Sklaverei: Niederländischer König entschuldigt sich

    Für Sklaverei in Kolonialzeit:Niederländischer König entschuldigt sich

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    Es war lange spekuliert worden, ob sich Willem-Alexander für die Sklaverei in der Kolonialzeit entschuldigt. Nun bat der niederländische König um Verzeihung.

    Willem-Alexander, neben ihm eine Frau im roten Mantel, die einen Schirm über ihn hält.
    Die Niederlande haben als einer der letzten europäischen Staaten in ihren Kolonien Menschen versklavt. König Willem-Alexander hat nun die Nachfahren um Entschuldigung gebeten.01.07.2023 | 1:37 min
    Der niederländische König Willem-Alexander hat sich offiziell im Namen des Königshauses und der Niederlande für die Sklaverei und die dadurch ausgelösten Folgen entschuldigt.
    Er fühle sich "persönlich und zutiefst betroffen", sagte der 56-jährige Monarch am Samstag bei einer Gedenkveranstaltung zum 150. Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei in den niederländischen Kolonien. Unter lautem Beifall fuhr er fort:

    Heute stehe ich hier vor Ihnen als Ihr König und als Teil der Regierung. Heute entschuldige ich mich selbst.

    Willem-Alexander, niederländischer König

    "Von allen Formen der Unfreiheit ist die Sklaverei die am meisten erniedrigende und menschenunwürdige", fügte der König hinzu.

    Unterschiedliche Reaktionen auf Willem-Alexanders Entschuldigung

    Der ehemalige Abgeordnete John Leerdam sagte dem niederländischen Sender NOS, ihm seien Tränen über die Wangen gelaufen, als der König sich entschuldigt habe. Er sprach von einem "historischen Moment".
    Andere hingegen hoffen, dass den Worten auch Taten folgen. "Reparationen zum Beispiel", sagte Doelja Refos nach der Rede. "Es fühlt sich nicht so an, als hätten wir das abgeschlossen."
    Niederländische Königsfamilie in der Karibik, sitzt bei einer Veranstaltung umgeben von anderen Menschen
    Im Februar besuchten Willem-Alexander und Maxima die Karibik. Aruba, Bonaire, Curacao - der karibische Teil des Königreichs war einst Drehscheibe für Sklavenhandel.20.02.2023 | 13:15 min
    Zwei Aktivistinnengruppen, die sich damit nicht zufrieden geben wollten, hielten vor der Rede des Königs einen Protestmarsch unter dem Motto ""Keine Heilung ohne Reparationen" ab. Viele trugen bei dem Protestmarsch bunte Kleidung, die Sklaven früher verboten war.

    Rutte hatte sich schon für Sklaverei entschuldigt

    Im vergangenen Jahr war Ministerpräsident Mark Rutte entsprechend vorangegangen, hatte die Rolle des Landes im Sklavenhandel und der Sklaverei anerkannt und sich im Namen der Regierung dafür entschuldigt.
    Er hatte die Sklaverei in den früheren Kolonien des Landes als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" bezeichnet. Willem-Alexander hatte die Entscheidung in seiner Weihnachtsansprache ausdrücklich begrüßt.

    Lange Kolonialgeschichte der Niederlande

    Während des 16. und 17. Jahrhunderts ließen niederländische Sklavenhändler etwa 600.000 Menschen aus Afrika nach Südamerika und in die Karibik verschiffen. Die Niederlande zählten im 17. Jahrhundert zu den bedeutendsten Kolonialmächten. In jüngster Zeit wächst das Bewusstsein dafür, dass der Reichtum der niederländischen Städte und Museen auf der Kolonialgeschichte des Landes fußt.
    Als eins der letzten Länder der Welt hatten die Niederlande am 1. Juli 1863 offiziell die Sklaverei in den damaligen Kolonien abgeschafft. Aber die versklavten Menschen mussten noch zehn Jahre lang für ihre bisherigen Herren arbeiten.
    Quelle: Reuters, dpa, AFP