Recherche: Honorarkonsuln weltweit in Verbrechen involviert

    Internationale Recherche:Honorarkonsuln in Verbrechen involviert

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    Honorarkonsuln besitzen als Diplomaten diverse rechtliche Privilegien. Laut internationalen Recherchen nutzen auch Kriminelle das Amt für illegale Aktivitäten.

    Ein Reisender erreicht die 30th Street Station in Philadelphia
    Unter Honorarkonsuln gibt es weltweit hunderte schwarze Schafe - das zeigen internationale Recherchen.
    Quelle: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Matt Rourke

    Hunderte sogenannte Schatten-Diplomaten - wie zum Beispiel Honorarkonsuln - sind einer internationalen Medienrecherche zufolge weltweit an kriminellen oder zumindest problematischen Machenschaften beteiligt gewesen.
    Angestoßen hat die Recherche das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) und die US-Rechercheplattform ProPublica.

    Fast 60 Medien in 46 Ländern an Recherchen beteiligt

    Im Rahmen des Projekts "Shadow Diplomats" (Schatten-Diplomaten) recherchierten demnach fast 60 Medien in 46 Ländern. In Deutschland waren diese Medien beteiligt:
    • "Spiegel"
    • "Süddeutsche Zeitung"
    • NDR
    • WDR
    Gemeinsam wurden mehr als 500 gegenwärtige oder frühere Honorarkonsuln identifiziert, die in Kriminalfälle, Skandale oder behördliche Ermittlungen verwickelt waren oder sind - darunter verurteilte Drogen- und Waffenhändler sowie Sexualstraftäter, heißt es dazu in den Berichten.
    Mindestens 30 Männer und Frauen wurden demnach in den vergangenen Jahren von den USA, der EU und anderen Ländern sanktioniert.

    Recherche bemängelt unzureichende politische Kontrolle

    Ein ehemaliger Honorarkonsul Italiens in Ägypten soll etwa versucht haben, wertvolle Kunstgegenstände wie Mumienmasken außer Landes zu bringen und sei dafür - in Abwesenheit - zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt worden.
    Problematisch ist laut des Berichts vor allem, dass die ehrenamtlichen Diplomaten Privilegien genießen, aber nur unzureichend kontrolliert werden.

    Kriminelle nutzen diplomatische Freiheiten im Amt aus

    Honorarkonsuln sollen unter anderem Länder unterstützen, die es sich selbst nicht leisten können, hauptberufliche Diplomaten ins Ausland zu senden. Oft üben in westlichen Ländern Menschen mit langer Berufserfahrung, zum Beispiel in Wirtschaft oder Politik, diese ehrenamtliche Funktion aus.
    Sie pflegen zum Beispiel Kontakte in das andere Land und beglaubigen Dokumente. Laut der internationalen Recherche gibt es aber zahlreiche schwarze Schafe, die die Privilegien - etwa bei Reisen - gezielt ausnutzen. Außerdem seien die Titel zum Teil sogar käuflich.

    Deutschland ermittelt gegen fünf Honorarkonsuln anderer Länder

    Der Recherche zufolge verschickte die Bundesregierung seit 2020 fünf sogenannte Verbalnoten, um andere Länder über strafrechtliche Ermittlungen gegen deren Honorarkonsuln zu informieren.
    Auch Deutschland wird im Ausland von vielen Honorarkonsuln vertreten - oft in kleineren Städten oder Regionen, in denen es keine Botschaften oder Konsulate gibt.
    Quelle: dpa, AFP