Milliardenprojekt: Seine soll für Olympia gesäubert werden

    Milliardenprojekt in Paris:Baden in der Seine: Olympia macht's möglich

    von Veit Blümlhuber
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    Es ist ein Milliarden-Projekt, das für Emotionen sorgt: Die Seine, einer der romantischsten Flüsse der Welt, soll endlich gesäubert werden. Schwimmen soll dann wieder möglich sein.

    Schwimmerinnen und Schwimmer jubeln beim Bad in der Seine
    Paris entdeckt seinen Fluss neu: Die Seine wird ein zentraler Schauplatz der Olympischen Sommerspiele nächstes Jahr in der französischen Hauptstadt.31.07.2023 | 3:34 min
    Ein erfrischendes Bad in der Seine: Davon träumen viele Pariser im Sommer seit Jahrzehnten. Dank der Olympischen Spiele soll dieser Traum bald Wirklichkeit werden.

    Zunächst bei Olympia, ab 2025 für Alle erlaubt

    Das olympische Komitee plant für nächstes Jahr, den Schwimmmarathon symbolträchtig in der Seine auszutragen.
    Ab 2025 sollen dann alle Pariser an ausgewiesenen Orten in der Seine schwimmen dürfen. Anfang Juli fand in Anwesenheit der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo bereits ein Probeschwimmen statt. In Zeiten des Klimawandels müsse sich die Stadt anpassen, so Hidalgo und fügt hinzu:

    Natürlich werde ich in der Seine schwimmen, aber erst nächstes Jahr.

    Anne Hidalgo, Bürgermeisterin Paris

    Baden in der Seine verboten: Seit 1923

    Vorsicht ist geboten, denn die Wasserqualität ist auch heute noch an vielen Tagen ungenügend. Badende riskieren Haut- und Magen-Darm-Infektionen. Schuld daran sind Fäkalbakterien wie Escherichia-Coli.
    Bereits 1921 empfahlen Forscher des Pariser Labors Val-de-Grâce nicht mit offenem Mund zu schwimmen und sich nach dem Bad säuberlichst Mund, Gesicht und Hände zu waschen. 1923 wurde das Schwimmen in der Seine dann gänzlich verboten.

    Milliarden in Rückhaltebecken und Desinfektion des Abwassers

    Damit die Athleten nächstes Jahr in der Seine schwimmen können, wird in Regenrückhaltebecken und zusätzliche Desinfektion investiert. Denn des Wassers Feind ist nicht die Sonne, sondern sommerliche Gewitter und Starkregen.

    Es ist weltweit so, dass sich bei heftigen Regenschauern das Regenwasser in den Kanalisationen mit den Abwässern vermischt und dann ungeklärt in die Flüsse gelangt.

    François-Marie Didier, Präsident der städtischen Wasserwerke SIAAP

    Paris
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    Um dies zu verhindern, wird in einer südöstlich von Paris gelegenen Kläranlage ein gigantisches unterirdisches Rückhaltebecken gebaut. Aber auch im Normalbetrieb gelangen noch zu viele Bakterien in die Seine. "Um das Baden zu ermöglichen, müssen wir die Bakterien abtöten. Wir desinfizieren daher das Abwasser nach der klassischen Reinigung in der Kläranlage mit einem Säuregemisch, das wir in den 2,5 Kilometer langen Abwasserkanal einleiten", so François-Marie Didier gegenüber dem ZDF. Gefährlich für die Umwelt sei das nicht, denn die Säure würde bei dem Kontakt mit den Bakterien gänzlich abgebaut werden.
    Die Bauarbeiten sollen bis 2024, rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen beendet sein. Den Organisatoren der Spiele ist allerdings bewusst, dass auch diese baulichen Maßnahmen nicht ausreichen werden, damit die Wettkämpfe direkt nach heftigen Unwettern in der Seine stattfinden und lassen sich zwei bis drei Tage Spielraum.

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    Umweltschutzverein sieht weitere Gesundheitsgefahr

    Weniger optimistisch gibt sich Christine Nedelec vom Umweltschutzverein France Nature Environnement gegenüber dem ZDF: "Unsere eigenen Analysen ergaben, dass die Wasserqualität oft erst zwei bis drei Wochen nach den Unwettern wieder akzeptabel ist."
    Problematisch sieht sie auch die Belastung des Seine-Wassers mit Müll, Pestiziden und Chemikalien: "Die Industrie- und Agrarlobbys haben in Frankreich viel Einfluss, was dazu führt, dass Umweltverschmutzer Verunreinigungen nicht selbst beseitigen müssen, oder daran gehindert werden, die Umwelt zu belasten. Und diese Schadstoffe landen dann in den Flüssen." Baden würde sie in der Seine auch zukünftig nicht, auch wenn dies von offizieller Seite erlaubt sei.
    Am Sonntag, den 30.07. hätte wieder ein Probeschwimmen in der Seine stattfinden sollen. Wegen der heftigen Regenschauern in den Tagen zuvor hieß es aber wieder: Baden verboten!
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