Sommerurlaub: Brandenburg statt Bali, Nordsee statt Karibik

    Interview

    Sommerurlaub - die Trends:Brandenburg statt Bali, Nordsee statt Karibik

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    Der Sommerurlaub 2024 rückt in greifbare Nähe. Was sind die Reisetrends? Welche Orte sind besonders gefragt? Macht es Sinn, bereits jetzt zu buchen? Ein Ziel ist ganz vorne dabei.

    Wohnwagen stehen auf ihren Stellplätzen imAreal des Zeltplatzes Riegelspitze bei Werder (Brandenburg).
    Camping bleibt ein Urlaubstrend - wie hier auf dem Zeltplatz Riegelspitze bei Werder (Brandenburg).
    Quelle: dpa

    ZDFheute: Was sind die Trends für den Sommerurlaub 2024, welches Reiseverhalten ist zu erwarten?
    Markus Pillmayer: Der bekannte Trend setzt sich fort und die "Großen" bleiben groß: Entspannungsurlaub, Strand- und Badeurlaub sowie Familienferien. Wir sehen ein breites Interesse, insbesondere an Urlaubsformen, die auf die Aspekte Gesundheit, Entschleunigung, Prävention und Wellness abzielen. Auch Camping ist nach wie vor sehr gefragt.

    Wieder zurück aus der Versenkung ist der Städtetourismus. Während dieser während der Pandemie am Boden war und man dorthin wollte, wo sich möglichst keine Menschen ballen, verzeichnen beispielsweise München oder die Region Stuttgart nie dagewesene Rekordzahlen.

    Auch die Kreuzfahrt bleibt in Deutschland äußerst beliebt. Reisende schätzen daran, dass sie zwar die Welt erkunden können, dafür aber nicht ihr gewohntes Umfeld verlassen müssen. Es ist bequem, alle Leistungen pauschal an Bord zu haben, aber die angesteuerten Ziele bei den Landgängen jederzeit individuell erkunden zu können.
    Ohnehin geht der Trend hin zu einer Multioptionalität, wie wir Touristiker*innen sagen. Sprich: Reisende stellen sich je nach Gusto und Bedürfnissen einzelne Leistungen im Baukastenprinzip selbst zusammen.

    Markus Pillmayer
    Quelle: Julia Bergmeister

    ... hat seit 2019 einen Lehrstuhl an der Hochschule München inne. Zuvor war er als Professor an der Technischen Hochschule Deggendorf für International Destination Management tätig. Seine inhaltlichen Schwerpunkte liegen im Bereich Destinationsmanagement und -entwicklung, Gesundheitstourismus, Tourismuspolitik, Nachhaltiger Tourismus.

    ZDFheute: Welche Ziele sind am gefragtesten?
    Pillmayer: Wir stellen fest, dass die Renaissance des Deutschlandurlaubs, die wir während und auch direkt nach Corona erlebt haben, nach wie vor anhält.

    Deutschland bleibt Reiseland Nummer eins.

    Auch darüber hinaus ist die "Hitparade" der Reiseziele in etwa gleichgeblieben. Beliebt ist das europäische Ausland, insbesondere der Mittelmeerraum, also Italien, Griechenland oder die Türkei. Fernreisen, beispielsweise nach Asien oder in die USA, sind nach wie vor nicht auf dem Niveau, wie sie es einst gewesen sind.
    Bei vielen spielt inzwischen das Thema Flugscham eine große Rolle. Wir wissen aus Erhebungen, dass der Anteil an Flugreisenden, die ein schlechtes Gewissen wegen der Klimabelastung haben, immer weiter steigt.
    ZDFheute: Warum ist gerade das eigene Land als Urlaubsziel nach wie vor so attraktiv?
    Pillmayer: Viele Jahre oder vielmehr Jahrzehnte galt das Motto "Brandenburg ist nicht so sexy wie Bali" und Deutschland wurde von uns als Reiseland unterschätzt. Mal ehrlich: Vor der Corona-Pandemie wären nur die wenigsten auf die Idee gekommen, in Brandenburg oder in Sachsen ihren Sommerurlaub zu verbringen.
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    Doch inzwischen sind viele auf den Geschmack gekommen und haben festgestellt, dass es hierzulande, von der Nord- und Ostsee über die Mosel bis runter zu den Alpen, unglaublich vielseitige und attraktive Reisegebiete gibt.

    Hinzu kommt ein exzellentes Serviceniveau und Unterkunftsangebot, das sich keinesfalls verstecken muss im internationalen Vergleich.

    Außerdem stimmt für das Angebotene der Preis und man muss sich keine Gedanken um die Gesundheitsversorgung oder um ein Visum machen.
    ZDFheute: Gibt es noch einen echten Geheimtipp für den Sommer 2024?
    Pillmayer: Was noch als Geheimtipp gilt, ist Albanien. Das wird sich aber schnell ändern, davon bin ich überzeugt. Denn das Land möchte Kroatien nacheifern. Ich hoffe nur, dass die Entscheidungsträger*innen dort nicht ähnliche Fehler machen, wie in Kroatien, wo mehr oder weniger die komplette Adriaküste zubetoniert wird.
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    ZDFheute: Wie tief muss man im Sommer 2024 für eine Urlaubsauszeit in die Tasche greifen?
    Pillmayer: Rund zehn Prozent höhere Kosten als im vergangenen Jahr sollte man in jedem Fall für den Sommerurlaub 2024 einplanen, egal wohin es geht. Da machen die allgemeinen Kostensteigerungen keinen Halt.

    Interessant ist aber, dass die Nachfrage trotz der für viele angespannten wirtschaftlichen Lage nicht sinkt. In Deutschland spart man lieber an Kleidung, Ausgaben für das Auto oder für die Altersvorsorge, als am Urlaub.

    Bei den Konsumprioritäten stehen Urlaubsreisen konstant an zweiter Stelle hinter Lebensmitteln.
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    ZDFheute: Was lohnt sich eher: auf ein Last-Minute Schnäppchen zu warten oder möglichst früh zu buchen?
    Pillmayer: Was sich bislang abzeichnet, ist der Trend, möglichst frühzeitig zu buchen. Mit Blick auf diese Entwicklung scheint es nicht empfehlenswert zu sein, auf ein Last-Minute Schnäppchen zu warten, weil die besten Angebote dann sicherlich schon weg sind.

    Apropos Schnäppchen: Man sollte sich ohnehin nicht ins Bockshorn jagen lassen, wenn es heißt "schnell sein, da nur für kurze Zeit verfügbar".

    Meist wird dabei nur mit einer vermeintlichen Limitierung gearbeitet, um den Trigger auszulösen, möglichst schnell zuzuschlagen. Am besten ist es immer noch, sich in einem Reisebüro beraten zu lassen.
    Das Interview führte Michael Kniess.
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