Milliardengrab für Atommüll: Gorleben - Ende des Endlagers
Milliardengrab für Atommüll:Gorleben: Das Ende des Endlagers
von Oliver Deuker
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Über vier Jahrzehnte galt der Salzstock bei Gorleben als mögliches Endlager für hochradioaktiven Müll. Jetzt wird er wieder verfüllt. Das Ende eines umstrittenen Projektes.
Vor vier Jahren kam das Aus für Gorleben als möglichen Standort für ein Atommüll-Endlager. Das Bergwerk wird nun zugeschüttet.29.11.2024 | 0:24 min
Es ist ein kleiner Berg, in der ansonsten eher flachen Landschaft im niedersächsischen Wendland nahe der Ortschaft Gorleben. Etliche Kubikmeter betonhartes Steinsalz müssen gelöst und dann zurück in die Stollen des Bergwerkes geschafft werden.
Es wird Jahre dauern, am Ende wird das Projekt Gorleben dann 2,1 Milliarden Euro gekostet haben. "Auf diesen Tag haben wir lange gewartet und hart darauf hingearbeitet, mit Expertise und dauerhaftem Protest", freut sich Wolfgang Ehmke Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg.
Eignung des Salzstocks als Endlager unklar
Ob der Salzstock Gorleben geeignet oder ungeeignet ist für die Endlagerung hochradioaktiven Mülls - ein abschließender Beleg in beide Richtungen blieb aus.
Wohin mit dem hochradioaktiven Atommüll? Darüber streiten Politik und Atomkraftgegner seit Jahrzehnten. Die Endlagersuche soll jetzt mit Bürgerbeteiligung vorangehen.25.04.2023 | 43:50 min
Fakt ist: Der Standort wurde politisch und nicht wissenschaftlich bestimmt, wie Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei ihren Besuch Anfang Dezember kritisierte.
1977 brachte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) den damals an der deutsch-deutschen Grenze gelegenen Salzstock ins Spiel. Die dann weiter folgende Erkundung des Salzstocks machte die Menschen noch misstrauischer, denn die Sicherheitskriterien wurden immer wieder den Realitäten angepasst.
Aus dem Misstrauen entwickelte sich schnell Massenprotest, die Bewegung gegen Atomkraft formierte sich, die Castor-Transporte ins dicht anliegende Zwischenlager in Gorleben waren weitere Höhepunkte des Protests. Und jeder weitere Castor-Behälter - so die nicht von der Hand zu weisende Logik der Gegner - zementiere das Endlager Gorleben.
Der Salzstock in Gorleben als Endlager für hochradioaktive Abfälle sorgte über Jahrzehnte für hitzige Debatten. Ein Rückblick...26.01.2022 | 4:38 min
Symbol Gorleben - Einfluss der Politik?
Jetzt also der Rückbau des Schwarzbaus, wie die AKW-Gegner das Erkundungsbergwerk nannten. Für sie ist es ein Sieg, das Ende einer Lüge.
Es ging natürlich auch um hoch strahlenden Atommüll, der hier endgelagert werden sollte. Aber Gorleben war vor allem ein Symbol. Es stand für den großen Konflikt, für Atomkraft ja oder nein.
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Wolfgang Ehmke Sprecher Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg
Wolfram König, ehemaliger Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, verbindet mit Gorleben das Aufstehen einer ganzen Region über Parteigrenzen und soziale Grenzen hinweg. In seiner Funktion war der Atomkraftgegner König auch Betreiber des Erkundungsbergwerkes Gorleben.
Der Atomausstieg ist überfällig. Sind wir vorbereitet? Wie können wir Wärme und Energie in Zukunft sichern? Der Ausstieg allerdings schafft auch Raum für Zukunftstechnologien.11.04.2023 | 27:47 min
Dass Gorleben nach dem Neubeginn der Endlagersuche ohne öffentliche Beteiligung ausgeschlossen wurde, sieht er kritisch:
So könnte der Eindruck entstehen, das Ausscheiden Gorlebens sei wiederum politisch motiviert - das nicht wissenschaftliche, sondern politische Interessenlagen die Entscheidung herbeiführten.
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Wolfram König, ehemaliger Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung
"Das führte schon bei der Festlegung Gorlebens in den 70er-Jahren in eine Sackgasse", so König.
Den meisten AKW-Gegnern ist das egal, Hauptsache Schluss mit Gorleben als Endlagerstandort. Das Verfüllen mit Salz, der Schlusspunkt, irreversibel - wirklich?
Fachleute fragen sich, warum der Salzstock nicht einfach mit Wasser geflutet wird. Ist übliche Praxis, geht schnell und ist billiger. Aber auch das wieder mit Salz verfüllte Grubengebäude erneut auszuhöhlen, ist nur eine Sachen von Wochen. Und die jetzigen Verfüllungsarbeiten würden den Bergwerksbetrieb über Jahre vor Ort lassen.
Praktisch. Lässt man sich da doch noch ein Hintertürchen offen? Stoff für Verschwörungstheoretiker? Vor dem Hintergrund, dass die Suche nach einem Endlager alles andere als geschmeidig läuft, ist alles denkbar. Experten unken, dass würde in diesem Jahrhundert nichts mehr werden.
Oliver Deuker ist Reporter im ZDF-Landesstudio Niedersachsen.
Quelle: dpa
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