mit Video
Reform der katholischen Kirche:Weltsynode in Rom: Quo vadis, Papst Franziskus?
von Jürgen Erbacher
|
Papst Franziskus möchte eine Dezentralisierung der katholischen Kirche. Der Beratungsprozess dazu geht auf die Zielgerade. Noch ist unklar, ob das Projekt gelingt.
Papst Franziskus will die katholische Kirche reformieren, klammert dabei aber zentrale Themen aus.
Quelle: dpa
Eines der wichtigsten Reformprojekte von Papst Franziskus kommt in die entscheidende Phase. Das Kirchenoberhaupt möchte, dass die katholische Kirche weniger zentralistisch regiert wird. Laien sollen stärker in Entscheidungen eingebunden und Prozesse transparenter werden.
Dazu startete er 2021 einen weltweiten Beratungsprozess. Zunächst wurden die Gläubigen dazu befragt, dann gab es kontinentale Versammlungen. Im Oktober 2023 fand eine erste Versammlung auf Weltebene im Vatikan statt. An diesem Mittwoch startet dort die finale Weltsynode. Die 368 Synodalen sollen Empfehlungen für eine Strukturreform ausarbeiten. Am Ende liegt es am Papst, welche davon umgesetzt werden.
Im Vorfeld gab es Kritik, weil der Papst im Frühjahr eine Reihe von strittigen Reformthemen aus dem synodalen Beratungsprozess ausgegliedert hatte. Diese werden von externen Expertengruppen bearbeitet und stehen bei dem aktuellen Treffen nicht zur Abstimmung. Dazu gehört etwa die Frage nach den Weiheämtern für Frauen oder dem Pflichtzölibat für Priester.
Katholiken wollen Gesellschaft und Politik mitgestalten. Wie kann das gelingen angesichts der Krise der katholischen Kirche? Darum geht es beim 103. Katholikentag in Erfurt.29.05.2024 | 1:23 min
Papst klammert Themen des "Synodalen Wegs" aus
Die Reformthemen des deutschen Reformprozesses "Synodaler Weg" sind damit weitestgehend außen vor bei der Weltsynode, weshalb die Enttäuschung im Vorfeld bereits groß war. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hofft dennoch, dass etwa das Diakonat für Frauen bald eingeführt wird. Andere wie der Augsburger Bischof Bertram Meier halten ein solches Weiheamt für Frauen aktuell für nicht möglich. Damit zeigt sich schon bei den deutschen Vertretern bei der Weltsynode, wie verschieden der Spielraum für mögliche Veränderungen gesehen wird.
Insgesamt sind fünf Bischöfe aus Deutschland bei den Beratungen in Rom dabei. Neben den Bätzing und Meier sind es die Bischöfe aus Münster, Felix Genn, Essen, Franz-Josef Overbeck, und Passau, Stefan Oster. Dazu kommen der deutsche Kurienkardinal und ehemalige oberste Glaubenshüter Gerhard-Ludwig Müller sowie der Chef des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz.
Ein stimmberechtigter Laie wurde vom Papst nicht berufen, lediglich als theologische Experten die in Erfurt lehrende Kirchenrechtlerin Myriam Wijlens und der Bochumer Theologe Thomas Söding.
Die Bischofskonferenz will bei ihrer Vollversammlung den Synodalen Weg vorantreiben, um die katholische Kirche zu reformieren. Doch dem Vatikan gehen die Reformvorhaben zu weit. 19.02.2024 | 1:32 min
Papst verteidigt Stimmrecht für Frauen und Nicht-Bischöfe
Obwohl es eine Bischofssynode ist, haben wie schon im letzten Jahr wieder 57 Frauen Stimmrecht sowie 17 Männer, die keine Priester oder Bischöfe sind. 2023 zweifelten deshalb konservative Kreise die Gültigkeit der Versammlung an. Aus ihrer Sicht sollten nur Bischöfe Stimmrecht haben. Franziskus wies die Kritik zurück. Da immer noch rund Dreiviertel der Stimmberechtigten Bischöfe seien, bliebe der Charakter der Bischofssynode erhalten, seine Reaktion. Das Stimmrecht für Frauen auf dieser Ebene ist ein erster wichtiger Reformschritt, bei dem der Papst nicht zurückgewichen ist.
Auch wenn wichtige Reformthemen vom Papst ausgelagert wurden, steht bei den anstehenden Beratungen viel auf dem Spiel. Im Vorbereitungspapier ist von der Überwindung klerikaler und intransparenter Entscheidungswege die Rede, von Rechenschaftspflicht auf allen Ebenen bis zum Papst.
Der Papst bremst erneut den Reformversuch der katholischen Kirche in Deutschland. Was bedeutet das für die reformwilligen Bischöfe? Einschätzungen von Jürgen Erbacher.18.02.2024 | 1:30 min
Mehr Einfluss von Frauen in der katholischen Kirche?
Bisher sind die Bischöfe und der Papst weitestgehend frei in ihrem Handeln. Die angesprochenen Punkte greifen in das streng hierarchische Prinzip der katholischen Kirche ein. Deshalb warnen vor allem konservative Kreise vor zu viel Synodalität. Sie sehen die Machtposition des Klerus angegriffen.
Dazu kommt, auch wenn das Thema Weiheämter für Frauen vom Papst ausgelagert wurde, wird es dennoch um die Frage gehen, wie Frauen in Entscheidungsprozesse besser eingebunden werden können. Die Frauenfrage bleibt also präsent. Auch wenn vordergründig nur Strukturfragen behandelt werden, geht es am Ende um Veränderungen an der DNA der katholischen Kirche.
Mehr zur katholischen Kirche
Gesetzentwurf angekündigt:Ampel will Zahlungen an Kirchen beenden
Dombauhütte des Vatikan:Frauen dürfen erstmals Petersdom reparieren
mit Video