Spaniens Bauern gehen wegen Wasser-Streit auf die Straße

    Streit um Aquädukt polarisiert:Was Spaniens Wasser-Kampf für uns bedeutet

    von Fernando Mateos
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    Spaniens Südosten gilt als Gemüsegarten Europas. Doch die Wasservorräte im Land sind knapp. Ein neues Vorhaben der Regierung könnte das Land weiter austrocknen, so Kritiker.

    Ein Pegelmesser steht in einer ausgetrockneten Landschaft.
    In vielen Regionen Spaniens ist das Wasser knapp (Symbolbild)
    Quelle: AP

    "Wenn wir nicht mehr anbauen, wird es in Europa immer weniger Produkte geben", sagt Gregorio Conesa, einer der Tausenden von Landwirten, die Mitte Januar in Madrid gegen die Wasserkürzungen für ihre Felder demonstrieren.
    Sie stehen vor dem grauen Gebäude des Ministeriums für ökologischen Wandel. Viele Stunden, trotz der Kälte und der Müdigkeit ihrer langen Reise. Von den Äckern in Almeria, Alicante und Murcia nach Madrid.
    Die Polizei musste die Straße wegen des massiven Zustroms von Autos, Bussen und Traktoren sperren. Über den Fahrzeugen sieht man Plakate mit Botschaften wie "Tschüss zu Europas Gärtnerei" oder "in der Levante, kein Wasser, Wüste und Arbeitslosigkeit".

    Steigender Wasserbedarf bei weniger Regen

    Die Landwirte im Südwesten Spaniens bewässern ihre Felder seit über 30 Jahren mit dem Wasser aus dem Tajo-Segura-Kanal. Ein 292 Kilometer langes Aquädukt, das Wasser aus dem Tajo, dem längsten Fluss Spaniens, in den Südosten des Landes Richtung Mittelmeer transportiert.
    Seit den 1970er-Jahren sind immer mehr bewässerte Flächen hinzugekommen und gleichzeitig auch mehr Hotels für Touristen. Der Wasserbedarf in diesen kargen Regionen ist immer weiter gestiegen, während es in Spanien immer weniger regnet.

    Weniger Wasser für Landwirte am Mittelmeer

    Jetzt will die Regierung einen ökologischen Strom im Tajo einrichten, der die korrekte Qualität und Menge des Wassers entsprechend der europäischen Vorschriften garantiert. Um die Flusslandschaft, Flora und Fauna zu erhalten, sagt die Regierung. Dadurch würde weniger Wasser zu den Feldern der Landwirte ans Mittelmeer überführt werden.
    "Es gibt genug Wasser, es fehlt nur der Wille, es zu uns zu bringen. Wenn die Versorgung unterbrochen wird, müssen wir die Betriebe schließen und mit der Arbeit aufhören", erklärt Juan Pedro García. Er gehört zu den 15.000 Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz verlieren könnten, wenn die Regierung nicht von ihrem Plan abrückt.

    Links und rechts vereint gegen die Regierung

    Die Maßnahme prallt in den betroffenen Regionen auf breite Ablehnung. So sehr, dass sich sogar die rechten Regionalregierungen von Murcia und Andalusien mit der linken Regionalregierung von Valencia gegen die Zentralregierung verbündet haben.

    Dieser Wasser-Transfer dient der Bewässerung von 70 Prozent der spanischen Lebensmittel. Ohne sie, wird es weniger und teurere Lebensmittel geben.

    Fernando López Miras, Präsident der Region Murcia

    Fernando López Miras, Präsident der Region Murcia, ist mit den Landwirten gereist, um Unterstützung zu zeigen und den Druck auf die Ministerin für den ökologischen Übergang, Teresa Ribera, zu erhöhen.
    Wüstenbildung in Spanien
    In Spanien schreitet die Wüstenbildung durch Trockenheit, Hitze und Misswirtschaft voran. Andalusische Bauern stehen vor dem „Wasser-Kollaps“.28.07.2022 | 5:30 min

    Entsalzungsanlagen keine Lösung für Landwirte

    Vor der Demonstration hat Teresa Ribera verkündet, dass "der Plan zum ersten Mal auf die Realität des Klimawandels reagiert" und sich auf "viel längere Zyklen extremer Trockenheit und Zeiten schwerer Überschwemmungen" vorbereitet. Sie hat auch mehr als 1,6 Milliarden an Investitionen in Entsalzungsanlagen versprochen, um den Wasserrückgang auszugleichen.
    Eine Ankündigung, die die Landwirte überhaupt nicht überzeugt.

    In Ländern wie Deutschland oder England müssten sie dreimal so viel für unsere Produkte bezahlen, wenn wir entsalztes Wasser verwenden würden.

    Gregorio Conesa, Landwirt

    Nach zwei Uhr nachmittags leert sich der Platz wieder und die Demonstrierenden verlassen Madrid in Richtung ihrer Felder, im Südosten Spaniens.
    Trotz allem gibt es Grund zum Feiern: Es ist die größte Kundgebung, die jemals in Madrid zur Verteidigung ihrer Felder stattgefunden hat. Zufällig oder absichtlich bleibt vor dem Ministerium ein Plakat stehen: "Wir sind der Gemüsegarten Europas".

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