Belastung durch Hitze: Warum Tropennächte so gefährlich sind

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    Keine Abkühlung:Warum Tropennächte so gefährlich sind

    von Michael Hörz, Marielle Klein
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    Sie lassen uns schlecht schlafen, verhindern Abkühlung und treten immer häufiger auf: Tropennächte. Wer besonders betroffen ist und was sie so gefährlich macht - ein Überblick.

    Was sind Tropennächte?

    Tropennächte sind eine besondere Form der Sommerhitze. Die Lufttemperatur sinkt dabei zu keinem Zeitpunkt des Tages unter 20 Grad.

    Wo in Deutschland gibt es besonders viele Tropennächte?

    Grundsätzlich steigt die Zahl der Tropennächte in Deutschland. Die wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung befinden sich in der Zeit nach 2012. Besonders die Sommer der Jahre 2018 bis 2020 sowie 2022 waren ungewöhnlich warm. Doch die Bundesländer unterscheiden sich auch:
    Datawrapper-Karte: Tropennächte in den Bundesländern
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    Wie stark die regionalen Unterschiede sind, zeigt auch eine Auswertung von Warnungen vor extremer Hitze der letzten zehn Jahre. Seit 2005 wertet der Deutsche Wetterdienst (DWD) bundesweit die Hitzebelastung aus. Für jeden Landkreis werden die Bewohner*innen bei einer gefühlten Temperatur von 32 Grad an zwei Tagen in Folge und nur geringer nächtlicher Abkühlung gewarnt. Ab 38 Grad warnt der DWD vor extremer Hitze. Diese Warnungen sind für die Bevölkerung gedacht, für Stadt- und Landkreise haben sie bislang keine Konsequenzen.
    Besonders viele solcher Warnungen gibt es am Oberrhein und im Westen Deutschlands. Freiburg zum Beispiel verzeichnete seit 2012 42 Warnungen vor extremer Hitze. Im Norden und Süden ist das Bild dagegen weniger dramatisch, für Leipzig etwa gab im gleichen Zeitraum nur acht Warnungen. Auch die Anzahl von besonders heißen Tagen nacheinander unterscheidet sich von Jahr zu Jahr. 2018 etwa folgten in vielen Teilen Deutschlands 18 Hitzetage aufeinander, während es in anderen Jahren oft nur sechs oder sieben waren.
    Datawrapper-Karte: Hitzewarnungen seit 2012
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    Warum sind Tropennächte gefährlich?

    Tropennächte folgen in der Regel auf sehr heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad. Damit steigern sie die Hitzebelastung: Kühlt es abends nicht ab, bringt beispielsweise nächtliches Lüften keine Entlastung mehr. Unsere Körper, die ihre Kerntemperatur von 37 Grad erhalten wollen, stehen folglich unter Dauerstress - "wie bei einem Notebook, bei dem der Lüfter bei Hitze auf Hochtouren läuft", sagt Andreas Matzarakis, Biometeorologe beim Deutschen Wetterdienst.
    Betroffen sind davon mehrheitlich Menschen in Städten. Denn: Städte sind Hitzeinseln. Dort sorgen versiegelte Flächen und fehlende Grünflächen dafür, dass mehr Wärme gespeichert werden kann. Je mehr Tropennächte dann aufeinander folgen, desto größer wird das gesundheitliche Risiko.
    Dabei gelten vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen als gefährdet. Sie sind besonders vulnerabel für hitzebedingte Krankheitssymptome, etwa Kreislaufversagen oder Dehydrierung. Gerade ältere Menschen können an den Folgen der Hitzebelastung sogar sterben.
    Zwar werden solche Fälle nicht unmittelbar gemeldet, das Robert-Koch-Institut schätzt aber, dass in den besonders warmen Sommern zwischen 2018 und 2020 insgesamt mehr als 19.000 Menschen mehr starben als in kühleren Jahren. Für das warme Jahr 2022 setzt das RKI die hitzebedingte Übersterblichkeit bei 4.500 Sterbefällen an.

    Hitze ist das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko und dennoch wird diese Gesundheitsbelastung nicht genau erfasst. (...) Wir sehen sozusagen nur die Spitze des Eisbergs.

    Jelka Wickham, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG)

    Wie wirkt sich der Klimawandel auf Tropennächte aus?

    Dass es immer mehr Tropennächte gibt, hängt klar mit dem menschengemachten Klimawandel und dem Anstieg der Temperaturen zusammen. "Hitzeperioden werden intensiver, häufiger und dauern längern an", sagt Biometeorologe Matzarakis.
    Das Helmholtz-Zentrum Hereon hat durchgerechnet, wie viel mehr Tropennächte es in Deutschlands Landkreisen zur Jahrhundertmitte geben könnte. Viele Kreise könnten dann zwei bis drei Tropennächte pro Jahr erleben, während es vor 2000 oft gar keine solcher Nächte gab. Relativ gering betroffen sind die Küstenregionen und der alpennahe Teil Bayerns:
    Datawrapper-Karte: Ausblick Tropennächte Jahrhundertmitte
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    Was unternehmen Städte, um uns vor Hitze zu schützen?

    Viele Städte und Kommunen haben die Dringlichkeit der Lage erkannt und den Schutz der Bevölkerung vor Hitzewellen auf ihre Agenda gesetzt. Beispiel Köln: Die Rhein-Metropole hat einen Hitzeaktionsplan für Menschen im Alter und einen Hitzeknigge, der Tipps und Informationen zum Umgang mit Hitze zusammenfasst. Grundsätzlich können Städte in verschiedenen Bereichen ansetzen:
    Was Städte im Bereich Hitzeschutz unternehmen können: Sie können hitzerestistente Straßenbeläge, Trinkwasserbrunnen und freigelegte Gewässer sowie Sonnendächer im öffentlichen Raum einplanen. Sie können die breite Bevölkerung über Hitzerisiken aufklären. Es kann Hitzeregeln für Großveranstaltungen an heißen Tagen geben. Auch Hinweise auf klimatisierte Bereiche, etwa Kirchen, Einkaufszentren und Museen, helfen. Gefährdete Gruppen lassen sich beispielsweise mit einem Warnsystem oder einem Hitzetelefon über Maßnahmen aufklären. Mehr Grünflächen und schattenspendende Bäume, Dach- und Fassadenbegrünung sowie Frischluftschneisen sorgen für Kühlung.
    Quelle: Umweltbundesamt, Initiative Klima Mensch Gesundheit

    Ein verpflichtendes Konzept auf Bundesebene gibt es aber noch nicht. Die Bundesregierung hat 2017 lediglich Handlungsempfehlungen für den Hitzeschutz für die Bundesländer veröffentlicht. Bis zum Frühjahr 2020 hatten einer Befragung des Umweltbundesamtes zufolge vier Kommunen beziehungsweise ein Landkreis Hitzeaktionspläne umgesetzt.
    "Hitzeschutz hat nicht die gleiche Priorität wie zum Beispiel Brandschutz oder der Schutz vor Hochwasser", kritisiert Jelka Wickham von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG). "Hitze wird noch viel zu oft mit Strandwetter, Badehose und Eisdielen verbunden und die Risiken, die für viele Menschen entstehen, werden nicht gesehen."

    Was muss sich bei der Hitzebewältigung noch ändern?

    Neben der Umsetzung braucht es für Biometeorologe Matzarakis auch eine bessere Kommunikationsstrategie. "Hier geht es um Zuständigkeiten und Koordination auf der einen und ein Warnsystem auf der anderen Seite, im besten Fall mit regional angepassten Schwellenwerten, denn Hitze wird im Norden anders empfunden als im Süden."
    Hitzeschutz sei eine Gemeinschaftsaufgabe, sagt auch KLUG-Expertin Wickham. "Es gibt schon viele Akteure, die tätig sind, aber es ist noch nicht in der breiten Gesellschaft angekommen. Sowohl als Gesellschaft als auch auf politischer Handlungsebene ist es notwendig, dass eine andere Haltung entwickelt wird und Hitze nicht nur als Sommerwetter, sondern als reale Gefahr erkannt wird."
    Redaktion: Kevin Schubert
    Design im Auftrag des ZDF: Jens Albrecht

    Hintergründe zur Hitze