Neue Erkenntnisse zum Tod Pablo Nerudas: War es Mord?

    Rätsel um Nobelpreisträger:Starb Pablo Neruda an Krebs - oder Gift?

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    Sein Tod kam überraschend: Vor 50 Jahren starb der chilenische Literaturnobelpreisträger Pablo Neruda - offiziell an Krebs. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse. War es doch Mord?

    Archiv: Auf diesem Aktenfoto vom 21. Oktober 1971 sitzt der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Dichter Pablo Neruda in Paris, Frankreich.
    Der chilenische Dichter und Nobelpreisträger Pablo Neruda (Archivbild)
    Quelle: AP

    50 Jahre nach dem mysteriösen Tod des chilenischen Literaturnobelpreisträgers Pablo Neruda hat ein Gremium aus wissenschaftlichen Experten einen Bericht dazu vorgelegt.
    Richterin Paola Plaza, die die vor mehr als einem Jahrzehnt begonnene Untersuchung leitet, sagte am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, sie werde die Befunde der Experten nun prüfen. Presseberichten zufolge kamen die Fachleute zu dem Schluss, dass dem Schriftsteller eine giftige Substanz gespritzt worden sei.

    Prostatakrebs ist bis heute die offizielle Todesursache von Pablo Neruda

    Neruda, ein Freund des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, war am 23. September 1973, zwölf Tage nach dem Militärputsch von General Augusto Pinochet, im Alter von 69 Jahren gestorben. Die offizielle, von der Junta herausgegebene Sterbeurkunde gab Prostatakrebs als Todesursache an. Daran bestehen aber erhebliche Zweifel.
    Salvador Allende bei einer Rede, 1973
    Der sozialistische Präsident Salvador Allende bei einer Rede, 1973
    Quelle: reuters

    2013 hatte Nerudas Chauffeur Manuel Araya berichtet, der Literatur-Nobelpreisträger von 1971 sei nach einer mysteriösen Injektion am Vorabend seiner geplanten Ausreise nach Mexiko gestorben. Neruda wollte nach Mexiko ins Exil gehen, um sich dort in der Opposition gegen Pinochet zu engagieren.

    Nun soll ein Bakterium bei Neruda nachgewiesen worden sein

    Um die Todesursache zu klären, hatte die chilenische Justiz 2013 die Exhumierung von Nerudas sterblichen Überresten angeordnet. 2017 kam ein Gremium aus internationalen Experten zu dem Schluss, dass Neruda nicht an Krebs starb. Die wirkliche Todesursache konnten die Fachleute allerdings nicht feststellen. In der Folge wurde ein Bakterium analysiert, dass in Nerudas sterblichen Überresten gefunden wurde. Es handelte sich dabei um das tödliche Clostridium botulinum.
    Nerudas Neffe Rodolfo Reyes hatte diese Woche mitgeteilt, dass er den neuen Untersuchungsbericht gelesen habe und dieser hinreichend belege, dass sein Onkel vergiftet worden sei. "Natürlich ist dieses Bakterium eine biologische Waffe, die Pablo Neruda injiziert wurde, und er starb wenige Stunden später", sagte Reyes.

    Augusto Pinochet ist nie verurteilt worden

    Nerudas Großneffe Bernardo Reyes wies diese Schlussfolgerung allerdings zurück. Die wissenschaftliche Untersuchung könne einen Mord an dem Schriftsteller nicht nachweisen, sagte er AFP. 1973 seien unter der Militärjunta Morde mit "chemischen Methoden" noch nicht üblich gewesen. Verwandte, die etwas anderes behaupteten, "repräsentieren nicht die Familie", betonte Bernardo Reyes.
    Augusto Pinochet
    Augusto Pinochet (Archivbild): Während der von ihm geführten Militärdiktatur sind in 17 Jahren etwa 3.200 Regierungsgegner ums Leben gekommen.
    Quelle: dpa

    Der Diktator Pinochet hatte in Chile von 1973 bis 1990 geherrscht. In dieser Zeit wurden etwa 3.200 linksgerichtete Aktivisten und andere Regierungsgegner ermordet. Pinochet starb 2006 im Alter von 91 Jahren, ohne je für die Verbrechen unter seiner Herrschaft verurteilt worden zu sein.
    Quelle: AFP, epd