mit Video
Weltsynode in Rom:Die Stimmen der Frauen im Vatikan
von Valerie Nusser
|
Im Vatikan startet heute die Abschlussrunde der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode. Was können sich Katholikinnen von ihrer weltkirchlichen Versammlung erhoffen?
Kurz vor Beginn der Weltsynode hat Papst Franziskus bei seiner Auslandsreise nach Luxemburg und Belgien deutliche Worte über die Rolle der Frau gefunden. In seiner Ansprache an der Katholischen Universität Louvain am vergangenen Samstag beschrieb das Kirchenoberhaupt die Frau als "fruchtbares Empfangen, Sorge, lebendige Hingabe". Es sei "hässlich", wenn die Frau sich zum Mann machen wolle, denn "die Frau ist Frau, und das ist wichtig". Bei der Pressekonferenz im Papstflugzeug zum Abschluss seiner Reise nannte Franziskus außerdem Mediziner, die Abtreibungen durchführen, "Auftragskiller".
Abschlussdokument: Mehr Gleichberechtigung für Frauen?
Knapp vier Wochen lang beraten und ringen Bischöfe, Priester, Ordensgeistliche, Laien, darunter auch Frauen, um Antworten und Beschlüsse für eine grundlegende Reform der katholischen Kirche, über die 368 Teilnehmerinnen und Teilnehmer abstimmen.
Nach dem neuesten Eklat zum Thema Frauen aus dem Vatikan türmt sich mit Blick auf den Beginn der Weltsynode die Frage auf, welchen Einfluss die 45 stimmberechtigten Frauen auf die männerdominierte Kirche ausüben können. Seit Jahren fordern Theologinnen, Ordensschwestern und Laiinnen ein vielfältigeres Frauenbild in der Kirche und mehr Teilhabe für Frauen in kirchlichen Führungspositionen und Weiheämtern. Papst Franziskus hat als erster Papst auch Nicht-Klerikern ein Stimmrecht für die Synode erteilt, ein absolutes Novum in der katholischen Kirchengeschichte.
Die Weltsynode könnte nun katholischen Frauen den steinigen Weg zu mehr Gleichberechtigung innerhalb der Kirche ebnen: Bis Ende Oktober wird die Synodenversammlung ein Abschlussdokument erarbeiten, das die starren Strukturen der katholischen Kirche auflockern und mehr Eigenständigkeit der Ortskirchen ermöglichen soll.
Stimmrecht für Frauen - und ein Papst mit traditionellem Frauenbild
Unter den Teilnehmern, die Ende Oktober über das Abschlussdokument der Synodenversammlung abstimmen werden, ist auch die Schweizer Religionspädagogin Helena Jeppesen-Spuhler. Das Stimmrecht für Frauen bei der Synode lasse sich, so ihre Einschätzung, "nicht mehr rückgängig machen. Das wird in Zukunft wahrscheinlich der Standard sein". Mit der Aussage des Papstes im Flugzeug sei sie "überhaupt nicht einverstanden", aber das sei auch eine Realität der Synodenversammlung: "Wir haben unterschiedliche Positionen und wir setzen uns an einen Tisch und reden darüber.
Ich glaube, wir werden in der Synode mit Papst Franziskus darüber reden, dass diese Rolle der Frau unbedingt überdacht werden muss. Es kann nicht sein, dass die katholische Kirche diese Position vertritt, die er in Belgien geschildert hat
Helena Jeppesen-Spuhler, Schweizer Religionspädagogin
Sie sei Papst Franziskus jedoch dankbar, dass er die Synode geöffnet habe und einige Frauen in Führungspositionen in der Kurie eingesetzt habe. Dies seien erste wichtige Schritte, um Dinge zu ändern. Auch die indische Synodenteilnehmerin Schwester Nirmala Nazareth fordert strukturelle Änderungen beim Thema Gleichberechtigung in der Kirche:
Ich möchte, dass geweihte Frauen gemeinsam mit Priestern und Bischöfen eine Einheit bilden können und nicht einer höher steht und die Anderen wie Bürger zweiter Klasse sind.
Nirmala Nazareth, indische Synodenteilnehmerin
Frauen erhalten Rückenwind aus Deutschland
Aus Deutschland erhalten die Synodenfrauen Rückenwind. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, forderte bei der Vollversammlung der DBK in Fulda konkrete Schritte zur Frauenbeteiligung von der Weltsynode. Außerdem wünsche Bätzing sich sehr, "dass die katholische Kirche es ermöglicht, dass Frauen die Diakonatsweihe empfangen können".
Ob auch andere Kirchenmänner katholischen Frauen endlich mehr Teilhabe an kirchlichen Entscheidungs- und Beratungsprozessen zugestehen wollen, wird das Abschlussdokument zeigen - das die Synodenteilnehmer mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit genehmigen müssen. "Es gibt keinen Weg zurück" lautet das vorläufige Synodenfazit vieler stimmberechtigter Teilnehmerinnen. Ungehört können die Stimmen der Frauen im Vatikan also wohl nicht bleiben, auch wenn sie dort für einige zweifellos noch unerhört zu sein scheinen.
Mehr zur katholischen Kirche
mit Video
Katholikentag in Erfurt:Haltung zeigen in Krisenzeiten
von Jürgen Erbacher