Klimawandel auf den Philippinen: Überflutung, Hunger, Flucht
Flucht und Hunger sind Folgen:Warum Teile der Philippinen im Meer versinken
von Elisabeth Schmidt
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Städte sacken ab, Menschen stehen knietief im Wasser und verlieren ihre Lebensgrundlage. Für Tausende Filipinos ist das heute schon Alltag. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Die Folgen des Klimawandels treffen die Philippinen hart. Teile des Landes versinken im Wasser. Eine Flucht können sich viele nicht leisten.
04.09.2024 | 5:54 min
Maria Landa Tamayo steht in ihrer Küche und bis über die Knie im Wasser. Ihr Haus ist mittlerweile nicht nur in der Regenzeit überflutet, sondern eigentlich immer. Morgens, mit der Flut, kommt das Wasser. Doch es verschwindet nicht mehr wie früher bei Ebbe. Die grau-braune Masse durchtränkt und verdreckt alles: Wäsche, Betten, Vorräte. Sie lebt auf der Insel Pugad, etwa 50 Kilometer von der philippinischen Hauptstadt Manila entfernt.
Der schwerste Taifun seit Jahren hat in Taiwan und auf den Philippinen schwere Schäden angerichtet. Mehr als 20 Menschen starben. Vor den Philippinen sank im Sturm ein Öltanker.25.07.2024 | 0:22 min
Folgen des Klimawandels besonders heftig
Die Philippinen leiden heute schon enorm unter den Folgen der Erderwärmung und des steigenden Meeresspiegels. Der südostasiatische Staat besteht aus mehr als 7.600 Inseln. Eine davon ist Pugad. Sie droht bereits im Ozean zu versinken. Roel Santos, den unser Team ein paar Straßen weiter trifft, ist 40 Jahre alt und erinnert sich gut, dass er als Kind auf der Insel noch durch die Straßen gerannt ist, um zu spielen. Damals gab es solche heftigen Überflutungen nicht, erzählt er.
Schulbusse gibt es auf Pugad nicht. Die Kinder fahren jeden Tag mit Roel Santos Wassertaxi zum Unterricht. Klimawandel-Realität.
Planungsfehler der Behörden
Fragt man Politiker in der Region, etwa den Bürgermeister der Nachbarinsel Pamarawan, ist die Ursache für die Überflutungen klar. "Das Hochwasser kommt vom Klimawandel, den wir hier erleben", sagt Cesar S. Bartolome. Jedes Jahr bauten sie ihre Häuser höher, aber das Wasser steige immer mehr.
Klimaforscher Angelo de la Cruz kritisiert dagegen, viele Politiker machten es sich zu leicht. Sie hinterfragten ihr eigenes Handeln nicht und unternähmen viel zu wenig. Es spielten sich mehrere Krisen gerade zur gleichen Zeit ab, die die verletzlichsten Menschen träfen.
Ein paar Kilometer weiter an der Küste, in Hagonoy, mussten sich auch die Rikscha-Fahrer den Bedingungen anpassen: Ihre Räder sind größer, die Sitze höher. So kommen ihre Kunden trocken durch die Fluten - noch. In Hagonoy kommt alles zusammen: Klimawandel, Versagen beim Städtebau, Ausbeutung der Natur. Die Gemeinde grenzt an Manila und die Hauptstadt breitet sich aus, immer mehr Menschen ziehen hierher. Die Folgen des Baubooms: abgeholzte Mangroven-Wälder, verengte Flüsse, immer mehr Grundwasser, das entnommen wird. Problem: Der Boden sackt dadurch seit Jahren ab. Und der Meeresspiegel steigt noch rasanter - viel schneller als im weltweiten Durchschnitt.
Vor zehn Jahren wütete Tropensturm Haiyan auf den Philippinen. Für Yeb Saño, damals Verhandler bei der UN-Klimakonferenz, war die Naturkatastrophe ein Wendepunkt in seinem Leben.
von Laura Hohmann
mit Video
Landgewinnung im Meer führt zu Pegelanstieg
Sogar im Meer wird Land gewonnen. Manilas neuer Flughafen entsteht dort, wo viele Fischer bis vor kurzem ihre Fanggründe hatten. "Viele Leute sagen, dass die Gegend rund um den neuen Flughafen in den nächsten Jahren viel davon profitieren wird, dass die Leute dort wohlhabend sein werden. Aber ich sehe den Flughafen auch als einen der Gründe, warum das Wasser bei uns viel höher steht als früher", sagt der Bootsmann Ferdinand dela Cruz.
Denn durch die Landgewinnung hat das Meer immer weniger Platz, sich auszubreiten. Den immer höheren Fluten sind die Menschen rund um Manila hilflos ausgesetzt. Das Gefühl, von den Behörden im Stich gelassen zu werden, ist allgegenwärtig. Hier erleben sie heute schon, wie ihre Existenz im Meer zu versinken droht - und welchen Gefahren sie in den kommenden Jahren ausgesetzt sein werden.
Elisabeth Schmidt ist ZDF-Ostasienkorrespondentin und arbeitet im Studio Peking.
Xi Jinping weitet seinen Machtanspruch im Südchinesischen Meer und Richtung Taiwan aus. Fast täglich kommt es zu Zusammenstößen zwischen philippinischen Fischern und Chinas Küstenwache.
von Elisabeth Schmidt und Miriam Steimer
43:33 min
Quelle: ZDF
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