1983 zog sie zeitgleich mit den Grünen als Parteilose in den Bundestag ein. Später sollte sie die erste grüne Bundestagsvize werden. Nun ist Antje Vollmer gestorben.
Die Theologin und frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer ist mit 79 Jahren gestorben. Der Bundestag unterbrach am Donnerstag eine Debatte für eine Schweigeminute.
Die frühere Vizepräsidentin des Bundestags, Antje Vollmer (Grüne), ist tot. Sie sei am Mittwoch im Kreise der Familie nach langer schwerer Krankheit friedlich gestorben, sagte ihr Sohn Johann Vollmer am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Die frühere Grünen-Politikerin wurde 79 Jahre alt. Zwischen 1994 und 2005 war die promovierte Theologin Bundestagsabgeordnete ihrer Partei und Vizepräsidentin des Bundestags.
Göring-Eckardt über Vollmer: Hat vieles durchgekämpft
Die heutige ebenfalls grüne Bundestagsvizepräsidetin Katrin Göring-Eckardt erinnerte an die Errungenschaften ihrer verstorbenen Parteikollegin Vollmer. So schrieb Göring-Eckardt am Donnerstag auf Twitter:
Auch die Politische Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Emily Büning, erinnerte an Vollmer. "Meine Gedanken sind bei ihren Hinterbliebenen.
Mein herzliches Beileid", schrieb Büning.
Pastorin, Politikerin, (Vize-)Präsidentin
Eher als jeder andere Grünen-Politiker schaffte Antje Vollmer den Sprung in ein hohes Staatsamt. 1994, als ihre Partei noch vom Mitregieren in Bonn nur träumen konnte, wurde die ehemalige Pastorin zur Bundestags-Vizepräsidentin gewählt - mit Unterstützung von Union und FDP und gegen den Willen der SPD, die selbst auf den Posten aus war.
Später hatte sich die 55-Jährige durch ihre Amtsführung Respekt bei allen Fraktionen erworben. Sie galt als "Grande Dame" und - auch aus eigenem Selbstverständnis - als moralische Instanz. "Ich bin leidenschaftliche Parlamentarierin geworden", bekannte die Grünen-Politikerin mit der auffallend zittrigen Stimme.
Von der Linken zur "harten Reala"
Sich selbst beschrieb sie einmal als Einzelgängerin: "Ich war immer eine einsame Gegenstimme." Im positiven Fall werde sie als "Vordenkerin" gesehen, im negativen Fall als "Querdenkerin". Aus der ehemaligen Linken war eine "harte Reala" geworden, wie das bei den Grünen heißt.
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Die promovierte Theologin Vollmer war auch 1983 schon dabei, als die Grünen erstmals in den Bundestag gewählt wurden, damals jedoch noch als parteilose Abgeordnete. Sie entwickelte sich zu einer der führenden Grünen-Köpfe und wurde 1984 in den nur aus Frauen bestehenden Fraktionsvorstand ("Feminat") gewählt.
1985 engagierte sie sich öffentlich für den Dialog mit den Häftlingen der RAF und dem Ziel, den "Kriegszustand" zwischen Staat und Terroristen zu beenden. Innerparteilich bemühte sie sich mit ihrer Gruppierung "Grüner Aufbruch" in jener Zeit um die Überwindung der tiefen Gräben zwischen Realos und Fundis.
Jutta Ditfurth, Gründungsmitglied der Grünen, erklärt den Unterschied zwischen Realos und Fundis aus ihrer Sicht.