:30 min

    Neustart mit dem "weißen Hasen"

    Ziel der japanischen Mission ist es, Daten vom Mond zu sammeln, die für die Entwicklung künftiger Mondmissionen nützlich sein werden, teilte das Projektteam bei Jaxa in Tokio mit. Die Mission von Ispace sei "das schnellste Mittel zur Erreichung unseres Ziels", hieß es. Hakuto bedeutet "weißer Hase" - der lebte in der japanischen Mythologie auf dem Mond. Das "R" steht für englisch reboot, Neustart.

    Für Japans Raumfahrtentwicklung ist es wundervoll, dass mit der zunehmenden Aktivität privater Unternehmen im Weltraum mehr Möglichkeiten für die Erforschung des Weltraums zur Verfügung stehen.

    Mitteilung von Jaxa

    Es war nicht der erste Anlauf zu einer privaten Mondmission. Die israelische Non-Profit-Organisation Space IL hatte die Sonde Beresheet Richtung Mond gebracht, die jedoch 2019 kurz vorm Ziel scheiterte. Ein wichtiger Motor der Sonde war beim Landemanöver ausgefallen, die Kommunikation ging verloren. Die Sonde zerschellte auf dem Mond. Nun versuchen es also die Japaner, nachdem ihre "Hakuto-R"-Misson mehrmals hatte verschoben werden müssen.

    Firmengründer will "Moon Valley" mit 1.000 Bewohnern

    Takeshi Hakamada, Gründer und Chef der in Tokio ansässigen Raumfahrtfirma Ispace, war schon als Kind vom Weltraum fasziniert. "Ich würde gerne eine Welt sehen, in der coole Raumschiffe herumfliegen", zitierte ihn das Magazin "Forbes".

    Das ist mein wahrer Kindheitstraum. Um diese Welt zu schaffen, brauchen wir Menschen im Weltraum. Ich möchte dazu beitragen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

    Takeshi Hakamada, Gründer und Chef von ispace

    Seine Vision sei es, "ein wirtschaftlich tragfähiges Mondökosystem zu schaffen", erläuterte der Japaner einmal dem Wissenschaftsmagazin "New Scientist".
    dDas Archivbild vom 13.12.1972 zeigt den Astronauten Harrison H. Schmitt im Mondauto
    Zwölf Menschen haben den Mond betreten, der letzte mit der "Apollo 17"-Mission. Ein halbes Jahrhundert später werden Pläne zur Rückkehr immer konkreter.07.12.2022 | 6:49 min
    Ein Ziel der Firma Ispace ist das Geschäft mit dem Transport von Gütern zum Mond. Hakamada hat jedoch noch eine andere Vision für 2040: eine kleine Stadt auf dem Mond namens "Moon Valley" mit 1.000 Bewohnern samt Infrastruktur und Industrie, wie ein Video auf der Webseite der Firma zeigt.
    Jedes Jahr, so die Vision der Japaner, werde die Mondstadt rund 10.000 Besucherinnen und Besucher anlocken.
    Quelle: dpa, AFP

    Mehr zum Thema