Bilanz für 2023: Ein Jahr der Klima-Kontraste in Europa

    Klimabilanz für 2023:Ein Jahr der Klima-Kontraste in Europa

    Mark Hugo
    von Mark Hugo
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    2023 war ein Jahr der Extreme: Hitze, Brände, hohe Pegelstände. Der Klimawandel hat Europa neue Wetter-"Rekorde" gebracht, so die Bilanz des EU-Klimawandel-Dienstes Copernicus.

    Laut dem europäischen Erdbeobachtungsdienst Copernicus gab es 2023 so viele Tage mit enormer Hitze, wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen.
    Laut dem europäischen Erdbeobachtungsdienst Copernicus gab es 2023 so viele Tage mit enormer Hitze, wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen.22.04.2024 | 1:11 min
    "Die Temperaturen steigen weiter", so nüchtern fasst Carlo Buontempo, Chef des europäischen Klimawandel-Dienstes Copernicus, den Europäischen Klima-Statusbericht für 2023 zusammen.
    Von zwölf Monaten im Jahr lagen demnach elf über dem Durchschnitt. Zu ihnen gehörte auch der wärmste September seit Beginn der Aufzeichnungen. Kein anderer Kontinent der Welt wärmt sich schneller auf. Und das hat Folgen:

    2023 gab es in Europa die größten jemals beobachteten Brände, es war eines der nassesten Jahre mit schweren marinen Hitzewellen und katastrophalen Überschwemmungen.

    Carlo Buontempo, Copernicus Climate Change Service

    So stark weichen die Temperaturen in Europa vom Durchschnitt ab

    ZDFheute Infografik

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    "Ein Jahr der Kontraste", nennt es auch die Copernicus-Klimaforscherin Rebecca Emerton. Auf der einen Seite: Hitze: "Es war zwar nicht der wärmste je gemessene Sommer. Es war der fünftwärmste. Aber zeitweise waren die Bedingungen extrem", sagt sie. 2023 gab es eine Rekordzahl von Tagen mit "extremer Hitzebelastung".
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    Extremer Hitzestress im Süden Europas

    Vor allem im Juli. Auf dem Höhepunkt litten laut Bericht 41 Prozent des südlichen Kontinents unter starkem, sehr starkem oder extremem Hitzestress.

    Das ist die größte Fläche in Südeuropa und auch in ganz Europa, auf der es gleichzeitig an einem einzelnen Tag ein so hohes Niveau an Hitzestress gegeben hat.

    Rebecca Emerton, Copernicus Climate Change Service

    Dies sei eines der Ereignisse, das die Wissenschaft letztes Jahr überrascht hat, erklärt Buontempo. Und das, obwohl die Forschung immer besser werde. Daten dazu, wie viele Menschen durch die Hitze gestorben sind, liegen für 2023 noch nicht vor. Aber: Die hitzebedingte Sterberate ist in den letzten 20 Jahren um rund 30 Prozent gestiegen.
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    Faktoren für Hitzestress sind laut Copernicus nicht nur die hohen Temperaturen, sondern auch Feuchtigkeit und Windgeschwindigkeit. Andauernder Hitzestress kann Krankheiten verschlimmern und das Risiko für Hitzeerschöpfung und Hitzschlag erhöhen. Das werde häufig unterschätzt, kritisieren die Autorinnen und Autoren des Berichts. Das Gesundheitswesen müsse sich besser darauf einstellen.

    Größtes Feuer bisher in Griechenland

    Mindestens 44 Tote gab es 2023 bei großflächigen Bränden. Auch davon war vor allem der Süden betroffen. "Das größte je beobachtete Feuer in der EU haben wir in Griechenland gesehen", sagt Emerton. "960 Quadratkilometer - das Doppelte der Größe Athens."
    Überraschend warm waren auch die Ozeane. Die durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur in Europa war im gesamten Jahr die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen. Im Juni gab es westlich der britischen Inseln eine marine Hitzewelle, die in einigen Gebieten als "äußerst extrem" eingestuft wurde, mit Oberflächentemperaturen von bis zu fünf Grad über dem Durchschnitt.
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    Durch die Wärme verdunstet mehr Wasser, das die ebenfalls wärmere Luft besser aufnehmen kann. Das führt zu den anderen Extremen des Jahres 2023: Ungewöhnlich hohe Niederschläge vor allem im Herbst und Winter. Insgesamt waren es etwa sieben Prozent mehr als im Durchschnitt.

    Tote durch Hochwasser

    In einem Drittel des europäischen Flussnetzes wurde die Hochwasserschwelle überschritten und in 16 Prozent die Schwelle für "schweres" Hochwasser. Betroffen waren auch Regionen in Niedersachsen. Europaweit trafen die Überschwemmungen 1,8 Millionen Menschen, mindestens 44 kamen ums Leben, 63 weitere durch Stürme. Hochwasser waren für den größten Teil der wirtschaftlichen Schäden verantwortlich, die auf insgesamt 13,4 Milliarden Euro geschätzt werden.
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    Es hat zwar viel geregnet, die Schneetage im Winter und Frühjahr aber lagen laut Bericht meist unter dem Durchschnitt, besonders in Mitteleuropa und in den Alpen. Das und die starke Sommerschmelze führten zu einem außergewöhnlichen Verlust an Gletschereis. 2022 und 2023 allein haben die Gletscher in den Alpen rund zehn Prozent ihres verbleibenden Volumens verloren.
    Ausmaß, Dauer und Intensität der Ereignisse waren ungewöhnlich, so Copernicus-Chef Buontempo. Die Schäden für Menschen und Wirtschaft entsprechend hoch. Und:

    Leider ist es unwahrscheinlich, dass diese Zahlen zumindest in der nahen Zukunft sinken werden.

    Carlo Buontempo, Copernicus Climate Change Service

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    Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion
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