Kinderpornografie im Netz: Schlag gegen Plattform-Betreiber

    Drei Plattformen stillgelegt:Schlag gegen Kinderpornografie im Darknet

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    Unzählige Bilder und Videos im Darknet: Bayerische Ermittler haben drei Kinderpornografie-Plattformen stillgelegt. Zudem konnten sie Verdächtige im In- und Ausland festnehmen.

    Eine Kriminaloberkommissarin beim Polizeipräsidium Mittelhessen, sitzt in einem Büro der "BAO Fokus" vor einem Auswertungscomputer.
    Bayerischen Ermittlern ist ein Schlag gegen die Verbreitung von Kinderpornografie gelungen.
    Quelle: dpa

    Bayerischen Ermittlern ist ein Schlag gegen Betreiber von internationalen Kinderpornografie-Plattformen im Darknet gelungen. In den USA, in Großbritannien und in Deutschland seien mehrere Verdächtige festgenommen worden, teilten das bayerische Landeskriminalamt (LKA) und die Zentralstelle Cybercrime in Bamberg am Freitag mit.
    Sie sollen als Administratoren, Programmierer oder Moderatoren der Plattformen tätig gewesen sein.

    Tausende Nutzer auf den drei Darknet-Plattformen aktiv

    Drei Darknet-Plattformen seien stillgelegt worden. Auf den Plattformen seien mehrere Tausend Nutzer aus dem In- und Ausland aktiv gewesen. Sie verbreiteten dort demnach monatlich mehr als 20.000 kinderpornografische Bilder und Videos und veröffentlichten 120.000 Postings.
    "Die Täter müssen auch in diesem Bereich damit rechnen, überführt und zur Verantwortung gezogen zu werden", sagte LKA-Präsident Harald Pickert.

    Auch das Darknet ist kein rechtsfreier Raum.

    LKA-Präsident Harald Pickert

    Ermittlungen in Bayern halfen FBI

    Die Ermittlungen begannen 2019. Im Rahmen der Auswertung von sichergestellten Beweismitteln konnten die bayerischen Ermittler Bezüge in die USA, nach Großbritannien sowie nach Australien herstellen. Um gemeinsam gegen die Plattform-Verantwortlichen zu ermitteln, gab es ein Treffen der internationalen Experten in München.
    Wie Künstliche Intelligenz bei Ermittlungen zu Kinderpornografie helfen kann:
    Die bayerischen Ermittlungsergebnisse hätten dem FBI in den USA die Festnahme eines Administrators sowie eines Programmierers ermöglicht, hieß es weiter. Im November 2022 seien der Hauptadministrator der Darknet-Seite in den USA sowie zwei Moderatoren in Großbritannien verhaftet worden.

    In der gesellschaftlichen Diskussion wird häufig vertreten, dass der Begriff "Kinderpornografie" unpassend sei, da er Gewalt gegen Kinder verharmlose. Es gibt für diese Ansicht gute Argumente. Der strafrechtliche Paragraf § 184b StGB spricht jedoch von der Verbreitung von "kinderpornografischen" Schriften. Im Alltag wird auch oft der Begriff "Sexualisierte Gewalt gegen Kinder" oder "dokumentierter Kindesmissbrauch" verwendet.

    Festnahmen in Bonn und Bayern

    In Deutschland wurde den Angaben zufolge am 3. November 2022 ein weiterer Moderator in Bonn festgenommen worden. Der 22-Jährige sitze in Untersuchungshaft. Mit Hilfe von verdeckten Ermittlern seien auch Nutzer der Seiten ermittelt worden.
    Zu ihnen gehöre ein 62-jähriger Mann aus Schwaben, der bereits im Mai 2021 in Bayern festgenommen wurde. Bei ihm wurden laut BLKA mehr als 800.000 kinderpornographische Bilder und Videos sowie Missbrauchsanleitungen gefunden. Das Strafverfahren dauere an.

    Zahlreiche Nutzer identifiziert

    Der Bamberger Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet, das bei der Zentralstelle Cybercrime angesiedelt ist, sagte, LKA und Staatsanwaltschaft hätten akribisch ermittelt und einen langen Atem bewiesen.
    Es seien zudem zahlreiche Nutzer der Plattformen identifiziert worden.
    Alle drei Darknetplattformen waren laut LKA nach den Festnahmen und dem Abschluss der internationalen Aktion nicht mehr erreichbar. Es sei auch bisher keinem Mitglied der Plattform gelungen, diese Seiten wieder in Betrieb zu nehmen.
    Im Dezember 2022 wurden die Betreiber der kinderpornografischen Darknet-Plattform "Boystown" verurteilt. Sie hatte 400.000 Mitglieder. ZDF frontal berichtet über den Fall:
    Täter Christian Manfred K. im Dschungel von Paraguay
    13.09.2022 | 12:53 min
    Quelle: dpa, epd, AFP

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