Spahn regt Bundesstiftung zur Finanzierung von Moscheen an

    Statt Finanzierung aus Ausland:Moschee-Stiftung: Zustimmung für Spahn-Idee

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    Jens Spahn regt eine Stiftung zur Finanzierung von Moscheegemeinden an und erntet Zustimmung. So soll auch das Wachsen "abgeschotteter Parallelgesellschaften" verhindert werden.

    Archiv: DITIB-Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld am 22.6.2017
    Moscheen, in denen auf Deutsch gepredigt wird und die von Imamen geleitet werden, die in Deutschland ausgebildet wurden, könnten über eine Bundesstiftung finanziert werden. Das schlägt CDU-Mitglied Jens Spahn vor.
    Quelle: dpa

    In der Debatte über Einfluss aus dem Ausland auf Moscheegemeinden in Deutschland schlägt CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn eine Bundesstiftung vor. Diese solle Moscheegemeinden die Finanzierung ohne ausländische Mittel ermöglichen.

    Unterstützung für Gemeinden, die auf Deutsch predigen

    Muslimische Gemeinden, in denen auf Deutsch gepredigt werde, die von in Deutschland ausgebildeten Imamen geleitet würden sowie eine transparente Kinder- und Jugendarbeit hätten, sollten "über die Bundesstiftung finanzielle Unterstützung erhalten, auch über einen längeren Zeitraum, bis sie sich selbst tragen können", sagte Spahn der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
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    Nach Spahns Vorstellung wäre über die Bundesstiftung eine "freiwillige Finanzierung" der Moscheegemeinden möglich, ohne hierfür eine Steuer nach Vorbild der Kirchensteuer einzuführen.

    Spahn: Werden sonst "schlimmes Erwachen haben"

    Spahn bekräftigte die Forderung nach einem Ende der Auslandsfinanzierung von Moscheegemeinden in Deutschland.
    Benjamin Idriz, Imam
    Die muslimische Gemeinde in Penzberg bekommt immer mehr Hassbotschaften. Dabei setzt sie sich für Verständigung zwischen den Religionen ein.21.11.2023 | 1:18 min
    Der CDU-Politiker sagte der "NOZ":

    Wenn wir die Auslandsfinanzierung nicht stoppen und keine deutschen Moscheegemeinden aufbauen, werden wir in fünf oder zehn Jahren ein schlimmes Erwachen haben. Dann laufen wir weiter in die Radikalisierung.

    Jens Spahn, CDU-Politiker

    Jens Spahn
    Der Vorschlag von CDU-Politiker Jens Spahn, über eine Bundesstiftung Moscheegemeinden in Deutschland zu finanzieren und so den Einfluss aus dem Ausland zu beenden, stößt auf ein positives Echo.
    Quelle: dpa

    Das könne man beispielsweise in Frankreich, Belgien und Großbritannien beobachten. "Dann wachsen auch bei uns die abgeschotteten Parallelgesellschaften weiter. Und das wäre furchtbar."

    Heinig: Kein deutscher Staatsislam durch die Hintertür

    Der Göttinger Religionsverfassungsrechtler Hans Michael Heinig begrüßte den Vorschlag. Nach seinem Eindruck leide die Islampolitik seit vielen Jahren unter Ideenarmut und übermäßiger Ängstlichkeit. Der Staat dürfe unter Wahrung von Religionsfreiheit und Neutralitätsverpflichtung mittels finanzieller Förderung auch religions- und integrationspolitische Zwecke verfolgen, sagte Heinig. Ein Stiftungsmodell dürfe aber nicht zu einem deutschen Staatsislam durch die Hintertür führen.
    Imam-Ausbildung: "Erster zaghafter Schritt"
    "Ich würde es als ersten zaghaften Schritt in die richtige Richtung bezeichnen", so Eren Güvercin, Mitbegründer der Alhambra Gesellschaft, zur Ankündigung von mehr Imam-Ausbildungen in Deutschland.15.12.2023 | 5:18 min
    Die religionspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Lamya Kaddor, wies darauf hin, dass die Idee einer Stiftung nicht neu sei. Sie verwies auf die in Baden-Württemberg für den islamischen Religionsunterricht gegründete Stiftung.

    Glaubensausübung ohne Einfluss von außen

    Spahns Grundgedanken unterstützt Kaddor:

    Vor allem muss es darum gehen, hier beheimatete Muslime endlich die Möglichkeit zu geben, ihren Glauben unabhängig von ausländischem Einfluss praktizieren zu können.

    Lamya Kaddor (Grüne), Bundestagsabgeordnete

    Stopp von Imam-Entsendung
    :"Erdogan kann damit sehr gut leben"

    Die Imam-Entsendung aus der Türkei soll enden - dies sei ein "erster zaghafter" Schritt, so Eren Güvercin von der Alhamabra Gesellschaft. Der Einfluss der Türkei sei dennoch hoch.
    Menschen hören zu, wie ein Imam in der Kölner Zentralmoschee während des Tages der offenen Moschee in Köln, Deutschland, am 03. 10. 2023 spricht.
    Interview
    Auch die Politikerin der FDP, Sandra Bubendorfer-Licht, begrüßte, "dass Jens Spahn hier einen konstruktiven Vorschlag macht". Finanzierungskonzepte allein würden radikale Ideologien aber nicht bekämpfen. Sie sagte gegenüber dem evangelischen Pressedienst (epd):

    Das Ziel muss bei allen diskutierten Maßnahmen sein, dass wir einen modernen und offenen Islam deutscher Prägung stärken und unterstützen.

    Sandra Bubendorfer-Licht (FDP), Bundestagsabgeordnete

    Bubendorfer-Licht verwies auf den kürzlich zwischen Bundesinnenministerium und der türkischen Religionsbehörde Diyanet vereinbarten schrittweisen Stopp der Entsendung von Imamen aus der Türkei.
    Quelle: KNA, AFP, epd

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