Konzertbranche hat nach Corona-Jahren noch schwer zu kämpfen

    Corona und Ukraine-Krieg:Konzertbranche hat weiter schwer zu kämpfen

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    Nach der langen Corona-Zwangspause war die Vorfreude auf Konzerte und Festivals groß. Und tatsächlich: Viele Fans kamen wieder. Insgesamt hat es die Branche aber noch schwer.

    Sachsen, Dresden: Die Zuschauer stehen und sitzen während eines Konzerts der Band Meute. Archivbild
    Sachsen, Dresden: Die Zuschauer stehen und sitzen während eines Konzerts der Band Meute. Archivbild
    Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

    Obwohl es seit vielen Monaten wieder Festivals, Konzerte und Tourneen gibt, ist die Konzert- und Veranstaltungsbranche noch immer weit entfernt von ihrer alten Stärke. Die Gründe dafür sind vor allem:
    • schlechte Vorverkäufe
    • zu hohe Produktionskosten
    • fehlendes Personal

    Fans kaufen zurückhaltender Tickets

    So seien die Veranstaltungen mit internationalen Mega-Stars zwar häufig ausverkauft, sagte Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft der dpa. "Das gilt jedoch nicht für den Rest und damit die absolute Mehrzahl der aktuellen Konzertangebote."
    Denn viele Musikfans sind beim Kauf der Tickets - auch aufgrund gestiegener Kosten und des Ukraine-Krieges - zurückhaltender geworden. Bei halbvollen Hallen werden die Veranstaltungen häufig abgesagt, weil die ohnehin oft knapp kalkulierte Rechnung dann nicht mehr aufgeht. Das sei vor allem bei Nachholkonzerten aus 2020 und 2021 so, weil diese mit den Preisen von 2019 - dem Jahr vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie - geplant wurden.
    Erschwerend hinzu komme der akute Personalmangel in der Branche. Michow hofft deshalb darauf, dass die Staatshilfen auch 2023 weitergezahlt werden. Die Branche werde sich sonst "nicht so schnell wieder erholen". Für 2023 erwarte er nochmals ein sehr schwieriges Jahr für die Kulturveranstaltungswirtschaft. "Wenn nicht sogar das schwierigste".

    Schwierige Planungen für Touren

    Frehn Hawel von der Karsten Jahnke Konzertdirektion in Hamburg ergänzt:

    In der Pandemie haben alle gedacht, dass es total abgehen würde, wenn man die Tore wieder aufschließen darf. Das ist aber nur in Teilen eingetreten.

    Frehn Hawel, Karsten Jahnke Konzertdirektion

    "Es ist im Moment eine schwierige Gemengelage. Corona ist noch nicht wirklich vorbei. Die Spätfolgen treffen auf die Teuerungen und den Krieg. Und das löst eine Unsicherheit auf zu vielen Seiten aus."
    Der Vorverkauf laufe bei vielen Musikerinnen, Musikern und Bands deutlich schlechter an, als die Branche das üblicherweise gewöhnt sei. "Vieles versandet bei einer 20-Prozent-Marke, die Leute kaufen teilweise kurzfristiger. Aber du weißt auch nicht, ob sie es tun. Das macht die Planungen einer Europatour für viele Acts extrem schwierig", sagte Hawel dazu.

    Viele Mitarbeiter kehren nicht mehr zurück

    Bei halbvollen Hallen werden die Veranstaltungen häufig abgesagt. Für Bands, die sich ihr Publikum über Live-Auftritte erst noch erspielen müssen, ist das ein Schlag ins Kontor. Denn sie sind auf die Einnahmen durch die Touren angewiesen.
    Zusätzlich bremst der Personalmangel die Branche. So würden sogar ausverkaufte Konzerte abgesagt, weil mittlerweile schlicht Personal fehle, sagte die Hamburger Musikmanagerin Salome Agyekum. Viele vor, auf und hinter der Bühne arbeitende Männer und Frauen hatten sich aufgrund der coronabedingten Unwägbarkeiten neue Jobs gesucht. "Die meisten Leute kommen nicht mehr zurück", sagte Agyekum.
    Sie hat deshalb vor wenigen Tagen in Hamburg das kostenlose Streaming-Benefiz-Konzert "All Hands on Deck" mitorganisiert, um die Lücken aufzuzeigen. Stars wie Clueso, Zoe Wees, Alvaro Soler, Jeanette Biedermann, Beatrice Egli und Lina nutzten ihre Auftritte, um auf den enormen Nachwuchsmangel in der Branche aufmerksam zu machen. Musikbegeisterte mit Lust auf diesen Job seien deshalb dringend gesucht.
    Quelle: dpa

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