Viel zu selten lesen Eltern aktuell ihren Kindern aus Büchern vor, so eine Studie der "Stiftung Lesen". Ihrem Vorlesemonitor zufolge wird das nur in 61 Prozent der Familien getan.
Der Vorlesemonitor geht davon aus, dass 40 Prozent der Familien ihren Kindern selten oder nie vorlesen.
Gemeinsam mit Mama oder Papa in fremde Welten eintauchen, Bilder anschauen und erste Geschichten lesen: In etwa 40 Prozent der Familien mit ein- bis achtjährigen Kindern wird das laut einer Studie nur selten oder nie gemacht.
Hier lesen die Eltern ihren Kindern nicht regelmäßig vor, wie aus dem am Montag in Berlin veröffentlichten Vorlesemonitor hervorgeht. 61 Prozent der Eltern lesen ihren Kindern demnach regelmäßig - also mindestens mehrmals die Woche - vor.
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Stiftung Lesen: Eltern müssen früher mit dem Vorlesen beginnen
Im Vergleich zu 2019 ist der Anteil der Familien, in denen selten oder nie vorgelesen wird, gestiegen - damals lag er bei 32 Prozent. 2019 wurden allerdings nur Daten für Kinder zwischen zwei und acht Jahren erfasst, nicht für Einjährige.
Ein Land wie Deutschland könne sich das nicht leisten. "Eltern in Deutschland müssen früher anfangen, ihren Kindern vorzulesen. Nicht erst im Alter von zwei Jahren", sagte Maas. "Und sie müssen länger durchhalten." Die Verantwortung dürfe nicht an das Kita-Personal oder die Lehrkräfte abgegeben werden.
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Wenn es in die Schule geht, hört das Vorlesen zu oft auf
Beim Übergang in die Schulzeit "bricht das Vorlesen in ganz vielen Familien ein und hört mehr oder weniger offenbar schlagartig auf", sagte Simone Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. Das sei problematisch, weil Kinder sich dann bei komplexeren Texten schwertun würden.
Höre dann auch das Vorlesen auf, könne das zu Frustration führen. Doch warum lesen einige Eltern ihren Kindern nur so selten vor? Vor allem eine geringe formale Bildung der Eltern sei ein "Risikofaktor", sagte Ehmig.
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Schulbildung der Eltern spielt eher eine Rolle als die Herkunft
In 31 Prozent der Familien, in denen die Eltern einen Volks- oder Hauptschulabschluss oder keinen Abschluss haben, wird den Kindern demnach nie vorgelesen. Bei Familien, in denen die Eltern einen höheren Abschluss wie etwa das Abitur haben, liegt dieser Anteil bei 18 Prozent.
Die Zuwanderungsgeschichte der Eltern spiele hingegen keine große Rolle. Der entscheidende Faktor sei die Bildung der Eltern, "unabhängig davon, woher die Familie kommt".
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Digitale Angebote sind eine Chance
Wie lässt sich gegensteuern? Ehmig sieht einen großen Einflussfaktor: Eltern, denen früher selbst vorgelesen wurde, machen das mit höherer Wahrscheinlichkeit auch bei ihren eigenen Kindern. "Und dieser Zusammenhang, den sieht man besonders deutlich bei formal gering gebildeten Eltern."
Außerdem sei die Verfügbarkeit von Büchern in den Haushalten der Kinder wichtig. Denn: Je mehr Bücher es in einem Haushalt gibt, desto mehr Eltern lesen ihren Kindern regelmäßig vor.
Vor allem digitale Angebote böten weitere Möglichkeiten. 40 Prozent der befragten Familien benutzen demnach regelmäßig Apps für Kinder - die Hälfte davon nutzt auch Apps zum Lesen und Vorlesen. Durch digitale Angebote könnten "Eltern, die nicht viele Bücher haben" eine Hürde überspringen, sagte Ehmig.