Mordprozess gegen 14-Jährigen: Hinweise auf Komplizenschaft

    Wunstorf:Mord an 14-Jährigem: Hatte Täter Komplize?

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    Ein 14-Jähriger kehrt in Wunstorf vom Treffen mit einem Freund nicht zurück: Bislang mutmaßte die Staatsanwaltschaft, ein Mitschüler tötete ihn allein - nun gibt es neue Hinweise.

    Niedersachsen, Wunstorf: Blumen und Kerzen liegen an einer Tannenbaumschonung und einem Brachgelände in Wunstorf-Blumenau in der Region Hannover.
    Das Todesopfer und der mutmaßliche Täter besuchten dieselbe Schule, gingen aber in unterschiedliche Klassen.
    Quelle: dpa

    Im Mordprozess gegen einen 14-jährigen Jugendlichen aus Wunstorf bei Hannover ermittelt die Staatsanwaltschaft inzwischen gegen einen möglichen Komplizen. Es gebe "Hinweise darauf, dass bei der Tat möglicherweise ein weiterer Jugendlicher zugegen oder beteiligt gewesen sein könnte", sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover, Kathrin Söfker, am heutigen Montag. Die Anklage lautet auf Mord aus Heimtücke und versuchte Erpressung.

    Ermittler gingen bislang von einem Einzeltäter aus

    Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sprach der Angeklagte im Prozess über einen möglichen weiteren Beteiligten. Weil er noch minderjährig ist, findet das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt (Az.: 31 KLs 8/23). Angesetzt sind insgesamt sieben Verhandlungstage bis zum 28. August.
    Unklar war zunächst, ob der mögliche Komplize am Ort der Tat war oder die Tat mit geplant hatte. Bisher waren die Ermittler nach eigenen Angaben davon ausgegangen, dass der 14-Jährige sein Opfer Ende Januar allein auf das Gelände einer ehemaligen Gärtnerei gelockt und dort getötet hatte. Gegen den verdächtigen Teenager wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen, seitdem sitzt er in der Jugendanstalt Hameln in Untersuchungshaft.

    Obduktion: Stumpfe Gewalteinwirkung als Todesursache

    Im Frühjahr erhob die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen den Deutschen. Die beiden Jungen hatten sich zum Spielen getroffen, aber nur einer von ihnen kam nach Hause zurück. Sein Vater meldete ihn als vermisst. Hunderte Einsatzkräfte suchten in Wunstorf nahe Hannover nach dem zunächst vermissten Jungen. Während der Suche soll der angeklagte Achtklässler der Polizei gesagt haben, dass er seinen Spielkameraden getötet und versteckt habe. Bei der Obduktion wurde stumpfe Gewalteinwirkung als Todesursache festgestellt.
    Um wen es sich bei dem möglichen Komplizen handele, dazu könne sie sich nicht äußern, erklärte die Sprecherin der Anklagebehörde. Sie gehe davon aus, dass der Prozess ungehindert weitergehen werde - die neuen Ermittlungen würden parallel geführt.

    Anwälte: Familien mit Kontakt und gegenseitigem Zuspruch

    Das Opfer sei arg- und wehrlos gewesen, hatten die Ermittler zuvor erklärt. Der Junge habe nicht damit gerechnet, dass er von seinem Spielkameraden umgebracht werden könnte. Der mutmaßliche Täter und das Opfer besuchten dieselbe Schule, gingen aber in unterschiedliche Klassen. Details zu Hintergrund und Motiv sollten nicht genannt werden.
    Aus der Sicht der Nebenklage gibt es offene Fragen. Man erhoffe sich Antworten und neue Erkenntnisse - auch zur Motivlage, sagte der Nebenklagevertreter und Göttinger Opferanwalt Steffen Hörning vor einigen Tagen.
    Verteidiger Dogukan Isik hatte zu Prozessbeginn gesagt, es sei kein leichtes Verfahren. Auch für die Familie des angeklagten Teenagers, die zur Familie des Opfers Kontakt habe, bedeute es emotional und psychisch enormen Druck. Die beiden Familien unterstützten sich gegenseitig. Auch Hörning sprach von gegenseitigem Zuspruch.
    Quelle: dpa, epd