Ölvorkommen in Guyana: Darum kehren Migranten zurück
Wegen des Wirtschaftsbooms:In dieses Land kehren Migranten zurück
von Tobias Käufer
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Große Ölfunde sorgen für einen wirtschaftlichen Aufschwung im südamerikanischen Guyana. Migranten, die einst ihr Heimatland verlassen haben, ziehen wieder zurück.
Essequibo ist ein ölreiches Gebiet in Guyana. Von dem hohen Ölvorkommen profitieren auch die Einwohner Guyanas.
Quelle: AFP
Das Jahr 2015 brachte die große Migrations-Wende: Es war der Zeitpunkt, als der Konzern Exxon große Ölreserven in Guyana entdeckte. Das südamerikanische Land, das an Venezuela, Brasilien und Suriname grenzt, musste laut Statistik des guyanischen Finanzministeriums bis 2015 die Abwanderung von rund 122.000 Menschen verkraften - bei einer Einwohnerzahl von damals rund 780.000 Menschen eine dramatische Entwicklung.
Doch mit der Entdeckung der Ölreserven begann eine Entwicklung, die bis heute anhält und sich aktuell sogar noch verstärkt: Die Rückkehr der Migranten in ihr Heimatland. Eine erste Spitze gab es 2019 mit der Wiedereinwanderung von fast 50.000 ehemaligen Migranten. Damals ermunterte Guyanas Präsident Mohamed Irfaan Ali erstmals öffentlich seine im Ausland lebenden Landsleute:
Unsere Republik befindet sich auf dem Weg nach oben. Wir sind dabei, eine modernere, diversifiziertere und widerstandsfähigere Wirtschaft aufzubauen.
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Mohamed Irfaan Ali, Präsident Guyana
Heimkehr dank rasantem Wirtschaftswachstum
Der Trend hält bis heute an: In den beiden vergangenen Jahren waren es zusammen rund 32.000 Menschen, die in ihre Heimat zurückkehrten. Guyana galt im Jahr 2022 als die weltweit am schnellsten wachsende Volkswirtschaft. Für das sagenhafte Wirtschaftswachstum von rund 33 Prozent sorgt vor allem die Ölförderung. Seit 2015 wurde an keinem Ort der Welt mehr Öl gefunden, als vor der Küste Guyanas. Bekannt sind bislang mindestens 33 hochwertige Ölquellen. Seitdem geht es steil nach oben.
Auf dem Weg zur Öl-Großmacht
Laut Prognosen könnte Guyana bis 2027 mehr Rohöl pro Person fördern als Saudi-Arabien oder Kuwait. Die ehrgeizigen Ziele: Guyana strebt nach eigenen Angaben bis 2027 insgesamt 1,2 Millionen Barrel pro Tag an. Zum Vergleich: Das ölreichste Land der Welt, Venezuela, kommt derzeit auf 800.000 Barrel pro Tag. "Es ist, als hätte das Land im Lotto gewonnen. Das ist eine einmalige Gelegenheit. Im Land herrscht großer Optimismus", sagte Diletta Doretti, Weltbankvertreterin für Guyana und Suriname, in einem Interview mit der BBC. Exxon erhöhte jüngst seine Schätzung für die förderbaren Ölressourcen auf etwa elf Milliarden Barrel.
Der schnell wachsende Ölsektor Guyanas treibt ein beispielloses Wirtschaftswachstum an, das zu einem erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Arbeitskräften, insbesondere nach qualifizierten Arbeitskräften, führt.
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Venezuela und Guyana: Konflikt um Öl
Doch das Wirtschaftswachstum des Landes wird auch bedroht. Das linksautoritäre Regime im Nachbarland Venezuela belebt wieder alte Ansprüche nach den großen Ölfunden in Guyana. Der sozialistische Machthaber Nicolas Maduro ließ ein hoch umstrittenes Referendum abhalten, in dem sich nach offiziellen Angaben eine deutliche Mehrheit der unter einer schweren Wirtschaftskrise leidenden Venezolaner für eine Einverleibung jener Gebiete aussprach, die zu Guyana zählen. Maduro ließ bereits neue Landkarten drucken, auf denen Großvenezuela mit jenen Landstrichen abgebildet ist, die rechtlich einen Zugang zu den ölreichen Gebieten ermöglichen. Hintergrund ist ein historischer Streit über die Grenzziehung mit der ehemaligen britischen Kolonialmacht.
Guyanas Präsident Irfaan Ali drückt trotzdem aufs Tempo: "Es ist nun der Moment, auch unser Gas zu fördern", sagte der Präsident. "Es gibt ein Fenster der Gelegenheit bis zum Ende des Jahrzehnts, um auch das Gas zu kommerzialisieren."
Der venezolanische Ex-Diplomat Garavini di Turno glaubt nicht an Maduros Plan, Teile des Nachbarlands Guyana zu annektieren. Venezuela mache sich "auf der Weltbühne lächerlich".
Quelle: dpa
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