Streit ums Geld: Förderverein will Bayreuth Mittel kürzen

    Bayreuther Festspiele:Zoff um Geld und Macht auf dem Grünen Hügel

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    Eine Million Euro soll den Bayreuther Festspielen abgezogen werden. Was das für Folgen hat, ist ungewiss. Es könnte aber das Ende der Ära Wagner auf dem Grünen Hügel sein.

    Festspielhaus in Bayreuth
    In Bayreuth wird ums Geld für die Wagner-Festspiele gestritten. Doch es geht um mehr. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Auf dem Grünen Hügel geht es ums Geld: Der Förderverein der Bayreuther Festspiele hat überraschend angekündigt, künftig voraussichtlich weniger für das Opernspektakel zu zahlen. Um rund eine Million Euro soll es gehen, die es künftig weniger geben könnte. Was das für die Festspiele bedeutet, ist noch unklar.

    Förderverein: Weniger Geld für Festspiele ab 2024

    Nach dpa-Informationen hat der Förderverein den anderen Gesellschaftern in einer Sitzung des Verwaltungsrates mitgeteilt, von 2024 an rund eine Million Euro weniger zu zahlen. Der Vorsitzende der Freunde von Bayreuth und des Verwaltungsrates, Georg Freiherr von Waldenfels, sagte auf Anfrage, dass es sich um eine interne Sitzung gehandelt habe, deren Inhalte er nicht kommentiere.
    Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth gibt bislang genau so viel wie der Bund und der Freistaat Bayern - in der Regel um die drei Millionen Euro pro Jahr - und ist mit 29 Prozent der Anteile an der Bayreuther Festspiel-GmbH gleichberechtigter Gesellschafter.

    Die Festspiele hatten im Jahr 2021 einen Etat von gut 32 Millionen Euro; 5,4 Millionen davon kamen von der Gesellschaft der Freunde. Damals hatten die Gesellschafter sich allerdings darauf geeinigt, wegen der Einbußen durch die Corona-Pandemie mehr zu zahlen.

    Meistens bewegten sich die Zahlungen von Bund, Freistaat und Freunden pro Jahr jeweils um die drei Millionen Euro. Für das Jahr 2023 liegen sie bei je 3,4 Millionen Euro, wie Verwaltungsratsvorsitzender Georg Freiherr von Waldenfels sagte.

    Quelle: dpa

    Erste Gespräche mit der Politik

    "Bayreuth ist ein sehr wichtiges Opernfestival", äußert sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) in der Angelegenheit.

    Wenn die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth bei der Finanzierung deutlich weniger beisteuern können, dann müssen jetzt alle, die Teil dieses ganzen Komplexes sind, zusammen handeln.

    Claudia Roth, Kulturstaatsministerin

    Sie habe dazu schon Gespräche geführt, weitere seien vorgesehen. Und auch Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) verwies auf anstehende Gespäche, zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass "die Gesellschafter auch weiterhin gemeinsam für eine stabile Grundlage für die Festspiele sorgen werden".
    Festspielchefin Katharina Wagner wollte sich nicht äußern und verwies auf Festspiel-Geschäftsführer Ulrich Jagels, der eine entsprechende Anfrage allerdings unbeantwortet ließ.

    Finanzielle Situation "stabil"

    Der Vorsitzende des Fördervereins, Georg Freiherr von Waldenfels, betonte, "dass die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth weiter ein zuverlässiger Partner der Bayreuther Festspiele GmbH ist und alle finanziellen, seit Jahren steigenden Verpflichtungen erfüllt hat, wie auch die anderen Gesellschafter der Festspiele".
    Die finanzielle Situation der Freunde sei "nach wie vor stabil", sagte von Waldenfels. "Irgendwelche Spekulationen darüber sind aus der Luft gegriffen." Die Freunde würden sich "auch weiterhin mit den öffentlichen Gesellschaftern eng über die finanzielle Situation der Festspiele und die finanziellen Möglichkeiten der Gesellschafter abstimmen".

    Mehr als nur eine Frage des Geldes?

    Für Kulturstaatsministerin Claudia Roth ist die Streichung von Geld "nicht nur eine finanzielle Perspektive".

    Es ist auch eine Perspektive der Leitung Bayreuths.

    Claudia Roth, Kulturstaatsministerin

    Und weiter: "Hier müssen alle mit einander reden und gemeinsam mit anpacken".
    Denn der Freundeskreis hat bislang großen Einfluss auf die Festspiele - und entscheidet im Verwaltungsrat auch mit, ob Katharina Wagner Festspiel-Chefin bleiben soll oder nicht. Der Vertrag der Urenkelin von Komponist Richard Wagner läuft noch bis 2025, in diesem Jahr soll entschieden werden, wie es danach weitergeht.

    Der umstrittende Posten von Katharina Wagner

    Unumstritten war Katharina Wagner nie, seit sie die Leitung der Festspiele 2008 als Nachfolgerin ihres Vaters Wolfgang Wagner übernommen hatte - zunächst gemeinsam mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier, seit 2015 allein. Sollte sie gehen, bedeutet das aber wohl das Ende der Komponistenfamilie an der Spitze der Festspiele.
    Freundeskreis- und Verwaltungsratschef von Waldenfels macht keinen Hehl daraus, dass er einige künstlerische Entscheidungen Wagners nicht nachvollziehen kann, und übte im vergangenen Jahr scharfe Kritik:

    Wie die Musik wahrgenommen wird, ist aus meiner Sicht wichtiger als das, was auf der Bühne passiert.

    Georg Freiherr von Waldenfels, Freundeskreis- und Verwaltungsratschef

    Und Katharina Wagner stellte ihrerseits Bedingungen: "Eine Verlängerung mache ich davon abhängig, dass sich gewisse Strukturen ändern müssen. Dabei geht es um die Gesellschafter-Struktur und besonders auch um die Finanzen", sagte sie der dpa im vergangenen Jahr.

    Wir brauchen ein tragfähiges und langfristiges Konzept und vor allem eine professionelle Sponsoren- und Marketing-Abteilung.

    Katharina Wagner, künstlerische Leiterin der Bayreuther Festspiele

    Quelle: B. Schultejans, G. Roth, K. Zeilmann, dpa