Haarschnitt der 1980er: Der Vokuhila kommt langsam zurück

    Frisur mit schlechtem Ruf:Der Vokuhila kommt langsam zurück

    |

    Was haben Rudi Völler und Rapper Ski Aggu gemeinsam? Den Haarschnitt. Der Vokuhila wurde in 1980er Jahren populär und feiert derzeit ein langsames Comeback.

    Archiv: Der Rapper Ski Aggu steht beim Lollapalooza Festival Berlin auf dem Gelände des Olympiastadions auf der Bühne.
    Auch der 26-jährige Rapper Ski Aggu trägt gern Vokuhila.
    Quelle: dpa

    Kaum ein Look polarisiert so sehr wie der Vokuhila (Kurzform von "vorne kurz, hinten lang"), den in den 80ern und frühen 90ern Sportler wie Rudi Völler und Andre Agassi trugen, aber auch Popstars wie Prince, Bands wie Modern Talking, Duran Duran und A-ha.
    Derzeit feiert der Vokuhila eine Art Comeback, etwa bei Rapper Ski Aggu (26), Comedian Fred Costea (30), Hertha-Stürmer Fabian Reese (26) und Hollywood-Star Kristen Stewart (34).
    Schauspielerin Kristen Stewart (Archiv)
    Die Schauspielerin Kristen Stewart auf dem Roten Teppich vor dem Berlinale Palast - mit Vokuhila.
    Quelle: dpa

    Das neue Mullet ist der alte Vokuhila

    Meist bekommt er jetzt mit "Mullet" sowohl bei Frauen als auch Männern einen englischen Namen verpasst. Phänomene mit schlechtem Ruf müssen manchmal wohl anders genannt werden, um wieder akzeptierter zu werden.
    Die hipsten Haare der Geschichte
    Verrückte Frisur oder Statussymbol?10.06.2018 | 43:57 min
    "Mullet" ist eigentlich kein nettes Wort. Der Begriff kommt von "Mullet-Head", der im 19. Jahrhundert verwendet wurde, um "dämliche" oder "dumme" Menschen zu beschreiben.
    Die legendäre Hardcore-Punk- und Hip-Hop-Band Beastie Boys prägte den Begriff, brachte vor 30 Jahren ein Lied mit dem Titel "Mullet Head" heraus - Kostprobe des Refrains: "Cut the Sides, Don't Touch The Back" (Schneid die Seiten, lass die Rückseite unberührt).
    Torwart Harald Schumacher (Archiv 1983)
    Torwart Harald Schumacher (Archiv 1983): Mit Vokuhila.
    Quelle: imago/Kicker/Liedel

    Haarschnitt von Manta-Fahrern

    Bis in die 90er war die Vokuhila-Pudelmähne in Deutschland recht häufig auf den Straßen zu sehen. Von oben herab wurde sie - erst recht, wenn sie mit einem Schnäuzer kombiniert war - als Haarschnitt von Manta-Fahrern und Prolls klassistisch eingeordnet.
    Rudi Völler reagiert während des Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Frankreich in Dortmund, aufgenommen am 12.09.2023
    Auch heute noch der Inbegriff eines Vokuhila-Trägers: Rudi Völler
    Quelle: epa

    Dänen nennen den Schnitt bis heute Bundesligahår, weil er als charakteristisch für Bundesliga-Fußballer gilt. Auch in der queeren Szene fand der Vokuhila Verbreitung, galt als Erkennungszeichen für Lesben, die sich als "Butch" identifizierten, sich also einen Look aneigneten, der angeblich Männern vorbehalten war.

    David Bowie schon in den 1970ern mit Vokuhila

    Doch auch vor den 80er-Jahren war die Frisur schon Kult: David Bowie trug einen Vokuhila Anfang der 70er für sein außerirdisches Alter Ego Ziggy Stardust.
    Das Revival in jüngster Zeit war anfangs eher nur ein behaupteter Trend auf Laufstegen von Marken wie Gucci oder Off-White. Stylist Guido Palau ließ Models schon vor rund zehn Jahren bei Modenschauen von Marc Jacobs mit Vokuhila auftreten. In den letzten Jahren wurde er dann tatsächlich zum Hipster-Phänomen und einer häufigeren Erscheinung.
    NDW-Stars auf der Bühne
    Schrill, bunt, spaßige Texte - an den Songs der Neuen deutschen Welle kommt man Anfang der 80er Jahre nicht vorbei. 06.04.2023 | 9:24 min

    Vokuhila heißt nicht mehr Igelschnitt mit Nackenmatte

    Als jetzt 2024 bei Heidi Klums "Germany's Next Topmodel" auf ProSieben erstmals Männer mitmachen durften, trugen mit Maximilian und Yanik gleich zwei der Anwärter einen Mullet. Antonio Weinitschke, Art Director beim Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks sagt:

    Wir haben Vokuhila-Varianten jetzt schon ein paarmal bei unseren Trendlooks-Kollektionen dabei gehabt - bei Damen wie bei Herren. (...) Doch bevor sich eine Mode so richtig durchsetzt, braucht es immer seine Zeit, das dauert ein paar Jahre.

    Wenn er ästhetisch gemacht sei, sei gegen einen Mullet überhaupt nichts einzuwenden, findet der Experte.
    Weinitschke betont, dass der heutige Mullet nicht so aussehe wie der Vokuhila der 80ern. Bei den Herren seien die Schnitte in ihren Verbindungen wesentlich weicher, hätten hinten keine extreme Überlänge, die Seiten seien aber kurz, nahezu rasiert. "Heute werden die Haare eher gleichmäßiger gestuft und das Ganze wird flacher und breitflächiger getragen, also nicht mit so einem Stehkopf."