Acht Milliarden: So viele Menschen leben nach Schätzung der UN seit heute auf der Erde. Wie lange geht das Wachstum noch weiter und wann wird das Maximum erreicht?
Lange Zeit wuchs die Weltbevölkerung nur langsam, aber stetig an: Sowohl die Geburten- als auch die Sterberate waren hoch. Aber in den vergangenen 200 Jahren wurde immer schneller die nächste Milliarde geknackt - nun leben nach UN-Angaben acht Milliarden Menschen auf der Erde:
Bevölkerungsboom während Industrialisierung
Die Weltbevölkerung vergrößerte sich ab etwa 1850 schlagartig. Gründe dafür sind viele Errungenschaften während der Industrialisierung: eine bessere Ernährung, Fortschritte in der Medizin, bessere Hygienestandards und Krankenversicherungen.
Eine große Rolle hätten Religion und Kultur gespielt, erklärt Angela Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung. "Zu einer reichen, angesehenen Familie gehörte auch Kinder-Reichtum." Dank des neuen Wohlstands konnten die Menschen mehr Kinder ernähren.
Mehr Bildung, weniger Kinder
Doch in der Folge prägten zwei Geburten-Rückgänge Europa: Laut Bähr sank um 1900 die Säuglingssterblichkeit durch verbesserte Hygiene - in der Folge bekamen die Frauen weniger Kinder. Ab 1960 führten schließlich weitere Faktoren zu einer geringeren Geburtenrate:
- Sexualaufklärung
- Zugang zu Verhütungsmitteln
- Bildung und Emanzipation von Frauen
"Es wurde wichtiger, wenige Kinder gut versorgen zu können, statt mit vielen Kindern in Armut zu leben", sagt Bähr. Zudem waren dank des Rentensystems Eltern nicht mehr auf Kinder als Altersversicherung angewiesen.
Wo die Weltbevölkerung weiter wächst
Dieser demografische Wandel findet jedoch nicht in allen Weltregionen zur selben Zeit statt. Hohe Geburtenraten herrschen vor allem im Mittleren Osten und in Afrika, südlich der Sahara, vor. "Letztendlich ist es die Gleichberechtigung", sagt Bähr. "Je stärker sie ist, desto eher sinken die Kinderzahlen pro Frau."
Wird die Nahrung knapp?
Die Lebensmittel-Produktion wächst schneller als die Weltbevölkerung. Laut Bundesernährungsministerium ist die Ursache von Hungersnöten nicht eine große Bevölkerung, sondern schlechte Regierungsführung und eine ungerechte Verteilung der Ressourcen. Armut, Kriege, Umwelt- und Klimakatastrophen verstärken die Probleme.
Bevölkerungswachstum wird langsamer
Frauen in Europa, Nordamerika und Australien bekommen durchschnittlich weniger als 2,1 Kinder - damit sinken dort die Bevölkerungszahlen.
Auch in anderen Teilen der Erde sinkt die Geburtenrate. 1963 wuchs die Weltbevölkerung mit 2,27 Prozent am stärksten, seitdem lässt das Tempo nach.
Wie lange nimmt die Zahl der Menschen auf der Erde also noch zu? Vorhersagen über mehr als 30 Jahre seien zwar unsicher, sagt Bähr, aber: "Laut aktuellen Prognosen wird die Weltbevölkerung bis in die 2080er Jahre auf 10,4 Milliarden anwachsen und ab 2100 wieder sinken."
Redaktion: Kathrin Wolff
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