Experte zu Raketenabwehr: Arrow 3 schließt Bedrohungslücke

    Interview

    Raketenabwehrsystem:Experte: Arrow 3 schließt Bedrohungslücke

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    Für das Raketenabwehrsystem Arrow 3 greift Deutschland tief in die Tasche. Für Militär- und Sicherheitsexperte Gustav Gressel schließt das System eine Lücke in der Raketenabwehr.

    Eine startende Rakete vom Abwehrsystem Arrow 3
    Die USA haben zugestimmt, dass Deutschland das Raketenabwehrsystem Arrow 3 aus Israel erhält. Arrow 3 soll Teil eines europäischen Luftverteidigungssystems werden.17.08.2023 | 1:48 min
    Die USA haben Israel grünes Licht für den Verkauf des Raketenabwehrsystems Arrow 3 an Deutschland gegeben. Laut Militär- und Sicherheitsexperte Gustav Gressel wird mit diesem Kauf eine Bedrohungslücke zwischen einer Iskander-Rakete und einer Topol-Rakete geschlossen.
    • Iskander bis Topol: Die unterschiedlichen Waffensysteme
    Das sagt Gustav Gressel im Interview gegenüber ZDFheute zu ...

    ... den Unterschieden zu anderen Flugabwehrsystemen:

    Im Gegensatz zum US-Flugabwehrraketensystem Patriot hat Arrow 3 nach Angaben von Gressel eine höhere Flächenabdeckung.

    Mit Patriots können sie das Regierungsviertel schützen, mit Arrow kann man Berlin, Brandenburg in etwa abdecken.

    Gustav Gressel, Militär- und Sicherheitsexperte

    Es habe zudem auch einen Plan in Frankreich gegeben, einen europäischen Interseptor zu entwickeln. Doch die Pläne seien immer Pläne geblieben. Außerdem hätte dann auch zunächst die Finanzierung geklärt werden müssen. "Arrow 3 ist ein verfügbares System in dieser Reichweite, das man so von der Stange kaufen kann", sagt Gressel. Der Entwicklungsprozess eines eigenen Systems hätte auch schief gehen können, "wie wir das bei einigen Entwicklungsprogrammen in der Vergangenheit gesehen haben".
    Die Infografik zeigt das Flugabwehrsystem Patriot. Es erkennt Flugobjekte im Umkreis von 100 Kilometern und kann Raketen abfeuern.
    Auch im Gegensatz zum amerikanischen System THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) sei Arrow 3 viel flexibler im Einsatz. THAAD könne ballistische und quasi-ballistische Raketen abschießen, die in die Grenzschicht zwischen Atmosphäre und Weltall schweben. Arrow 3 - so schätzt der Experte - könne auch eine Kinschal bewältigen, auch wenn diese Zielklasse bislang nicht getestet worden sei.
    Grafik Raketenabwehr Arrow 3. Radareinheit entdeckt und verfolgt gegnerische Raketen. Kontrollzentrum berechnet die Flugbahn der Rakete. Raketeneinheit startet die Abwehrrakete.
    Das ist die Raketenabwehr Arrow 3.
    Quelle: ZDF

    ... zu den Vorteilen des Raketenabwehrsystems:

    "Die Arrow 3 hat eine größere Reichweite", erklärt Gustav Gressel, und sei ein größerer Flugkörper. "Sie bringt mehr Endgeschwindigkeit zusammen, ist da deutlich flexibler." Doch das israelische Raketenabwehrsystem birgt auch Nachteile.
    Gegenüber dem ZDF erläutert Gressel, dass es für die unteren Flugbahnen bislang wenig Erfahrungswerte gebe, da diese Raketen bei den Israelis eher eine untergeordnete Rolle spielen würde.

    Gustav Gressel
    Quelle: ZDF/Jule Roehr

    ... ist Politikwissenschaftler und Militärexperte. Zu seinen Themenschwerpunkten gehören Russland, Osteuropa und Verteidigungspolitik.

    ... dazu, wie Arrow 3 Deutschland und Europa helfen kann

    Arrow 3 kann Deutschland nach Angaben von Gressel dabei unterstützen, schnellere Ziele abzuschießen. "Es ist eine größere Rakete und hat damit nicht nur eine größere Reichweite, sondern auch mehr kinematische Reserven", so der Militärexperte. Arrow 3 sei flexibler, was den Einsatz angehe. "Ich glaube doch, Kinschal wäre Arrow-bewältigbar, auch wenn die Israelis gegen andere Zielklassen getestet haben, rein von der Kinematik."
    Das Interview führte ZDFheute live-Teamleiter Gregor Burkhardt.
    Quelle: ZDF

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