Urteil nach Autounfall mit sieben Toten in Thüringen

    Nach Unfall mit sieben Toten:Richter: "Keine Strafe bringt Kinder wieder"

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    Ein Prozess, in dem nicht nur die Angehörigen um Fassung ringen: Nach dem Autounfall mit sieben Toten in Bad Langensalza verhängt das Gericht die höchstmögliche Strafe.

    Thüringen, Mühlhausen: Blumen liegen an der Unfallstelle an der Bundesstraße B247.
    Blumen liegen an der Unfallstelle, an der sieben Menschen ihr Leben verloren haben.
    Quelle: dpa

    Viele Tränen sind während der Verhandlung um einen Autounfall mit sieben Toten in Thüringen geflossen. Auch, als im Amtsgericht Mühlhausen das Urteil fiel, rangen viele der Angehörigen und andere Prozessbeteiligte um Fassung. Selbst der Vorsitzende Richter Rüdiger Richel hielt kurz inne, um sich bei der genaueren Begründung des Urteilsspruchs zu sammeln.
    Das Schöffengericht verurteilte den 35 Jahre alten Angeklagten zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren: Er war demnach betrunken und zu schnell unterwegs, als er Anfang April 2023 den verhängnisvollen Unfall verursachte. Sieben Menschen starben, zwei weitere wurden schwer verletzt.
    Auch die Tatsache, dass der Mann zum Unfallzeitpunkt schon jahrelang keinen Führerschein mehr besaß, floss in das Urteil ein. Damit wurde das für das Gericht in der Sache höchstmögliche Strafmaß gesprochen. Zudem wies das Gericht an, dass der 35-Jährige frühestens nach fünf Jahren einen Antrag auf einen neuen Führerschein stellen kann.

    Der Verurteilte geriet in den Gegenverkehr

    Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 35-Jährige auf einer Umgehungsstraße bei Bad Langensalza im Gegenverkehr mit einem Auto zusammengestoßen war, in dem fünf 19-Jährige saßen. Mit diesem Wagen stieß ein weiteres Auto zusammen. Die Fahrzeuge gingen nach den Kollisionen in Flammen auf.
    Alle 19-Jährigen starben. Auch der 60 Jahre alte Fahrer des nachfolgenden Autos starb, seine damals 73 Jahre alte Beifahrerin konnte sich schwer verletzt retten. Ein 44 Jahre alter Mitfahrer im Auto des Angeklagten kam ebenfalls ums Leben, der Beifahrer wurde schwer verletzt. Auch der Angeklagte selbst schwebte einige Zeit in Lebensgefahr.

    Mann räumt Schuld nach Unfall mit sieben Toten ein

    Im Plädoyer erklärte sein Verteidiger, wenn er könnte, würde sein Mandant gerne die Zeit zurückdrehen. Der Angeklagte hatte bereits zu Verhandlungsbeginn die Vorwürfe gegen ihn in vollem Umfang eingeräumt. Allerdings hatte er über seinen Verteidiger erklären lassen, dass er sich an den Tattag nicht mehr erinnern könne, seine Schuld aber nach Sichtung der Unterlagen anerkenne.
    Kritik übten die Staatsanwaltschaft und die Vertreter der vielen Nebenkläger in ihren Plädoyers daran, dass der Angeklagte keine Anstalten gemacht habe, sich wenigstens zu entschuldigen. Erst in seinem letzten Wort las der 35-Jährige wenige kurze Sätze von einem Zettel ab, in denen er sagte, dass es ihm leidtue.

    Mutter: "Wir haben lebenslänglich"

    Wie auch zu Prozessbeginn hatten Angehörige Bilder der gestorbenen jungen Menschen im Gerichtssaal aufgestellt. "Man kann es nicht rückgängig machen", betonte Richter Richel nach der Urteilsverkündung.

    Keine Strafe, egal, wie hoch sie ist, ob sie akzeptiert wird oder nicht, bringt die Kinder wieder, bringt keinen wieder. Und das ist das ganz Traurige.

    Rüdiger Richel, Richter

    "Wir haben lebenslänglich", sagte die Mutter eines gestorbenen 19-Jährigen mit Blick auf die Belastung durch den Verlust. Etliche Familien seien durch den Unfall zerstört worden, so die Frau, die in der Verhandlung immer wieder um Fassung rang.
    Quelle: dpa