Kritik am Kulturpass für 18-Jährige: "Schlag ins Gesicht"

    Kritik am Kulturpass:200 Euro für 18-Jährige: "Schlag ins Gesicht"

    Laura Loch
    von Laura Loch
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    200 Euro für Bücher, Kinobesuche oder Konzerttickets: Ein vielversprechendes Angebot, das teils jedoch scharf kritisiert wird. Wieso der Unmut über den Kulturpass so groß ist.

    Kulturpass
    Für Jugendliche, die im Jahr 2023 18 Jahre alt werden, gibt es den Kulturpass. Ein 200 Euro Budget für Kinos, Konzerte und Co.
    Quelle: dpa

    Am 14. Juni ist der Kulturpass für junge Erwachsene an den Start gegangen. Alle, die in diesem Jahr 18 geworden sind oder es noch werden, bekommen 200 Euro vom Bund. Das Budget kann für lokale Kultur-Angebote wie Konzerte, Kino-, Museums- und Theaterbesuche oder für den Kauf von Büchern und Platten genutzt werden.
    Mit dem Pilotprojekt möchte die Bundesregierung eigenen Angaben zufolge rund 750.000 jungen Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie zwei Jahre lang keine Live-Kultur erleben konnten, die Kulturszene näherbringen.
    Kulturstaatsministerin Claudia Roth betont:

    Wir wollen den Weg in die Kultur öffnen und junge Menschen für die Vielfalt der Kultur in unserem Land begeistern.

    Claudia Roth, Kulturstaatsministerin

    Doch an der Umsetzung gibt es scharfe Kritik.
    Die Website für den Kulturpass für deutsche Jugendliche ist auf einem Smartphone geöffnet.
    Jeder, der dieses Jahr 18. Geburtstag hat, kann 200 Euro vom Staat bekommen. Junge Leute sollen so für die Kulturszene begeistert werden und Kulturschaffende unterstützt werden.14.06.2023 | 1:29 min

    Landesschülervertretung fordert altersunabhängige Kultur-Angebote

    Die Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz (LSV RLP) stellt die Gerechtigkeit sowie Sinnhaftigkeit des Kulturpasses in Frage. "Wir sind der Meinung, dass es richtig und wichtig ist, junge Menschen nach der Corona-Pandemie wieder für die Kultur zu begeistern", betont Pascal Groothuis, Landesschüler*innenvertreter von Rheinland-Pfalz, auf ZDF-Anfrage.

    Allerdings erscheint uns die Umsetzung des Kulturpasses insbesondere für 19- und 20-Jährige, die ihren Start ins Leben in völliger Isolation und Einsamkeit verbracht haben, wie ein herber Schlag ins Gesicht.

    Pascal Groothuis, Landesschüler*innenvertreter von Rheinland-Pfalz

    Dass teilweise nur wenige Tage darüber entscheiden würden, ob junge Erwachsene vom Kulturpass profitierten oder nicht, ist laut Groothuis inakzeptabel und unfair. Die Mitglieder der LSV RLP fordern ein zielgerichteteres und gerechteres Angebot.

    Anstatt 200 Euro völlig unsozial mit der Gießkanne auszuschütten, würden wir uns wünschen, dass die Politik stattdessen flächendeckend kostengünstige Kulturangebote für die Jugend unabhängig vom Alter etabliert.

    Pascal Groothuis, Landesschüler*innenvertreter von Rheinland-Pfalz

    "aspekte" fragt junge Menschen: Was ist, wenn die wichtigsten Jahre des Erwachsenwerdens geklaut werden?

    Deutscher Kulturrat begrüßt Kulturpass

    Der Deutsche Kulturrat dagegen begrüßt das Angebot. "Der Kulturpass für 18-Jährige in Deutschland ist eine sehr gute Idee. Er ist die Chance, gerade auch Kultur fernerstehenden Jugendlichen den Einstieg in die kulturelle Welt zu erleichtern", sagt Geschäftsführer Olaf Zimmermann.
    Zimmermann räumt ein, dass der von der Bundesregierung vorgesehene Etat von 100 Millionen Euro zwar knapp bemessen sei, um allen 750.000 Geburtstagskindern ein 200-Euro-Kulturguthaben bereitstellen zu können, dennoch sei mit dem Projekt ein wichtiger Anfang gemacht. Er betont, der Deutsche Kulturrat begrüße die Einführung des Kulturpasses ausdrücklich."

    Kritik am Registrierungsprozess, Lob für Angebot

    Neben der Frage nach der Sinnhaftigkeit des Angebots sorgten technische Probleme für weiteren Zündstoff. So spotteten mehrere Twitter-Nutzer*innen über Störungen innerhalb der Registrierungs-App. Auch auf der offiziellen Kulturpass-Webseite finden sich Hinweise auf eingeschränkte App-Funktionen sowie eine Anleitung zur Umgehung sogenannter "Timeout-Fehler". (Stand 21. Juni 2023)
    Darüber hinaus gibt es Kritik am Registrierungsprozess. Schülerin Klara Maschke aus Trier bemängelt, der sei aufgrund des für die Registrierung benötigten Online-Personalausweises für viele kompliziert. Davon abgesehen sei die Anmeldung jedoch unproblematisch. Auch mit dem Angebot sei die Schülerin zufrieden, es gebe eine große Auswahl an Büchern und altersgerechte Auswahlmöglichkeiten für Konzert-Besuche.

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