Millionenschäden: Sturmflut an der Ostsee schwächt sich ab

    Schäden in Millionenhöhe:Sturmflut an der Ostsee schwächt sich ab

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    Nach einer turbulenten Nacht hat sich die Sturmflut an der Ostseeküste deutlich abgeschwächt. Im Laufe des Vormittags sollten die Wasserstände unterhalb der kritischen absinken.

    Zwei Menschen in orangenen Jacken bauen mit Sandsäcken einen Schutzwall im Wasser.
    Das Hochwasser an der Ostsee steigt weiter – vielerorts ist es die schwerste Sturmflut der letzten 120 Jahre. Auf Fehmarn ist eine Frau von einem Baum erschlagen worden.21.10.2023 | 0:21 min
    Die Sturmflut an der Ostseeküste hat sich deutlich abgeschwächt.
    Noch im Verlauf des Samstagvormittags sollten die Wasserstände unter die kritische Marke von einem Meter über Normal absinken, teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock mit. Die Sturmflutwarnung wurde aufgehoben.
    Der Oberbürgermeister der besonders betroffenen Stadt Flensburg, Fabian Geyer, sprach am Samstag von einem "extremen Hochwasser". Das Schlimmste sei aber überstanden: "Heute wird es ans Aufräumen gehen."

    Deutsch-dänischer Fährverkehr wieder angelaufen

    Nach gut eintägiger Unterbrechung wegen stürmischer Winde auf der Ostsee ist der Fährverkehr zwischen Deutschland und Dänemark am Samstag wieder angelaufen. Wie die Reederei Scandlines am Samstag mitteilte, verkehren auf der Strecke Puttgarden-Rødby seit dem frühen Morgen wieder Schiffe. Der Fährbetriebe auf der Linie Rostock-Gedser werde seit 11.15 Uhr wieder aufgenommen.
    Wegen extrem starker Ostwinde hatte die Reederei am Freitag die Schiffe in den Häfen gelassen. Zwischen Rostock und Gedser war der Fährverkehr schon am Donnerstagabend eingestellt worden.
    Sturmflut an der Ostseeküste
    Sturmflut an der Ostseeküste
    Ein Radfahrer fährt durch das Hochwasser am Stadthafen von Wismar in Mecklenburg-Vorpommern.
    Eine überflutete Straße in Flensburg
    Teile der Straßen der Stadt Kappeln in Norddeutschland sind am 20. Oktober 2023 mit Ostseewasser überflutet, als der Sturm Babet Verwüstungen anrichtete.
    Ein Kleintransporter steht in Schleswig am Freitag in Norddeutschland auf einer überfluteten Straße.

    Leuchtturm stemmt sich gegen den Sturm

    Das Sturmtief peitschte die Ostsee rund um den Leuchtturm auf der Ostmole von Sassnitz auf Rügen auf. Mecklenburg-Vorpommern wurde aber etwas weniger schwer getroffen als befürchtet.

    Quelle: dpa


    Hochwasser-Schäden in Millionenhöhe befürchtet

    Die schwere Sturmflut hat an der Ostseeküste vor allem in Schleswig-Holstein für große Schäden gesorgt. Die Küste Mecklenburg-Vorpommerns kam glimpflicher davon.
    Der Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium von Schleswig-Holstein rechnet nach der Sturmflut an der Ostsee mit einem Hochwasserschaden in dreistelliger Millionenhöhe. "Mit dem ersten Tageslicht wird man auch die Schäden erstmal konkreter erkennen", sagte Ralf Kirchhoff der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht zum Samstag. Der eigentliche Schadensumfang werde sich vermutlich im Laufe des Vormittags abzeichnen. Kirchhoff geht davon aus, dass die Schäden an Hochwasserschutzanlagen oder Gebäuden zum Teil erheblich sein werden.
    Große Probleme gab es nach Angaben der Sprecherin in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg sowie in den Städten Flensburg und Kiel. In Ostholstein wurden mehrere Strandwälle von den Fluten durchbrochen und Deiche beschädigt. In Maasholm an der Schlei brach ein Deich. In Schleswig wurde der Hafen überflutet, der Strom wurde abgestellt. Auf in Flensburg schalteten die Stadtwerke in Teilen des Hafens den Strom ab. Ein großes Problem für die Katastrophenschutzanlagen sei die Dauerbelastung durch das Wasser.

    Flensburg: Höchster Pegelstand seit 100 Jahren

    In Flensburg wurde ein Jahrhundertwasserstand erreicht. Teile des Hafengebiets waren überflutet. Aus Sicherheitsgründen schalteten die Stadtwerke den Strom in den betroffenen Bereichen ab.
    Eine überflutete Straße in Flensburg
    Gegen Mitternacht kletterte der Pegel in Flensburg auf 2,27 Meter über dem mittleren Wasserstand.
    Quelle: Reuters

    Gegen Mitternacht kletterte der Pegel in Flensburg auf 2,27 Meter über dem mittleren Wasserstand, wie eine Sprecherin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Rostock sagte. Erwartet worden waren "lediglich" 2 Meter.
    Im Kreis Rendsburg-Eckernförde war am Freitagabend Katastrophenalarm ausgelöst worden. In der Altstadt von Eckernförde gab es freiwillige Evakuierungen aus Teilen der Altstadt, wie eine Sprecherin des Innenministeriums am Samstagmorgen sagte. Das Schulzentrum Süd diente den Bewohnern als Notquartier.

    33-jährige Frau kommt auf Fehmarn ums Leben

    Auch in weiteren Orten wie Brodersby brachten Hilfskräfte Bewohner in Sicherheit. Bereits am Freitagmittag hatte der Katastrophenstab des Innenministeriums in Kiel seine Arbeit aufgenommen.
    20.10.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Sassnitz: Riesenwellen schlagen über den Leuchtturm in Sassnitz.
    Eine Sturmflut trifft die Ostseeküste, vor allem zwischen Flensburg und Lübeck. Erwartet werden Höchststände wie seit hundert Jahren nicht mehr.20.10.2023 | 1:26 min
    Große Probleme gab es nach Angaben der Sprecherin in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg sowie in den Städten Flensburg und Kiel. In Ostholstein wurden mehrere Strandwälle von den Fluten durchbrochen und Deiche beschädigt. In Maasholm an der Schlei brach ein Deich. In Schleswig wurde der Hafen überflutet, der Strom wurde abgestellt. Ein großes Problem für die Katastrophenschutzanlagen sei die Dauerbelastung durch das Wasser, sagte die Sprecherin des Innenministeriums.
    Auf der schleswig-holsteinischen Ostseeinsel Fehmarn kam eine 33-jährige Frau in ihrem Auto ums Leben, das von einem im Sturm umgestürzten Baum getroffen wurde. Das Unglück im Kreis Ostholstein ereignete sich am Freitagnachmittag, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Die Frau lebte auf der Insel.

    Nach Angaben des BSH beginnt an der Ostseeküste eine Sturmflut bei einem Wasserstand von einem Meter über dem Normalwert. Ab 1,25 Meter wird von einer mittleren Sturmflut und ab 1,5 Metern von einer schweren Sturmflut gesprochen. Steigt das Wasser um mehr als zwei Meter, ist das eine sehr schwere Sturmflut. Anders als in der Nordsee spielt der Tidenhub in der Ostsee praktisch keine Rolle. Die Wasserstände steigen vor allem, wenn Sturm aus östlichen Richtungen das Wasser gegen die schleswig-holsteinische Küste schiebt.

    Ministerpräsident Günther dankt Helfern

    Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei und Technisches Hilfswerk (THW) waren mit einem Großaufgebot von Kräften im Einsatz. An bedrohten Deichen wurden Sandsäcke aufgestapelt. Nach Angaben des Kreisfeuerwehrverbands Rendsburg-Eckernförde waren allein in diesem Kreis rund 450 Feuerwehrleute im Einsatz.
    In Eckernförde und Lübeck unterstützten etwa 150 Frauen und Männer des THW die Arbeiten. Auch in Damp (Kreis Rendsburg-Eckernförde) beteiligte sich das THW an den Sicherungsmaßnahmen. Dort ging es unter anderem um die Sicherung einer Rehaklinik.
    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther dankte allen Helfern. "Das ist eine herausfordernde Situation, und ich bin allen Helferinnen und Helfern sehr dankbar, die zurzeit im Einsatz sind", teilte der CDU-Politiker mit.

    Polizei, Feuerwehr, THW und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Landesbetrieb für Küstenschutz setzen sich dafür ein, die Situation im Griff zu behalten, und das gelingt ihnen auch.

    Daniel Günther, CDU-Politiker

    Weniger Probleme in Mecklenburg-Vorpommern

    In Wismar überschwemmte das Hochwasser Straßenzüge und Parkplätze. Der Schiffbauerdamm auf der Höhe "Am Hafen" und angrenzende Parkplätze waren laut Polizei nicht befahrbar. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei lag der Wasserstand schon gegen Mitternacht Uhr bei 1,6 Meter über Normal.
    Auch in Warnemünde stieg das Wasser deutlich an. Doch war bis zum Abend die Promenade am Alten Strom nicht überspült, so dass Spaziergänger bis zur Mole gehen konnten. In Rostock war die Lage am Abend ruhig. In Binz auf Rügen kippte eine vom Sturm entwurzelte Birke auf ein Auto. Wegen des Sturms blieb die Aussichtsplattform Skywalk am Kreidefelsen am Freitag geschlossen. In Ahrenshoop schwemmte die Sturmflut große Teile des Sandstrandes weg.
    Der für Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus (SPD) mahnte die Menschen zur Vorsicht, auch wenn die Sturmflut zumindest für den überwiegenden Teil der Küste Mecklenburg-Vorpommerns nach den aktuellen Prognosen nicht als schwere Sturmflut einzuordnen sei.
    Quelle: dpa

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