Smartphones: Klimakiller oder umweltfreundlich?

    Klimakiller oder grün?:So nachhaltig sind Smartphones wirklich

    von Sven-Hendrik Hahn
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    Smartphone-Hersteller werben oft auch mit Nachhaltigkeit und Recycling. Tatsächlich spielt das Thema nur für wenige von ihnen eine Rolle, wie ZDF-Recherchen zeigen.

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    Nur teilweise recycelt

    Der Marktführer Samsung etwa spricht bei seinem neuen Topmodell von zwölf Komponenten, die recycelte Stoffe verbaut hätten - räumt im Gespräch mit dem ZDF aber ein, dass das in erster Linie bei Kunststoff, Glas und Aluminium geht, nicht aber bei wertvollen seltenen Erden. Immerhin stamme der Kunststoff teilweise aus alten Fischernetzen und PET-Flaschen.
    Auch Konkurrent Apple betont auf ZDF-Anfrage, dass man Komponenten aus alten Smartphones mithilfe eines Roboters namens "Daisy" gewinne. Der könne bis zu 200 iPhones pro Stunde zerlegen, so Apple.  
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    Menschenunwürdige Bedingungen

    Für Experten ist das ein Anfang, Recycling bei Smartphones stecke in den Kinderschuhen, und das größte Problem sei die Herstellung:

    Da fließen unfassbar viele Materialien rein, die teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert werden.

    Matthias Mayer, Geschäftsführer "ifixit"

    "Und wenn das einmal in einem Smartphone drin ist, kann man es kaum wieder herausholen. Da ist die Recyclingquote sehr gering“, sagt Matthias Mayer, Geschäftsführer von „ifixit“. Das Unternehmen erstellt Reparaturvideos auch für Smartphones und verkauft spezielles Werkzeug sowie Ersatzteile. Das Ziel: Jeder soll sein Smartphone selbst reparieren können.  

    Eco-Index als Entscheidungshilfe

    Eine Entscheidungshilfe beim Kauf kann der "Eco Rating Index" sein mit Kriterien wie Reparierbarkeit, Herkunft der Rohstoffe, Haltbarkeit und Energieeffizienz. 300 Smartphones sind aufgeführt, die Teilnahme der Smartphone-Hersteller ist freiwillig, Apple etwa fehlt. Hinter dem Index stehen große Mobilfunkbetreiber.
    Wie ist das Interesse der Kunden? Markus Haas, Vorstandsvorsitzender von Telefónica O2: "Grundsätzlich sehen wir schon, dass nachgefragt wird, wie das Eco Rating ist, letztendlich sind aber Leistung, Preis und andere Dinge wie Tarife sehr wichtige Kriterien beim Smartphonekauf".

    EU-Verordnung soll Software-Problem beheben

    Dazu passt, dass auch 2022 über 21 Millionen Smartphones in Deutschland verkauft wurden. Doch selbst wenn Nutzerinnen und Nutzer ihr Handy länger im Gebrauch haben wollen, gibt es nach einigen Jahren Probleme, weil die Software veraltet ist:

    Was wir oft sehen, ist, dass es keine Updates mehr gibt.

    Matthias Mayer, Geschäftsführer "ifixit"

    "Man könnte heutzutage locker fünf Jahre ein Gerät verwenden. Nach den neuen EU-Regularien ist der Hersteller sogar verpflichtet, fünf Jahre lang Updates zu liefern für das Gerät."
    Denn eine Verordnung der EU-Kommission schreibt vor: Spätestens ab 2025 müssen Hersteller fünf Jahre lang Sicherheitsupdates und drei Jahre Funktionsupdates garantieren.
    Doch wie halten es die Hersteller heute mit der Nachhaltigkeit? Wir fragen nach. Die Marktführer Samsung und Apple, die die meisten Handys in Deutschland verkaufen, garantieren vier bis sechs Jahre Software-Updates, Google drei Jahre. Apple liefert zudem zehn Jahre Sicherheitsupdates - Rekord. Alle drei haben Programme zur Rücknahme alter Geräte. Xiaomi, Huawei und Nokia antworteten nicht.

    Nachhaltiges Schnäppchen machen

    Immerhin: Smartphones werden im Schnitt immer länger genutzt. Wer was für die Klimabilanz des Smartphones und das eigene Budget tun will, sucht nach einem Gebrauchtgerät. Der Markt ist groß, oft schon nach wenigen Monaten gibt es Geräte bei Händlern günstiger - ein nachhaltiges Schnäppchen.