Datensünden: "Big Brother Award" für Christian Lindner

    Negativpreis für Datensünder:"Big Brother Award" für Lindner, Zoom und DHL

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    Die Gewinner der "Big Brother Awards" haben besonders schlecht für den Datenschutz gehandelt. Dieses Jahr ging die Negativ-Auszeichung an Finanzminister Lindner, DHL und Zoom.

    Finanzminister Christian Lindner
    Finanzminister Christian Lindner erhält einen der "Big Brother Awards" 2023
    Quelle: epa

    Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), DHL und der Videokonferenz-Anbieter Zoom sind am Freitag in Bielefeld mit den "Big Brother Awards 2023" ausgezeichnet worden.
    Bürgerrechtsgruppen vergeben die Negativpreise jährlich an Firmen, Organisationen und Politiker, um auf Verstöße gegen den Datenschutz hinzuweisen. Finanzminister Lindner erhalte den Antipreis für das seit dem 1. Januar geltende Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG), hieß es.

    Gesetz zur Steuertransparenz
    :Was jetzt beim privaten Online-Verkauf gilt

    Ist ein Verkauf auf Ebay, Etsy oder Amazon Marketplace rein privat oder schon gewerblich? Dazu gibt es seit Jahresbeginn neue Regeln. Was Verbraucher wissen müssen.
    von Brigitte Scholtes
    ebay-App
    FAQ
    Ursprünglich gedacht für gewerbliche Online-Portale wie "Airbnb" oder "Uber", zwinge es aber auch Anbieter privater Internet-Flohmarktverkäufe zur Datenübermittlung, wenn Nutzerinnen und Nutzer auf über 30 Verkäufe und mehr als 2.000 Euro Gesamtumsatz in einem Kalenderjahr kommen. Außerdem müssten die Informationen zehn Jahre lang von Plattformbetreibern und Finanzverwaltungen gespeichert werden.

    Die undotierten "Oscars für Überwachung" wurden 2000 ins Leben gerufen. Eine fünfköpfige Jury wählt die Preisträgerinnen und Preisträger aus eingesendeten Vorschlägen aus. Quelle: epd

    "Digitalzwang" bei der Deutschen Post

    Der Deutschen Post DHL Group wurde vorgeworfen, "Digitalzwang" auf ihre Kundinnen und Kunden auszuüben. So sei die Technik ihrer Packstationen so umgestellt worden, dass man dort ohne Smartphone und die neue Post & DHL App kein Paket mehr abholen könne. Gleich nach dem Start sende die App ungefragt Daten an Tracking-Firmen.
    Chat-GPT App auf dem Handy.
    Das KI-Programm Chat GPT sammelt personenbezogene Daten. Das gefährde den Daten- und Jugendschutz in Deutschland, kritisieren Experten.12.04.2023 | 1:42 min
    Das sei nicht nur illegal, rügte Rena Tangens vom Vorstand der Initiative Digitalcourage. Hier schließe ein ehemaliges Staatsunternehmen Bürgerinnen und Bürger von einer wichtigen Grundversorgung aus. Die Abhol- und Versandstationen konnten zuvor auch mit einer DHL-Kundenkarte genutzt werden.

    Auch Microsoft wird für "Lebenswerk" ausgezeichnet

    Für sein "Lebenswerk" wurde der US-Konzern Microsoft mit dem Negativpreis bedacht. Als Marktmacht zwinge das Unternehmen Menschen, Unternehmen und Behörden dazu, bei deren digitalen Aktivitäten dauernd Daten in die USA zu übermitteln und sich dadurch in Echtzeit überwachbar zu machen, warnte Thilo Weichert von der Deutschen Vereinigung für Datenschutz. Nach 2002 und 2018 war es bereits der dritte Award für Microsoft.

    Zoom wird chinesische Kontrolle und Zensur vorgeworfen

    Mit "Zoom Video Communications" erhielt eine weitere Software-Firma aus den USA den Anti-Preis für eine missbräuchliche Nutzung von personenbezogenen Daten. Als amerikanisches Unternehmen müsse es gemäß der dortigen Gesetzgebung ("Cloud Act") auf Verlangen auch Daten von ausländischen Kunden an US-Geheimdienste weiterleiten, erklärte Digitalcourage.
    Überdies unterstehe Zoom chinesischer Kontrolle und Zensur, da sich mit der 700-köpfigen Entwicklungsabteilung ein relevanter Teil des Konzerns in dem asiatischen Land befinde.
    Der von zwei Chinesen gegründete Videokonferenz-Anbieter ist vor allem seit der Corona-Pandemie weltweit gefragt. In einer Stellungnahme erklärte Zoom, dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren in den Ausbau des Datenschutzes investiert habe, "gerade auch mit Blick auf die deutschen und europäischen Anforderungen".
    Quelle: dpa

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