Nach Hundekot-Attacke: Staatsoper suspendiert Ballettchef

    Hundekot-Attacke in Hannover:Staatsoper suspendiert Ballettchef

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    Nach der Hundekot-Attacke in Hannover hat das dortige Theater seinen Ballettchef suspendiert. Er hatte im Foyer des Opernhauses eine Journalistin mit Exkrementen beschmiert.

    Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover (Archiv 2019)
    Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover, ist seinen Job los (Archivbild).
    Quelle: dpa

    Der Ballettdirektor des Staatstheaters Hannover, Marco Goecke, ist nach einer Hundekot-Attacke auf eine Journalistin suspendiert worden. Er habe der Staatsoper und dem Staatsballett massiv geschadet, teilte das Staatstheater in Hannover mit.

    Daher suspendiert die Theaterleitung ihn mit sofortiger Wirkung und erteilt ihm bis auf Weiteres ein Hausverbot, um Ballettensemble und Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen.

    Mitteilung des Staatstheaters in Hannover

    Zuerst hatten verschiedene Medien über die Suspendierung berichtet. Darunter die "Hannoversche Allgemeine", die "Bild" und der NDR, der von einer "Beurlaubung" berichtete. Goecke sei aufgefordert worden, sich in den nächsten Tagen umfassend zu entschuldigen und der Theaterleitung gegenüber zu erklären, teilte das Theater weiter mit.

    Suspendierter Ballettchef äußert sich zu Kot-Attacke

    Am Montag äußerte sich der suspendierte Ballettchef Marco Goecke zu seinem Angriff. "Ich denke, dass die Wahl der Mittel nicht super war, absolut", sagte der 50-Jährige in einem Interview dem NDR Niedersachsen. Es sei gesellschaftlich "bestimmt nicht anerkannt oder respektiert", wenn man zu solchen Mitteln greife.

    Und ich bin auch ein Mensch, der so was noch nie gemacht hat, insofern bin ich natürlich auch ein bisschen erschrocken über mich selber.

    Marco Goecke

    Aber auch seine Person, sein Werk, sein Geschäft sei über Jahre beschmutzt worden, rechtfertigte er sich.

    Ballettchef beschmierte Kritikerin mit Hundekot

    Der Ballettchef hatte am Samstagabend bei der Premiere des Ballettabends "Glaube - Liebe - Hoffnung" die Tanzkritikerin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Wiebke Hüster, im Foyer des Opernhauses mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, dass Ballett-Abonnements wegen ihrer negativen Kritiken gekündigt worden seien.
    Das Staatstheater bestätigte den Vorfall. Die Intendantin der Staatsoper, Laura Berman, sagte: "Wir haben unmittelbar nach dem Vorfall den Kontakt zu Wiebke Hüster gesucht und uns persönlich bei ihr und auch öffentlich entschuldigt." Die Staatsoper Hannover sei ein offener Ort des respektvollen Miteinanders und Austausches.

    Angegriffene Journalistin erstattet Anzeige

    Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte mit deutlichen Worten auf den Angriff reagiert. "Die bewusste Herabsetzung und Erniedrigung, die aus der vorbereiteten Exkrementen-Attacke hervorgeht, nehmen wir sehr ernst", heißt es in einem Artikel vom Sonntag. Die Betroffene sagte, sie habe Anzeige erstattet.
    "Der Vorfall löst auf erschreckend tatsächliche Weise ein, was in Kunstkreisen inzwischen offenbar häufig über Kritik und Kritiker gedacht und gesagt wird", heißt es in dem "FAZ"-Artikel weiter.

    Goeckes Grenzüberschreitung offenbart das gestörte Verhältnis eines Kunstschaffenden zur Kritik.

    Frankfurter Allgemeine Zeitung

    Frank Rieger, Landesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) in Niedersachsen, nannte die Aktion des Balletchefs eine Attacke auf die Pressefreiheit.
    Quelle: dpa