Biografie "Spare": Prinz Harry erntet Spott statt Sympathie

    Biografie "Spare" erschienen:Prinz Harry erntet Spott statt Sympathie

    von Ramon Mebrahtu, Washington D.C.
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    Mit neuen Vorwürfen gegen die Royals kratzt Prinz Harry in seinem Buch weiter am Image seiner Familie. Sympathie erntet er damit nicht, weder in den USA noch in Großbritannien.

    Die ersten Exemplare von Prinz Harrys neuem Buch "Spare" werden während einer mitternächtlichen Buchvorstellung in einem Buchladen in London, aufgenommen am 10.01.2023 in London
    Die ersten Exemplare von Prinz Harrys neuem Buch "Spare" liegen in den Läden aus. Bisher löst die Autobiografie keine große Welle der Sympathie für ihn aus.
    Quelle: epa

    Ein Interview mit US-Moderator Anderson Cooper im Magazin "60 Minutes", eines bei "Good Morning America" oder ein Gespräch mit US-Satiriker und Moderator Stephan Colbert: Prinz Harry tourt mit seinem neusten Buch "Spare" durch die großen Medien der USA.

    US-Moderator Lemon: Ungeschicktes Verhalten

    In den Vereinigten Staaten gelten die britischen Royals eigentlich als Stars. Dort sympathisieren noch viele Menschen mit Prinz Harry und Herzogin Meghan Markle. Besonders diejenigen, die behaupten, Meghan hätte aufgrund von Rassismus in Großbritannien nie eine Chance bei einer "veralteten Institution" wie der Monarchie gehabt, schreibt die "New York Times".
    Aber selbst in den USA scheint eine Grenze erreicht zu sein. CNN-Moderator Don Lemon sagte in einer Sendung, er könne nicht nachvollziehen, warum Prinz Harry alles öffentlich macht. Der Moderator verstehe zwar, dass Harry ein Buch verkaufe, für ihn sei sein Verhalten aber ungeschickt.
    London 06.01.2023, Prinz Harry bei einem Interview
    In seiner Autobiografie „Spare“ rechnet Prinz Harry mit dem britischen Königshaus ab. Das erhitzt in Großbritannien die Gemüter. 09.01.2023 | 2:11 min

    Schauspieler stellen Szene nach

    In der Autobiografie rechnet Harry mit der britischen Presse, seiner Familie und vor allem mit seinem Bruder Prinz William ab. Der hätte ihn zu Boden geworfen, nachdem er Harrys Frau Meghan beleidigt hatte, schreibt er in seinem Buch. Der Satiriker und US-Moderator Jimmy Kimmel stellte die Szene in seiner Sendung mit zwei verkleideten Schauspielern nach und machte sich darüber lustig. Harry wirft seiner Familie außerdem vor, Informationen über ihn an die Boulevardpresse weiterzugeben.
    Ein weiterer Vorwurf: Das Königshaus habe sich geweigert, Statements zu veröffentlichen, um Harry und Meghan zu schützen. Für andere Familienmitglieder habe es das aber getan. In einem Fernsehinterview mit dem US-Magazin "60 Minutes" sagte der abtrünnige Royal:

    Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem Schweigen ein Verrat ist.

    Prinz Harry

    Ginge es nach vielen Briten, hätte er darüber aber lieber schweigen sollen. Wie seine Großmutter Queen Elizabeth II., die für ihren diskreten Umgang mit internen Familienangelegenheiten geachtet wurde. Die im September 2022 verstorbene Monarchin sei ihrer Pflicht als Königin nachgekommen und habe ihre Gedanken für sich behalten – etwas, worin sie sehr gut war. Das sagte Katty Kay, BBC-Korrespondentin für die USA in einem Interview mit dem US-Sender MSNBC.

    Harry: Kein Rassismus-Vorwurf an royale Familie

    Prinz Harrys Autobiografie sei dagegen eine Kehrtwende um 180 Grad, so Kay. Harry scheine auf einer Mission zu sein, der Monarchie zu schaden, sagten einige von Katty Kay befragte Briten. Britische Medien bezeichnen das Buch sogar als die "schlimmste Krise der Royals seit 30 Jahren". Die britische Bevölkerung störe, dass Harry Privates in der Öffentlichkeit erzählt und sehr viel Geld damit verdiene, so Katty Kay. Das sei auch der Grund, weswegen niemand in Großbritannien mit ihm sympathisiere.
    Katty Kay weiter: Besonders weil er und seine Frau Meghan bei einem im Jahr 2021 veröffentlichten Interview den Royals vorwarfen rassistisch zu sein. In dem Gespräch mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey erzählte das Paar, dass sich die königliche Familie gefragt haben soll, welche Hautfarbe ihr Sohn Archie haben wird. Harry streitet das jetzt in einem Interview mit dem britischen Sender ITV ab. Es sei nicht Rassismus, den er seiner Familie vorwerfe, sondern unterbewusste Vorurteile.

    Gewalt, Sex, Drogen, Verrat
    :"Spare": Harry packt aus, Briten geschockt

    Gewalt, Sex, Drogen: Explosive Details der Prinz-Harry-Memoiren sind durchgesickert, die britische Presse schlachtet sie aus. Eine royale Versöhnung scheint da fast unmöglich.
    von Andreas Stamm
    Prinz Harry, aufgenommen am 06.09.2022

    Klasse statt Ethnie

    Für die Reaktion der Briten sieht der in Großbritannien lebende Journalist Mohamed El Aassar noch einen anderen Grund: Dass Meghan in Großbritannien so sehr kritisiert wird, habe für die Menschen dort nichts mit Rassismus zu tun. Sondern damit, dass die Herzogin von Sussex in einer gesellschaftlich privilegierten Position sei. Wenn sie sich über Dinge beschwere, was sollten dann die weniger Privilegierten sagen?
    In den USA hingegen habe man mehr Verständnis für Meghans Lage. Die Menschen in den Vereinigten Staaten betrachteten den Fall größtenteils aus einer ethnischen Perspektive, kommentiert El Aassar in der US-Zeitschrift Fortune.

    Prinz Harry (38) ist in der Gunst der Briten auf ein Rekordtief gerutscht. 64 Prozent der Befragten haben inzwischen eine negative Meinung von dem Prinzen, wie das Meinungsforschungsinstitut Yougov mitteilte. Nur ein Viertel sieht den jüngeren Sohn von König Charles III. demnach in einem positiven Licht. Im November vergangenen Jahres waren es hingegen noch knapp 40 Prozent. Die Umfrage fand am 5. und 6. Januar statt, als Details aus Harrys Memoiren nach und nach an die Öffentlichkeit kamen. Noch unbeliebter ist demnach seine Frau Herzogin Meghan (41). Selbst bei jungen Menschen (zwischen 18 und 24 Jahren), die Harry und Meghan bislang überwiegend positiv sahen, ging die Zustimmung deutlich zurück.

    Doch auch die Beliebtheit des Königshauses an sich scheint von der Familienfehde nicht unberührt zu bleiben. Der Anteil der Menschen, die ein positives Bild von der Monarchie haben, sank laut Yougov seit vergangenem November um sechs Prozent auf 54 Prozent. Der Anteil der Monarchie-Gegner stieg hingegen im gleichen Zeitraum von 30 auf 35 Prozent.

    (Quelle: dpa)

    Merh über Prinz Harry