Separatistenführer Puigdemont will nach Spanien zurückkehren

    Separatistenführer im Exil:Puigdemont will nach Spanien zurückkehren

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    Carles Puigdemont will nach jahrelangem Exil wieder nach Spanien zurückkehren, wie sein Anwalt mitteilte. Offenbar will er bei den vorgezogenen Wahlen in Katalonien antreten.

    Carles Puigdemont spricht während einer Pressekonferenz zur Bekanntgabe der neuen Regierung des Rates der Republik Katalonien in Rivesaltes am 01.03.2024.
    Puigdemont könnte bei seiner Einreise festgenommen werden.
    Quelle: AFP

    Der 2017 ins Exil geflüchtete Separatistenführer Carles Puigdemont hat seine Rückkehr nach Spanien angekündigt - und damit in seiner Heimat prompt Aufsehen, Empörung und Unruhe ausgelöst. Puigdemont wolle nach Spanien zurück und am 12. Mai bei der vorgezogenen Parlamentswahl in Katalonien als Spitzenkandidat antreten, sagte sein Anwalt Gonzalo Boyé in einem Interview des katalanischen Radiosenders RAC1.
    Der 61-Jährige werde dabei in Kauf nehmen, bei der Einreise festgenommen zu werden. "Er ist bereit, zurückzukommen und sich verhaften zu lassen", versicherte Boyé. Viele in Spanien hätten Angst vor einer Heimkehr Puigdemonts und vor einem Wahlsieg des Mannes, dem unter anderem auch Verbindungen zu Moskau nachgesagt werden, räumte der Anwalt ein.

    Aber sie werden nicht verhindern können, dass er Präsident wird (...) Das werden nur die Wähler verhindern können.

    Gonzalo Boyé, Anwalt von Carles Puigdemont

    Puigdemont selbst äußerte sich dazu vorerst nicht.
    Spain's opposition PP party holds a protest against the Socialist government
    Jahrelang war Carles Puigdemont im Exil, jetzt könnte er bald nach Spanien zurückkehren: Seine Separatisten hatten Sánchez zum Ministerpräsidenten gewählt, im Tausch soll jetzt ein Amnestiegesetz kommen. Die Proteste dagegen sind groß.30.01.2024 | 2:12 min

    Rückkehr weckt in Spanien Erinnerungen an 2017

    Die Ankündigung schlug in Spanien wie eine Bombe ein. Puigdemont galt daheim für immer und ewig verdammt.
    Das Comeback des "meistgehassten" und -gefürchteten Bürgers Spaniens, wie unter anderem die Zeitung "El Periódico" ihn beschrieb, weckte in der viertgrößten Volkswirtschaft der EU sofort Erinnerungen an die Chaos-Wochen vom Herbst 2017 wach, als Katalonien sich unter der Ägide des damaligen Regionalpräsidenten Puigdemont unabhängig erklärte und die konservative Zentralregierung daraufhin die Region im Nordosten unter Zwangsverwaltung stellte.

    Katalonien war nach einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum und einem anschließenden Beschluss zur Abspaltung von Spanien 2017 ins Chaos gestürzt. Puigdemont floh damals im Kofferraum eines Autos nach Belgien. Auch weitere Regierungsmitglieder konnten ins Ausland fliehen.

    Mehrere der im Land gebliebenen Mitstreiter wurden zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt, inzwischen aber begnadigt. Unter den Folgen des chaotischen Trennungsversuches - darunter politische Instabilität sowie eine Unternehmens- und Kapitalflucht - leidet Katalonien noch heute.

    Erst Ende Februar leitete der Oberste Gerichtshof in Madrid gegen Puigdemont sogar ein Strafverfahren wegen Terrorismus ein.

    Puigdemonts Ankündigung löst Medienrummel aus

    In Medien, sozialen Netzwerken und Kommentarbereichen der Zeitungen, TV- und Radiosender überwog das negative Feedback -und die Angst. Puigdemont wolle sich für "den Affront von 2017 rächen", schrieb die Zeitung "La Razón". Politische Konfrontation und Polarisierung seien zu erwarten. Ein User auf der Plattform X schrieb:

    Mein Gott, wenn Puigdemont nach Spanien zurückkehrt, packe ich meine Koffer und verlasse Spanien.

    X-User "pedrodiablo"

    Olivenernte in Italien
    Um weiter regieren zu können, haben die spanischen Sozialisten ein umstrittenes Abkommen mit einer zweiten Separatisten-Partei aus Katalonien geschlossen. Eine Amnestie könnte tausenden Separatisten zugutekommen, die an dem gescheiterten Unabhängigkeitsreferendum 2017 in Katalonien beteiligt waren.09.11.2023 | 2:01 min

    Verhaftung von Puigdemont in Spanien noch nicht sicher

    Wie wahrscheinlich ist es aber, dass Puigdemont bei der Einreise festgenommen wird und hinter Gitter wandert? Das Unterhaus in Madrid hat zwar am Donnerstag dem Entwurf des umstrittenen Amnestiegesetzes der linken Zentralregierung für alle Separatisten zugestimmt.
    Der Entwurf geht aber nun zunächst in den Senat, wo die konservative Opposition, die gegen die Amnestie ist und diese als "Schande" und "Verrat" bezeichnet, die Mehrheit hält.
    Spanien, Madrid: Demonstranten, einige halten Rosenkränze, protestieren gegen die geplante Amnestie für alle von der Justiz zwischen 2012 und 2023 verfolgten «Catalanistas» am Hauptsitz der Sozialistischen Partei in Madrid.
    In Spanien sorgte ein Abkommen von Ministerpräsident Sánchez mit der Partei des katalanischen Separatisten Puigdemont zur Amnestie für Separatisten für massive Proteste. 12.11.2023 | 0:24 min
    Die von der Volkspartei (PP) angeführte Opposition kann das Gesetz nicht verhindern, den Entwurf aber maximal zwei Monate blockieren. Damit würde die Amnestie aller Voraussicht nach nicht vor Ende Mai und also auch nicht vor der Parlamentswahl in Katalonien in Kraft treten.
    Zudem kann die spanische Justiz noch Teile des Gesetzes stoppen. Und selbst nach einem Inkrafttreten der Amnestie könnten die Behörden vor einem Ende aller Verfahren Puigdemont in Gewahrsam nehmen, wie Juristen gegenüber Medien erklärten.
    Quelle: dpa
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